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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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vernünftiger Größe kann im Chaos nur Objekte erfassen, die sich nicht viel schneller bewegen, als ihr rennen könnt, alles andere würde seine Fähigkeiten der Kartierung übersteigen. Außerdem würde eine allzu schnelle Bewegung mit allzu großer Energie Wirbel von Widersprüchen und Störungen anziehen, die wir als Verzerrungen und Enigmachrons bezeichnen. Das können schreckliche Fallen sein, denn sie verschlingen und absorbieren alles, was sie erwischen, ob gepanzert oder nicht, und binden es an das Chaos. Sicher werdet ihr auf Opfer solcher Wirbel stoßen – uralte Opfer und Opfer aus jüngerer Zeit. Es dauert lange, bis Opfer des Typhon sich auflösen. Schon vor meiner Erzeugung haben die Angelins – die Beobachter des Chaos im Zerstörten Turm – einige dieser monströsen Erscheinungen, die früher einmal menschlich waren, zu erforschen versucht. Und diese Erscheinungen sind immer noch da draußen.«
    Er hielt kurz inne. »Besonders verletzlich sind eure Panzer in der Zone der Lügen, von uns aus gesehen die Zwischenzone
zur Grenze des Realen. Dort lässt der Schutz, den die letzte Phalanx von Realitätsgeneratoren unserer Stadt bietet, immer mehr nach, so dass das Chaos an Boden gewinnt. Wenn man die Zwischenzone durchquert, muss man überaus vorsichtig vorgehen. Ihr dürft eure Panzer dabei nicht voll aktivieren, denn konkurrierende Kraftfelder erzeugen unvorhersehbare Ergebnisse. Ich werde euch in die Zone begleiten und überwachen, wie ihr vorankommt. Bis jetzt habe ich in dieser Phase noch keinen Marschteilnehmer verloren. Doch viele andere Ausbilder mussten erleben, wie es ihre Gruppe schon zu diesem frühen Zeitpunkt erwischte und sie in einem Sog oder Wirbel versank.
    Ein weiterer Punkt: Im Chaos gibt es Regionen, die scheinbar selbst über längere Zeiträume hinweg Beständigkeit zeigen können. Eine davon ist die Nekropolis, ein Überbleibsel der neun Bione, die früher zur Kalpa gehörten. Der Typhon hat diese Ruinen in Aufzeichnungen festgehalten und sie mit den verfälschten Überresten anderer Städte kombiniert. Es ist eine grausame Verhöhnung der größten Stadtfestungen, die einst die Erde umspannten, und seine Methode, uns Angst vor künftigen Entwicklungen zu machen. Der Typhon hat die Überreste oder Stadtkerne, vielmehr deren Trugbilder, zusammenmontiert und in Sichtweite des Turms platziert. Manche dieser Ruinen scheinen noch bewohnt zu sein, falls das der angemessene Ausdruck dafür ist. Bewohnt von verzweifelten Phantomen. Aus denen, die einst dort lebten, ist jedes Leben gewichen, und dennoch sind sie noch da und wuseln herum. Und das, was niemals gelebt hat, erwacht dort unverhofft zum Leben.
    Jetzt möchte ich euch die Zonen beschreiben, die einerseits sehr gefährlich sind, andererseits aber auch Chancen bieten.
Eine davon ist eine Art Weg oder Straße quer durch das Chaos, auch Pass genannt. Pässe tauchen mal hier, mal dort auf und verschwinden auch wieder; es sind gewundene Pfade oder Sträßchen, die durch alle Gebiete führen.«
    »Wozu dienen sie?«, fragte Tiadba.
    »Als Beförderungswege. Selbst im Chaos gibt es Abstufungen zwischen guter und schlechter Verwaltung, Macht und Ohnmacht, Größe und Armseligkeit. Die höchsten und mächtigsten Gestalten oder Gebilde – wir dürfen ihnen nicht unterstellen, dass sie mit Wissen oder Intelligenz begabt sind – nutzen diese Pässe, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Zu diesen gehören die Schweigenden, die so viel Verderben über unsere Marschteilnehmer gebracht haben und selbst zu Sangmers Zeiten schon tätig und mächtig waren.«
    »Wie sehen sie aus?«, wollte Nico wissen.
    Pahtun schüttelte den Kopf. »Sie haben viele Gestalten. Manche im Turm überwachen ihr Kommen und Gehen; leider erzählen sie uns hier unten nur wenig davon.«
     
    Die Marschteilnehmer blieben neben der überwölbten Hütte stehen, zogen Grimassen und streckten sich, denn sie mussten sich erst an ihre Panzer gewöhnen.
    »Die alte Materie, aus der ihr erzeugt wurdet und aus der ein Großteil der Erde besteht, wurde früher einmal durch die Sperre am Leben erhalten, die dem Typhon einen Riegel vorschob. Doch als diese Sperre sich rings um die Kalpa zusammenzog und Realitätsgeneratoren nötig wurden, mussten wir alles außerhalb der Kalpa aufgeben. Innerhalb des Chaos altert die ursprüngliche Substanz auf unvorhersehbare Weise, schafft
Einschlüsse des geologischen Wandels und der Zerstörung, in denen die einfachen Regeln der

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