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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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orangefarbene Außenhaut, die sich glatt und kühl anfühlte. Der Panzer vibrierte unter ihren Fingern und gab ein leises, zustimmendes Geräusch von sich. Grayne hatte ihnen ein wenig über diese Dinge erzählt, allerdings nicht erwähnt, dass diese Schutzanzüge mit gewissem Eigenleben über Leib und Glieder gleiten konnten.
Sie streiften sich praktisch von selbst über die Körper, während die Jugendlichen herumhüpften und sich wanden. Herza und Finna versuchten sich aus den Anzügen zu lösen, doch es gelang ihnen nicht. Diejenigen, die als Erste angezogen waren, alberten nervös herum, als sie die Mienen ihrer Gefährten sahen.
    Die Helme hingen schlaff auf die Schultern herab, wie abgetrennte Kapuzen, bis sie sich auf Pahtuns Befehl hin aufrichteten, versteiften und luftdicht verschlossen. Dennoch empfand Tiadba keine Platzangst. Sie konnte mühelos atmen, und die Luft wirkte frisch. Sie spürte lediglich einen leichten Juckreiz an den Verbindungsgliedern, schaffte es jedoch schnell, nicht weiter darauf zu achten.
    »Sie werden zur zweiten Haut«, erklärte Pahtun. »Nur sind sie feiner und besser ausgestattet. Eure Panzer beschützen euch vor unsäglichem Elend. Die Fertigungskunst ist uralt, doch für mich grenzt sie immer noch an ein Wunder. Allerdings hat auch dieses Wunder Grenzen. So ein Panzer spürt jede Verletzung oder Änderung der Regeln, wie sie da draußen so häufig auftreten. Er wird Sinneseindrücke ins Chaos übertragen oder übersetzen, damit ihr Licht und Schatten, Farbe und Form erkennen könnt. Er hilft euch dabei, euch in etwas zu verankern, das einer Erdoberfläche ähnelt, und euch in etwas zu bewegen, das einer Landschaft gleicht – jedenfalls so verlässlich, dass ihr während eurer Reise vorwärtskommt und voraussichtlich bis zu einem Ort gelangt, an dem das Chaos gebannt ist. Auch das Chaos hat verschiedene Formen und Eigenschaften. Es gibt dort so etwas wie Wetterbedingungen: Einige Orte sind stärker verwandelt als andere, manche von Veränderungen fast unberührt. Hin und wieder scheint es so, als hätte das, was wir dort
beobachten, eine Patina von langjähriger Beständigkeit, doch in Wirklichkeit ändern die Regeln sich ständig. Wenn man das nicht schnell begreift und sich entsprechend anpasst, hat das schreckliche Konsequenzen. Deshalb werden sich eure Schutzanzüge anpassen und ständig dazulernen , genau wie ihr.«
    Zwei der Begleiter brachten einen schlanken schwarzen Dreifuß herein, auf dem ein Gebilde montiert war, das wie ein flachgedrücktes Ei aussah. Wie Ghentun erklärte, war es ein tragbarer Realitätsgenerator, der für mehrere Schlaf- und Wachzyklen einen Schutzring um die ganze Gruppe errichten konnte.
    »Innerhalb der Kalpa erhalten unsere Generatoren den Anschein der alten Realität aufrecht. Falls eure Panzer Schwächen zeigen oder ausfallen, können euch diese kleineren Realitätsgeneratoren eine Zeit lang schützen. Allerdings könnt ihr, wenn ihr von einem solchen Schutzring umgeben seid, eurem Ziel nicht näher kommen.«
    Als Nächstes zeigte Pahtun ihnen ihre Waffen, die sie, wie er sagte, niemals leichtfertig oder in aggressiver Absicht gebrauchen sollten, weil das nur unerwünschte Aufmerksamkeit erregen werde. Die Waffen bestanden aus blitzenden geschwungenen Klingen, die man Klaven nannte. In erster Linie, so erklärte Pahtun, seien sie nicht zum Schneiden gedacht, sondern dazu, Veränderungen zu beschleunigen. »Klaven treiben das Chaos an, verstärken dessen eigene Tendenzen. Die Wirkungen sind jedoch nicht vorhersehbar. Was die Klaven treffen, kann eventuell auseinanderfallen oder auch aufhören zu funktionieren. Andere Waffen habt ihr nicht – außer euren Verstand. Deshalb ist es bei Gefahr stets besser, zu fliehen oder sich zu verstecken. «
    Und so wurde ihnen in der Ausbildung vor allem beigebracht, sich dem Chaos zu entziehen (auch wenn sie bis jetzt noch gar keine richtige Vorstellung davon hatten, wem oder was sie sich dabei entziehen sollten).
    »Und warum schicken wir euch nicht mit Fahrzeugen hinaus? «, fragte Pahtun. »Mit Flugapparaten, Raumschiffen, Transportmitteln, die über die Oberfläche gleiten oder unter ihr hindurch? Weil unsere Generatoren an bestimmte Größenmaßstäbe gebunden sind, eine bestimmte Skalierung berücksichtigen müssen. Wenn unsere tragbaren Realitätsgeneratoren mehr schützen sollten als eine kleine Personengruppe, wären sie zwangsläufig riesig und unhandlich. Und jeder mobile Generator

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