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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Wiedergänger.
    »Bestimmt ist Perf jetzt bei ihnen«, sagte Macht. Nico kniete nieder und legte die Hände zu einem Fürbittegebet aneinander – auch wenn niemand wusste, zu wem sie hier draußen beteten.
    Pahtun hörte aufmerksam zu, allerdings hatte Tiadba den Verdacht, dass er solchen Geschichten schon oft gelauscht hatte. »Trotz aller Widrigkeiten habt ihr euch gut geschlagen, junge Freunde«, sagte er. »Gut zu wissen, dass wir immer noch solche wie euch erschaffen können. Aber die Stadt weiß kaum etwas über das Chaos, das war schon immer so. Und ich kann weder dorthin zurückkehren noch den Bewohnern übermitteln, was ich weiß, denn ein solches Risiko kann die Stadt nicht eingehen. Schließlich könnten wir ja Ausgeburten des Typhon sein, die bewusst Fehlinformationen verbreiten.«
    »Genau das hat auch unser Ausbilder gesagt«, bemerkte Macht trübselig.
    »Könnten«, betonte Pahtun. »Verlasst euch auf eure Instinkte, denn sie sind sehr viel feiner als die irgendeines Instandsetzers oder Eidolon. Näher am irdischen Ursprung, näher an der Wahrheit. Bin ich eine Ausgeburt des Chaos?«
    »Nein«, erwiderte Denbord nach kurzem Zögern, und Tiadba stimmte ihm zu. Die anderen sagten nichts.
    »Nun ja, manche von euch glauben mir, andere sind nach wie vor argwöhnisch, und das macht auch gar nichts. Niemand von euch kann ständig Recht haben. Aber so viel kann ich euch sagen: Die Passwege verlagern und vervielfältigen sich ständig. Da draußen gibt es mittlerweile unzählige Pässe, und sie ziehen sich jetzt enger zusammen. Die meisten führen zu einem riesigen Trichter, den ein Tal durchschneidet. Und dieses Tal erstreckt sich fast über die Hälfte dessen, was von der Erde noch übrig ist. Da draußen habe ich einige seltsame Dinge gesehen. Dort sammelt sich irgendetwas und wird immer größer. Ich weiß nicht, was diese Objekte darstellen oder vermögen. Im Augenblick belässt es das Chaos bei dieser Ansammlung. Manche Eidola bezeichnen das da draußen als Tohuwabohu , als wüste, sinnlose Unordnung. Die Angelins im Zerstörten Turm können hin und wieder so weit blicken, wenn das Licht im Chaos Streiche zu ihren Gunsten spielt. Inmitten dieses Tohuwabohu liegt euer Reiseziel, Nataraja.«
    »Existiert die Stadt überhaupt noch?«, fragte Nico.
    »Hoffen wir’s. Denn wenn nicht, war all unsere Mühe umsonst. In ihrer unermesslichen Weisheit haben die Großen Eidola wichtige Persönlichkeiten in diese Rebellenstadt verbannt. Und diese Verbannten haben wichtige Instrumente mitgenommen, wie ich erfahren habe.«
    »Welche?«, fragte Nico mit wachem Blick.
    »Das wissen nur sie. Kennt ihr die Geschichte des Bibliothekars, junge Freunde?«
    »Nein.«
    »Jedenfalls nicht die vollständige«, setzte Nico nach.
    Tiadba hielt die Bücher hoch, die sie in der Beintasche ihres Schutzanzugs mitgeschleppt hatte. »Vielleicht ist es auch nicht nötig, dass wir sie kennen.«
    Mehrmals hatte Pahtun fast gierig zu den Büchern hinübergeblickt. »Es würde wohl kaum irgendjemandem nützen, wenn ihr sie nicht erfahrt. Die Geschichte des Bibliothekars ist Teil einer großen Erzählung, der größten Erzählung überhaupt. Und du, junge Freundin, heißt doch Tiadba, stimmt’s?«
    Sie hatte ihm ihren Namen nie genannt. Vielleicht hatte Pahtun ihn von ihrem Schutzanzug erfahren. »Ja.«
    »Dann lies uns doch vor, ja? Wir haben Zeit, und ich hab schon ewig lange keine Geschichte mehr von einem Marschteilnehmer vorgelesen bekommen.«
    Als sie das Buch aufschlug, stieß sie auf einen Abschnitt, in dem Sangmer von seiner Besatzung und ihrer Reise im Sternenschiff erzählte. Von der Reise, die ihn und seine Mannschaft zu den letzten Ausläufern der gekrümmten Raum-Zeit tragen sollte.

DAS ERSTE BUCH ÜBER ISHANAXADE
    Selbst inmitten der Schönheit, die die Shen mit ihren Welten geschaffen hatten – Welten, die den Gliedern einer Halskette ähnelten –, selbst umgeben von all den ausgeklügelten Künsten, die die Shen in der Vergangenheit aus allen lebenden Galaxien zusammengetragen hatten, konnte meine Besatzung in Anbetracht dessen, was wir gesehen hatten, nur Bedauern empfinden. Bedauern – und Angst bei dem Gedanken, all diese zerstörten Raumregionen auf unserem Rückweg
erneut durchqueren zu müssen. Wen oder was wir auch mitnehmen oder befördern würden: Uns war klar, dass die Heimreise noch schwieriger werden würde als der Hinweg.
    Währenddessen traf Polybiblios seine Vorbereitungen: Sie bestanden darin, seine

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