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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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verausgaben, um weiteres Leid zu verursachen und jede Möglichkeit eines positiven Ausgangs zu vereiteln. Er hat die Verseuchung des Kosmos quer durch die Zeit in die Vergangenheit ausgedehnt, die Schöpfung pervertiert und endlose Zyklen der Orientierungslosigkeit und des Kummers ausgelöst. Und jetzt drängt er unseren Kosmos auf ein widerwärtiges Ende zu, löst Raum und Zeit rückwirkend auf, bis zu den urzeitlichen Anfängen, verleibt sich so gut wie alles ein, was im Rahmen unserer Vorstellungskraft liegt.
    Natürlich könnten wir darüber spekulieren, was mit dem Typhon unter günstigeren Umständen passiert wäre. Vielleicht sollten wir sogar Mitleid mit ihm empfinden, zumindest diejenigen,
die seine zerstörerische Hand gespürt haben – also jeder Einzelne von uns.
    Er ist nicht die Erbsünde der Vergangenheit, sondern das Böse, das von der Zukunft aus über uns hereinbricht. Nicht die ursprüngliche, sondern die abschließende Sünde.
    Aber solche Spekulationen sind nicht angemessen für uns. Und es ist nicht an uns, Mitleid mit einer gescheiterten Gottheit zu empfinden.
    Und deshalb …
    Lassen wir das. Lassen wir das Mitleid.
     
    Der Typhon, der früher weder Gedanken noch Substanz hatte, weder ein Gewissen noch Mitgefühl, merkt, dass sein aufgeblähter Kadaver plötzlich zu Empfindungen fähig ist. Er spürt so etwas wie eine böse Vorahnung, die sogar Furcht sein mag. Jetzt ist er genauso ohnmächtig wie diejenigen, die er zermalmt hat.
    Er ist zu einem winzigen bräunlich grauen Ding geworden, das wie eine metaphysische Fehlgeburt im letzten Rest des Universums zurückgeblieben ist. Ein jämmerliches Ding, mal abgesehen von seiner Geschichte. Und eine Geschichte wird es bald nicht mehr geben. Von den Machenschaften, von den Errungenschaften des Typhon wird jede Spur erlöschen.
    Was er mit aller Macht aufhalten und verhindern wollte, rückt jetzt vor. Selbst die Werkzeuge, die er quer durch alle Zeitläufe geschmiedet hat, wenden sich nun gegen ihn. Er spürt, wie die letzten beiden Schicksalsstränge herumwirbeln, sich winden und miteinander verschlingen, um einzeln und gemeinsam gegen all seine Bemühungen anzukämpfen und sie zunichtezumachen.
    Einer der Stränge löst sich schließlich auf.
    Und jetzt macht der Typhon Bekanntschaft mit einer weiteren neuen Empfindung: dem fatalen, entsetzlichen Gefühl von Hoffnung.
    Nur ein einziger Schicksalsstrang wird überleben – schon an sich keine gute Voraussetzung für irgendeinen Kosmos.
    Der Typhon mag tatsächlich in ein Nichts übergehen, doch zumindest wird ihm die Befriedigung bleiben, die letzten Beobachter des Kosmos mitzureißen und deren frevlerische Augen für alle Zeiten zu blenden. Nichts wird überleben.
    Keine Erinnerungen.
    Keine Geschichten.
    Keine Zukunft.

121
    Jack sieht, wie sich Ginny, halb rudernd, den Weg durch den Schnee, den Nebel und die sich auftürmenden Eisbrocken zu dem bläulichen Lichtschimmer bahnt. Mit äußerster Anstrengung gelingt es ihm, sie einzuholen, indem er sich an den letzten Schicksalsstrang hält. Alle Alternativen hat die Armillarsphäre gekappt und in Stücke zerfetzt. Der Stein hilft ihm – ein wenig.
    »Hey!«, sagt er.
    »Hey.« Sie mustert ihn. »Hüte dich vor den Katzen. Sie wirken ziemlich aufgebracht.«
    »Ja. – Dachte nicht, dass ich es schaffen würde.«
    »Und ich dachte, du hättest mich vergessen.«
    »Nie im Leben.«
    Ihre Hände strecken sich nacheinander aus, gleiten ineinander. Sie umarmen sich und spüren dabei, wie sie sich gegenseitig wärmen. Und jetzt verbindet sie etwas, das viel erotischer ist als alles, was sie je erlebt haben, und es gibt ihnen Kraft. Die Integralläufer legen sich klirrend aneinander und klemmen Jacks und Ginnys Finger zwischen sich ein. Als die Steine sich wieder voneinander lösen, flackern sie rötlich auf.
    »Wir brauchen mindestens drei«, sagt Ginny. »So viel weiß ich noch.«
    »Falls der dritte nicht auftaucht, ist alles verloren, stimmt’s?«
    »Ich glaube schon. – Wer ist denn das?« Ginny deutet auf eine weitere Gestalt im Nebel.

122
    Nackt und zitternd erreicht Jebrassy den Rand des strahlend blauen Lichts. Seine Füße und Unterschenkel sind so taub wie Holzklötze. Zwei hochgewachsene Menschen – er kann nur annehmen, dass es Menschen sind, denn Nebel und Schnee hüllen die Gestalten größtenteils ein – kommen auf ihn zu. Einer der beiden beugt sich nach unten und zieht ihn an der Achsel hoch.
    Sie sind zwar groß, aber keine

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