Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear

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Armillarsphäre verrinnen weitere Sekunden.
    Daniel greift in seine Hosentasche, wie immer in solchen Situationen. Stets gibt er weiter, was man ihm gegeben hat, um alles zu retten, was gerettet werden muss. Und das nimmt ihm jede Chance, sich mit dem Wesen zu vereinigen, das er mehr als alles auf der Welt liebt. Nur um mit diesem Wesen zusammen zu sein, hat er den langen Weg auf sich genommen.
    Wer – oder was, das haben wir uns stets gefragt, stimmt’s? Was würden wir einander je bedeuten können?
    Ich habe das Chaos durchquert, während die Rebellenstadt – vom Typhon umzingelt, vom Stadtfürsten verraten – im Sterben lag. Trotz allem bin ich zu ihr in die Rebellenstadt gezogen und habe getan, was ich tun musste. Wir kamen überein, dass ich mit einem Teil von Babel, dem letzten fehlenden Stück, zum Anfang zurückkehren müsse. Und auf Drängen des Bibliothekars nahm ich noch ein zweites Stück mit, als Rückversicherung für den Fall, dass ich das andere aufgrund erneuten Verrats verlieren würde …
    Und so flog ich mit den letzten Integralläufern zurück und verschaffte mir mit roher Gewalt Zugang zu den frühesten Intelligenzen im jungen Kosmos.
    Ich, der einzige Hirte, der niemals träumt.
    Der schlechte Hirte.
    Jack steht neben ihm und legt ihm die Hand auf die Schulter.
    »Weißt du, was hier vor sich geht?«, fragt Jack. »Ich hab nicht die leiseste Ahnung.«
    »Nichts weiter als ein Riesenschlamassel«, erwidert Daniel. »Hier, nimm das.« Er reicht ihm die beiden Steine. »Für diesmal ist meine Arbeit erledigt.«

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    Tiadba umschlingen die wärmenden Arme eines Wesens, das sie nie gekannt hat, dem sie nie begegnet ist, über das sie aber trotzdem vieles weiß. Sie weiß, dass man Teile dieses Wesens im sterbenden Kosmos zusammensuchte und die Shen all diese
Teile an einen einzigen Ort brachten, wo ein brillanter Denker sie zu einer empfindungsfähigen Gestalt zusammensetzte, die aus unbekannten Gründen das weibliche Geschlecht annahm.
    Dann ist sie dem Reisenden begegnet, der ausgeschickt worden war, ihren zukünftigen Vater zur Erde zurückzuholen. Sie hat mit ihm gesprochen und daraufhin die wichtige Entscheidung getroffen, eine Frau aus Fleisch und Blut zu werden und mit zur Erde zu reisen. Und dort …
    Tiadba empfindet keine Angst mehr, auch keine Bitterkeit, aber auch die Umarmung kann ihren Kummer nicht lindern. Sie windet sich in den Armen, die sie umschlingen, findet darin weder Trost noch Ruhe. Sie spürt, dass sich jemand nähert, der ihr vertraut ist, kann ihr Umfeld aber kaum überblicken. Doch andere Augen können es aus anderer Perspektive erkennen. Und plötzlich springen strahlend blaue Lichtbogen von Tiadbas Haut auf und erhellen ihr ganzes Umfeld mit ihrem prächtigen, blendenden Leuchten.
    Ihre Besucherin hält sich in unmittelbarer Nähe auf, und sie sieht …
    Jebrassy!

124
    Die inneren Bänder der Armillarsphäre beschleunigen ihre Umdrehungen mit verblüffender Geschwindigkeit. Doch nur wenige Momente vor dem Ende, vor der unendlichen Verdichtung, bei der sich die Sphäre zu einem Nullpunkt zusammenziehen
und weniger als nichts nachklingen wird – in diesen Momenten, in denen alles, heftig vibrierend, auf den Punkt zuläuft, an dem es zu Staub zerfallen muss –, erweitert sich der metrische Raum plötzlich.
    Etwas Riesiges erwacht.
    Während die Umdrehungen sich immer mehr verlangsamen, dehnt sich die Armillarsphäre über Meilen aus. Zugleich wogt der See aus zermalmtem Eis, steigt empor und ergießt sich in Wellen von Schmelzwasser in diesen neu entstandenen Raum.
    Die Kalkprinzessin ist nicht mehr. Zusammen mit dem Typhon ist sie für immer verschwunden. Und das Gefängnis der Armillarsphäre verwandelt sich in die Kapsel, die einen neuen Keim birgt. Innerhalb der Sphäre herrscht ein solcher Wartezustand, als halte die Welt den Atem an.
    Und jetzt taucht sie auf: eine andere Erscheinung, die seit Ewigkeiten verschollen oder an ihrem Wirken gehindert war. Fassungslos und völlig verwirrt kehrt sie zurück, denn ringsum entdeckt sie Geschöpfe genau der Art, deren Aufzucht sie vor so langer Zeit befohlen hat. Diese Geschöpfe haben sie gefunden, wie es ihnen von Anfang an bestimmt war. Und sie haben sogar noch mehr eingefangen und mitgebracht: ihnen verwandte Gestalten aus ursprünglicher Materie.

Wie es ihnen von Anfang an bestimmt war.
    Sie haben sich miteinander vereint. Das Ziel ihres Vaters ist fast erreicht.
    Doch eines bleibt noch zu tun.
    Wie eine