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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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für die Harmonie von Gebäude und Landschaft.‹
    Dany legte das Material zusammen. Ein Glücksfall, daß sie Fenrich getroffen hatte, wobei sie ihn in erster Linie als Informanten schätzte und dann erst als Mann. Männern gegenüber war sie distanziert, vor allem, wenn sie ihr gefielen. Sie würde morgen um acht Uhr schon mit Ferry losziehen, auf die Gefahr hin, daß bei einem solchen Begleiter für eine Frau womöglich Flirt zur Pflicht würde – aber warum auch nicht?
    Endlich kam die Verbindung mit München zustande, aber Frank war unerreichbar.
    Sie bat um seinen Rückruf.
    Und das konnte lange dauern. Dany döste ein, erwachte wieder, wälzte sich auf die andere Seite. Sie ging das Gespräch mit Garella noch einmal durch, fragte sich abermals, ob sie nicht einen Fehler gemacht hatte. Es gab keine Antwort. Noch nicht. Und wenn sie eine erhielte, wäre es vermutlich zu spät. Aber sie wußte, daß sie keine Chance hatte, sich gegen einen Mann von seinem professionellen Kaliber abzuschirmen.
    Endlich klingelte das Telefon. Schlaftrunken nahm Dany den Hörer ab.
    »Tut mir leid«, sagte Frank am Telefon. »Ich war über Land gefahren.«
    »Nicht weiter wichtig«, behauptete die Journalistin. »Ich wollte dir nur sagen, daß du morgen nicht auf meinen Brief warten sollst. Die Geschichte hat sich erledigt.«
    »Wieso?« fragte er erschrocken.
    »Ich hab's mir anders überlegt. Mach dir keine Gedanken! Die Sache erübrigt sich wirklich.«
    »Du hast den Brief nicht abgesandt?«
    »Nein«, erwiderte die Journalistin ungeduldig. »Wozu auch?«
    »Dany«, mahnte der Freund und Mentor eindringlich. »Du weißt doch, was du tust?«
    »Aber ja«, entgegnete sie rasch. »Vielen Dank, Frank, und gute Nacht.«
    Müde sah sie auf die Uhr.
    Es war 2 Uhr 30 Ortszeit, Unzeit.
    Der Mann, der sich für die nächsten drei Wochen auf das pikante Thai-Mädchen Suchada abonniert hatte, lag auf dem breiten französischen Bett wie ein gefällter Riese. Die Augen waren geschlossen, ausgestreckt die Arme, die Kinnlade heruntergefallen. Selbst im gedämpften Licht der Nachttischleuchte sah man, daß sich sein Gesicht bereits gelblich verfärbte.
    »Call a doctor!« hatte Bruno Suchada aufgefordert. »Immediately, please!«
    Das lähmende Entsetzen fiel von ihr ab; sie nickte und zog sich an.
    Draußen tobte der Lärm der Walpurgisnacht weiter. Getrieben von Suff und Lust, vollbrachten die Urlaubssünder wieder Bocksprünge abwegiger Geselligkeit.
    »One night in Bangkok«, hämmerte Murray Heads Stakkato-Hit. Eine Nacht in Bangkok – die letzte in Brennhubers Leben. Der beliebte Song war in Thailand nur noch bei Privatveranstaltungen zu hören. Wiewohl die Londoner Philharmoniker die Einleitung zu dem Weltschlager spielten, wurde er auf Wunsch der Regierung im Fernsehen und Radio als unerwünschte Anspielung nicht mehr ausgestrahlt. Manchmal konnten die großzügigen Thais sehr empfindlich sein. So hatten sie auch die Ausfuhr von Buddhas verboten, um zu verhindern, daß sie geschmackloserweise in aller Welt zu Lampenschirmen verarbeitet würden.
    Der Regisseur der Massensuhle forderte seine Kumpane auf, vor dem nächsten Partnertausch ins Wasser zu springen. Noch wußten sie nicht, daß sie keine Abkühlung mehr benötigten.
    »Los, Kaspar!« brachte Bruno den stillen Saumweber auf Trab. »Sag ihnen, was vorgefallen ist, dann vergeht's ihnen.«
    »Aufhören!« rief der Friseurmeister. »Seid doch vernünftig Leute. Der Brennhuber – hört's doch …«
    »I'm your private dancer«, röhrte jetzt Tina Turner vom 200-Watt-Verstärkten Tonband, das der Witwer vergeblich zu übertönen versuchte. »A dancer for money.« Die Veitszuckungen gingen weiter, bis Suchada den anderen Gespielinnen etwas zurief. Sie machten sich von ihren unwilligen Partnern frei, schlüpften in ihren Anmachdreß und schleunigst aus dem Haus.
    Die Stimmung platzte wie ein gerissenes Tonband. Die Ernüchterung kam mit der plötzlichen Stille. Der Reporter packte Anderl, den Impressario der Venusspiele, derb am Arm, zog ihn in den ›Gelben Salon‹.
    »Sieh dir die Bescherung an!« forderte er ihn auf.
    »Xare, um Gottes willen!« stöhnte der Fuhrunternehmer, als er das Verhängnis übersehen konnte. »Was Schlimmeres hätt' net passier'n können.«
    Von den Thai-Mädchen verständigt, stand auf einmal der Osz'm-Manager unter ihnen. Er legte dem Toten die Hand auf die Stirn und schüttelte den Kopf. Er betrachtete die verstörten und ernüchterten

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