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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Einschleusung extrem vorsichtig inszenieren. Je weniger Mitwisser es gab, desto sicherer war die Aktion. Am liebsten hätte der Einzelgänger auf Helfer überhaupt verzichtet, aber das war eine reichlich theoretische Erwägung; allein hatte er keine Chance gegen Sulla, so gut er auch die Verhältnisse vor Ort kannte, und so mußte er zwangsläufig auch Schwachstellen in Kauf nehmen.
    Garella und seine Begleiterin hatten das Ziel erreicht und rollten in die Tiefgarage. Ein Parkplatz war direkt neben dem Aufzug reserviert. Das neue Quartier bot dem Untergrundstrategen erhebliche Vorteile. Er war abgeschirmt, hatte Helfer, die er sofort losschicken konnte, und die Möglichkeit, geheime Unterlagen zu lesen, die aus Sicherheitsgründen außer Haus gehen durften.
    Der große Gregory finanzierte diesen Befehlsstand auf Zeit, und Major Vasatrana hatte ihn ausgesucht. Seine Vorgesetzten und auch Bangkoks CIA- und BND-Residenten kannten die Schaltstelle in der Nähe des Siam-Centers nicht; dabei ging in der Intelligence-Branche die Rangordnung streng von oben nach unten.
    Die Situation war brisant, zumal in Thailands Regierung die Militärpauke die erste Geige spielt: Das Land wurde von den Generälen beherrscht. Statistisch gesehen werden sie alle fünf Jahre gestürzt, aber dabei wechseln in der Regel nur die Namen und Gesichter, die Uniformen bleiben. Major Vasatrana, ein von den Amerikanern ausgebildeter Vorzugsoffizier des CIA-Vize, war gezwungen, hinter dem Rücken seiner Vorgesetzten zu handeln. So sie es erführen, wäre er erledigt.
    Er war bei der Wahl des Geheimplatzes äußerst umsichtig vorgegangen: Ein ganzer Flügel im Erdgeschoß wurde von Vasatrana und seinen Leuten besetzt: Schalldichte Wände, Telefone mit Verzerrer, eine Art Wachstube. Daneben die Apartments für Garella und den Major, den der Ankömmling von einem früheren Einsatz her kannte. Darüber die Zimmer einiger ›Muuhs‹ der obersten Preisklasse, die dafür sorgten, daß Farangs in dem teueren Glaspalast nicht auffielen.
    Der Lift hievte das Zeitpärchen in Daisys vorübergehende Wohnung hoch. Sie sperrte auf und nickte ihrem Begleiter höflich zu.
    »Ich werde sie sofort verständigen, wenn der Major eingetroffen ist«, sagte sie und fuhr wieder nach unten.
    Garella betrat die Wohnung, in der ihn Carol Dexter erwartete. Ein Lächeln verschönte – eigentlich ganz überflüssig – noch ihr Gesicht und verging sich an der Sachlichkeit des Besuchers. Er nickte seiner Assistentin zu. Ihrem Gesicht war anzusehen, daß es neueste Informationen gab.
    »Schießen Sie los, Carol.«
    »Es gibt einen Zeugen, der in einem Cafeshop Caine und Bergmann gegen elf Uhr gesehen hat. Ihr offensichtlich erregtes Gespräch muß von einem unbekannten Zuhörer belauscht und sofort weitergegeben worden sein. Unmittelbar danach wurde Bergmann überfahren und Caine entführt. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen beiden Verbrechen.«
    Garella nickte, wenig überrascht.
    »Sie hatten das von vorneherein angenommen?« fragte sie.
    »Ja«, entgegnete er. Es war nicht Garellas Art, seine Denkweise zu offenbaren, doch bei seiner blonden Assistentin machte er eine Ausnahme: »Sehen Sie, Carol: Pullachs Agenten Nr. 137 und Nr. 89 wurden beseitigt, weil vermutlich beide unabhängig voneinander auf Hinweise gestoßen waren, die Sullas Anonymität bedrohten. Wahrscheinlich hat ein Maulwurf die brisanten Mitteilungen abgefangen und nicht weitergeleitet, und die Mörder unserer beiden V-Leute konnten sich Zeit lassen, die Verbrechen wie Unfälle zu arrangieren. Bei Bergmann und Caine war das anders; Sullas Leute mußten die beiden auf der Stelle erledigen, jedenfalls bevor sie ihre Zentralen verständigten. Sie konnten nicht damit rechnen, daß der Maulwurf auch diese Alarmnachrichten auffangen würde, denn er sitzt entweder in Pullach oder im Agency-Headquarter, und beide V-Leute würden es ihren Dienststellen melden.«
    »Absolut logisch«, stellte Carol fest.
    »So lange wir den Verräter im eigenen Nest nicht entlarven, sind unsere gesamten Untergrund-Aktivitäten durchsichtig wie Fensterglas.« Garella unterbrach sich. »Wer hat eigentlich den Zeugen im Café-Shop aufgespürt?« fragte er dann.
    »Eine Spezialabteilung der Thai-Kriminalpolizei –«
    »Die ›Crime-Suppression-Division‹?« vergewisserte sich Garella.
    »Sie wissen aber auch schon alles«, erwiderte die blonde Untergrund-Novizin. »Der Zusammenhang zwischen Bergmann und Caine war nicht erkennbar, weil

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