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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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aber sie nutzten sie nicht aus; die Lady-Drinks waren ein Bier oder eine Limonade. Die Unterhalterinnen lachten, tanzten und zwitscherten lustig mit ihren Vogelstimmen.
    Man konnte sie, so man die Lady-off-Auslösung an den Manager bezahlte, gleich mitnehmen. Für eine Stunde oder die Nacht oder die Woche oder für die gesamte Urlaubsdauer. Es war gebührenpflichtig, aber das Geld, das die Favoritinnen kosteten, brachten sie auch wieder ein: Sie verrieten ihren Ferien-Galanen die besten Einkaufsmöglichkeiten, die schmackhaftesten Restaurants, die schönsten Strände und die empfehlenswertesten Hotels. Man rief die Urlaubs-Verschönerinnen bei ihren Kosenamen: ›Koye‹ (›Röschen‹), ›Noye‹ (›Blümchen‹), ›Oye‹ (›Kaninchen‹) oder ›Nok‹ (›Vögelchen‹), und für sprachunbegabte Liebhaber gab es noch das Sammelkosewort ›do Tong‹ (›Goldblume‹), und das war für die Thailänder alles, was sich pflücken ließ.
    Suchada, die reizvoll-raffinierte Serviererin, pflügte sich mit ihrem Tablett vorsichtig durch das Gewühl. Sie hatte Blumen im Haar, ein Leuchten in den Augen, und ihr Lächeln war ein Vorschuss auf die Zärtlichkeit der Nacht. Sie trug eine enganliegende Bluse und einen langen geschlitzten Rock. Jeder Schritt, den sie machte, führte zu einem verwirrenden Wechselspiel von Enthüllung und Verhüllung. Das rassige Thai-Mädchen hatte den Tisch erreicht und kredenzte den Neckelmännern den Mekong-Whisky. »Und was wünschen Sie noch, meine Hellen?« sagte sie im drolligen Deutsch.
    »Dich«, erwiderte Anderl.
    »Me?« fragte sie lachend und deutete auf sich.
    »Da läuft für dich gar nichts, Anderl«, griff Brennhuber ein. »Die ist für mich reserviert«, bestimmte der Baustoffgroßhändler. »Ganz allein für mich.«
    »Das hab' ich gern, wenn du so anfängst, alter Kapitalist«, brummelte der Rotschopf.
    »Wer zahlt, schafft an«, stellte Brennhuber klar. »Und mit Suchada mach' ich eine Reise um die ganze Welt.«
    »Gib doch nicht so an!« trumpfte Anderl auf. »Du kommst doch bloß bis Rosenheim.«
    Die Tischrunde lachte, aber der Mann, der im Massagesalon eingeschlafen war, wollte die Scharte von gestern auswetzen. Er ging demonstrativ zum Manager, zahlte die Lady-Off-Taxe und kam mit der dienstfreien Suchada zurück. Den Service übernahm jetzt die nicht minder hübsche Alipa, die auch gleich freigekauft wurde.
    Ein Anfang war gemacht, und jetzt engagierte Anderl am laufenden Band Teilnehmerinnen der improvisierten Party im nebenan gelegenen Hotel Osiris. Der Niederbayer ging voraus, um das Geschäftliche abzuwickeln, Baht-Liebe in Bangkok. »Und ihr kommt's gleich unauffällig nach«, verabredete er sich mit seinen Sportsfreunden.
    Unauffällig ging bei Brennhuber gar nichts; er wirkte wie ein Turm in der Kissenschlacht. Die winzige Suchada an seiner Seite ließ ihn noch grobschlächtiger erscheinen, aber sicher wußte seine Begleiterin, wie man einen Koloss behandelte. Sie unterhielten sich abwechselnd mit deutschen und mit englischen Wortbrocken. Es war ein wenig mühselig, aber es klappte halbwegs, und der massive Geschäftsmann überzeugte sich, daß er gut eingekauft hatte.
    Anderl hatte das ganze Souterrain gemietet. Es war zweigeteilt, in eine Bar und in einen von Polstern umgebenen Swimming-pool. Außerdem gab es ringsum Räume für individuelle Zweisamkeit. Brennhuber, der Anspruchsvolle, entschied sich gleich für das feinste Apartment, den ›Gelben Salon‹ und keiner hatte etwas dagegen: Wer zahlt, schafft an.
    »Du bist fei a Saubere«, sagte er zu Suchada.
    Sie nickte und lächelte, wiewohl sie kein Wort verstanden hatte, setzte sich neben ihn auf das französische Bett und ermunterte ihn, ohne dabei eine Hand zu rühren.
    Der Koloss benahm sich tollpatschig und dabei doch weit sanfter, als seine Goldblume angenommen hatte. Er versuchte, ihr die Bluse über den Kopf zu ziehen, aber er fand die verdeckten Knöpfe nicht, und sie mußte ihm helfen. Brennhuber zitterte vor Erregung, aber er nahm sich die Zeit, Suchada zu streicheln, und dafür war sie ihm dankbar.
    »Magst du mi überhaupt?« fragte er schnaufend, und die Lotosblüte nickte lebhaft.
    Ihr Verstehen brauchte keine sprachliche Brücke. Suchada fragte Brennhuber, wie lange er in Thailand bliebe.
    »Drei weeks«, deutete er die Wochen mit den Fingern an. »Bleiben wir die ganze Zeit zusammen?« fragte er kurzatmig, und Suchada nickte lächelnd. Sie verstand sich auf ihre Kundschaft. Die Dicken

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