Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
würde: »Ich habe Ihren Auftrag ausgeführt und die verwandtschaftlichen Zusammenhänge rekonstruieren lassen«, eröffnete sie ihren Informationsreigen: »Also, General Simborit ist ein Halbbruder von General Ragusat, mit einer Siamprinzessin verheiratet – der Tochter des Prinzen Arthrit. Colonel Maliwan ist ein Vetter zweiten Grades und um drei Ecken herum wieder mit unserem Freund Vasatrana verwandt und …«
    »Apropos Colonel Maliwan«, unterbrach sie Garella.
    »Steile Karriere«, schoß Carol los. »Unauffälliges Privatleben. Der Mann ist glänzend beurteilt und gilt als sehr wohlhabend. Bisher war er auch in keine Schieberaffäre verwickelt. Zumindest nicht nach landesüblichen Maßstäben. Sie wissen ja, bis zu einem gewissen Grad gilt hier Korruption als Folklore …«
    »Hübsch formuliert«, sagte Garella, ohne zu lächeln.
    »An Maliwans Personalakt ist übrigens nicht heranzukommen; aber was wir im Computer haben, kann ich Ihnen sagen. Es ist nicht sehr viel.«
    »Der Mann, den wir suchen«, entgegnete der Spezialfahnder, »ist bisher jedenfalls noch nie aufgefallen, sonst hätten wir ihn. Irgendwie muß uns ein katastrophaler Denkfehler unterlaufen sein.«
    Vor dem Wat Suthat saßen sie wieder in der Blechlawine fest. Die Auspuffrohre verpesteten die Luft, ein Wunder, daß man in der Fünfmillionen-Metropole überhaupt noch atmen konnte. Gegenüber lag die ›Große Schaukel‹, die aussah wie ein riesiger Galgen mit einem ziselierten Sims. Früher schwangen hier die Wettkämpfer in einem lebensgefährlichen Akt so hoch, daß sie parallel zur Erde standen, hoch über den Köpfen Tausender von Schaulustigen.
    »Ich fürchte«, sagte Garella und wies auf die Sehenswürdigkeit mitten in der Straße, »genauso hoch hat man uns verschaukelt.«
    Subaru-Limousinen gab es viele auf Bangkoks Straßen, auch grüne, aber der Untergrundspezialist hatte bereits beim zweiten Auftauchen das polizeiliche Kennzeichen registriert. Als er den Wagen jetzt zum dritten Mal hinter sich sah, war Garella gewarnt. »Wir haben einen Verfolger, Carol«, sagte er. »Bitte fahren Sie ganz langsam am Randstein entlang. Grüner Subaru, besetzt mit drei Männern. Er muß uns gleich überholen. Stellen Sie fest, ob Sie einen der Insassen kennen.«
    Das japanische Auto schoß in schneller Fahrt an ihnen vorbei. Die Männer im Fond hatten die Gesichter abgewandt, weder Carol noch Garella konnten die Insassen erkennen.
    »Und jetzt?« fragte Carol.
    »Jetzt schütteln Sie die Burschen ab«, versetzte Garella. »Mal schnell, mal langsam, kreuz und querfahren Sie ruhig wie der Henker.«
    Er brauchte Carol nicht anzufeuern, sie handelte schnell und halsbrecherisch. Als der Subaru auf einmal wieder hinter ihr auftauchte, schoß sie bei Rotlicht noch über die Kreuzung und hängte die Verfolger dadurch endgültig ab.
    »Zur Surawong Road«, sagte Garella. »Ins New Palace.«
    Die Amerikanerin passierte die Einfahrt und suchte weisungsgemäß den Parkplatz vor dem Apartment 4 im Haus der sündigen Begegnungen. Rund um die Uhr stand es jedem offen, der sich vorangemeldet hatte und über genügend Geld verfügte. Garella war bei Carols Legende geblieben.
    Von der Surawong Road durch eine hohe Mauer abgetrennt, lag das Gardinenhotel in der City wie eine fensterlose Festung. Es war ja auch ein Bollwerk gegen die Neugier. Rings um das New Palace lagen Parkplätze wie bei einem Motel. Wo kein Wagen stand, war auch das dahinterliegende Apartment unbesetzt. Man zog hinter seinem Auto den schweren Vorhang zu und gelangte in das Gebäude, ohne den Haupteingang benutzen zu müssen. Sowie ein Besucher die Türklinke berührte, schaltete sich im Büro des Managers automatisch die Zähluhr ein – wie bei einer Selbstbedienungs-Tankstelle. Zeit ist Geld, besonders in einem Rendezvous-Haus.
    Garella stieg als erster aus. Er sicherte nach allen Seiten. Bangkoks brodelnde Luft schnürte ihm den Brustkorb zu. Es schneite Rußflocken. Der Schmutz setzte sich auf dem Boden und an den Häuserecken fest. Man konnte zusehen, wie der Hemdkragen schmutzig wurde. Der Agent machte keine Verfolger aus und nickte Carol zu.
    Arm in Arm schlüpften sie hastig ins Haus wie ein verhuschtes Liebespaar, vormittags um 10 Uhr 30 des Tages, der die Entscheidung einleitete.
    Zu dieser Stunde teilten die drei von GLOBE die Vormittagsarbeit unter sich auf: Von Kim Kalaschke verständigt, wollte Larry Grindler im Innenministerium bei Colonel Maliwan die offizielle Genehmigung

Weitere Kostenlose Bücher