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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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erklärte er. »Ich werde später mein Büro in München anrufen und mich der Situation stellen.«
    »Dann werden Sie wohl abreisen müssen.«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte er. »Es hängt von den Umständen ab.« Seine Augen streichelten Dany.
    »Werden Sie bloß nicht rückfällig, Ferry!« versetzte sie. »Haben Sie Clarissa sitzengelassen?«
    »Ich hab' ihr Angebot ausgeschlagen«, antwortete er. »Ich gebe zu, daß es eine Versuchung war, aber ich konnte nicht anders handeln – letztlich ein Gebot der Selbstachtung.«
    »Du bist verrückt, Ferry«, erwiderte Dany, blieb stehen, lehnte sich einen Moment gegen ihn, küßte ihn und machte sich wieder frei. »Trotzdem: herzlichen Glückwunsch!«
    Sie hatte ihn zum erstenmal geduzt, und der Wikinger blieb dabei, ob es ein Versehen war oder nicht.
    »Wenn dein Kuss eine Belohnung sein soll«, konstatierte er, »dann ist sie ein bißchen mager ausgefallen.«
    Sie lächelte und schnupperte. »Du duftest gut«, sagte sie.
    »›Clarissa Day‹«, erwiderte er, grinste und setzte hinzu. »Sagen wir mal: ›Last Day‹.«
    Dany hängte sich bei ihm ein, und der Aussteiger wurde zum Einsteiger, zum Überläufer.
    Garella betrat als erster das Apartment; es war hübsch möbliert, mit Orientteppichen und einer Bar ausgestattet und wirkte aufgeräumt. Das Telefon bewies, daß in diesem Haus hochgestellte Persönlichkeiten verkehrten, die selbst noch bei einem Schäferstündchen erreichbar bleiben mußten. Nichts zeigte die gewöhnliche Atmosphäre eines Stundenhotels, wo meistens ein mürrisches Zimmermädchen erst beim Auftauchen der neuen Kundschaft das Zimmer herrichtet.
    »Just a moment, Carol«, entschuldigte sich der Mann mit der Narbe und suchte das Office auf, um das Geschäftliche zu regeln. Die Amerikanerin wußte, daß er dabei auch nach den Verfolgern Ausschau hielt. Ein Mann wie er überließ nichts dem Zufall und arbeitete mit Doppel-, wenn nicht Dreifach-Sicherung. Er hatte während der aufregenden Stadtfahrt keinerlei Nervosität gezeigt, ein harter Brocken, kalt und fischblütig. Carol fragte sich, wie er vor seiner Gesichtsoperation ausgesehen haben mochte. Sicher war durch den chirurgischen Eingriff sein Äußeres nicht verbessert worden – aber eine Schönheitsoperation war es ja auch nicht gewesen.
    Das Untergrund-As kam so lautlos zurück, daß Carol den Mann erst sah, als er im Raum stand. Garella zündete sich eine Zigarette an, ziemlich ungelenk mit der rechten Hand wie ein Linkshänder, der dies verbergen wollte oder mußte.
    »Sie müssen verschwunden sein«, erklärte der Mann mit der Narbe. »Jedenfalls sind sie nicht mehr zu sehen. Sie haben sie mit Ihrer Fahrkunst ausgetrickst, Carol.«
    »Wer war das Ihrer Meinung nach?«
    »Drei Mann«, erwiderte der Agent. »Es könnten natürlich auch Vasatranas Männer gewesen sein, die uns abschirmen sollten – obwohl ich …«
    »Oder Sullas Killer«, unterbrach ihn die subversive Diplomatin.
    »Das auch«, versetzte Garella aufreizend gelassen.
    »In diesem Fall wäre wohl auch unser geheimes Hauptquartier am Siam Square von unseren Gegenspielern entdeckt worden.«
    »Nicht soviel nachdenken, Carol«, erwiderte er. »Es schadet dem Teint.«
    Daß er überhaupt merkte, wenn sie Stirnfalten zog, war für die Amerikanerin neu. Garella war der männlichste Mann, den sie kannte, doch auch der zurückhaltendste, so auf seinen Auftrag fixiert, daß für ihn nichts anderes zählte. Es war für eine Frau leicht, mit ihm zusammenzuarbeiten, wenn sie vergaß, daß sie eine Frau war.
    »Tom, Jim und Hilary habe ich, wie Sie wünschten, verständigt«, sagte die Anfangdreißigerin. »Sie beziehen die angegebene Position. Offensichtlich hat die Gegenseite sie noch immer nicht ausgemacht.«
    »Ich weiß«, entgegnete Garella. »Es müssen tüchtige Burschen sein.« Schadenfroh setzte er hinzu: »Sie sind selbst Vasatrana entschlüpft.«
    »Kim hat sich bei mir gemeldet«, berichtete Carol weiter. »Sie ist der Meinung, daß sich die GLOBE-Leute an die Vereinbarung halten. Larry Grindler soll ja an der Expedition ins goldene Dreieck teilnehmen, und Bruno Feiler ist offensichtlich mehr für den erotischen Untergrund zuständig.« Sie zögerte kurz, doch Garella bedeutete ihr durch Kopfnicken fortzufahren. »Es sieht auch so aus, als sei die kühle Dany Callway auf einmal in einen heftigen Flirt mit einem der Reiseteilnehmer geraten.«
    »Mit diesem Architekten?« fragte Garella.
    »Ihr Gespür für

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