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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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zur Teilnahme am Raid im Goldenen Dreieck einholen.
    Bruno sollte sich im Nirwana umsehen, einem Hotel, in das Gäste ausquartiert wurden, die im feinen Dusit Thani unangenehm aufgefallen waren, und Dany würde inzwischen in der Stadt Impressionen sammeln, ganz allein diesmal, ohne Cicerone.
    Die Gesellschaft der Liebesabenteurer begann sich aufzulösen. Die Kegler- und Rasenfreunde würden mit dem Bus am späten Nachmittag nach Pattaya abreisen. Ihre Stimmung flatterte wieder im Wind, die Zeit der Halbmastbeflaggung war offensichtlich vorbei. Während ihr toter Kumpan auf Eis lag, waren ihre Befürchtungen geschmolzen.
    »Vielleicht solltest du ein paar Tage mitfahren«, forderte Dany ihren Rechercheur auf, »obwohl ich mir Pattaya mit Sicherheit selbst noch ansehen werde. Bleib doch bitte an dieser Saumweber- und auch an der Brennhuber-Story!«
    »Verlass dich drauf!« erwiderte der Spürhund. »Da ist sicher noch einiges zu erwarten.« Übergangslos wurde er galant: »Du siehst wirklich prächtig aus, Dany.«
    »Danke.«
    »Ich weiß nur nicht, ob dir das Happyland so gut bekommen ist oder der Flirt mit diesem Fenrich.«
    »Erstens geht es dich nichts an«, ließ ihn die Journalistin abfahren, »und zum zweiten kriecht der Architekt gerade zu Konto. Ich denke, seine Millionenbraut wird ihn rasch wieder zur Vernunft bringen.«
    Sie trennten sich, und alle drei hatten an diesem Vormittag Erfolg: Colonel Maliwan, der vor seiner Beförderung zum General stand (an seine Stelle würde Major Vasatrana rücken), war aufgeschlossen und unbürokratisch. Er lud Larry zum Mitflug in seiner Militärmaschine nach Chiang Mai ein. »Allerdings«, erklärte er dem Amerikaner, »starten wir aus organisatorischen Gründen erst Anfang nächster Woche – ein paar Tage müssen Sie sich also noch gedulden. Ich werde Sie in Ihrem Hotel verständigen, wenn es soweit ist.«
    Der erste, dem Bruno am Strip begegnete, war Dr. Giraff. Er winkte ihm zu, aber der Internist ging an ihm vorbei, als hätte er ihn nie gesehen.
    »Herr Doktor«, rief ihn Bruno an. »Was ist denn? Sie sind ja blaß wie der Mond im ersten Tageslicht. Fehlt Ihnen was?«
    »Nein, nein«, erwiderte Malees Abonnent. Er war nicht ansprechbar, und Danys Spürhund vermutete, daß der Haussegen mit seiner hübschen Kindfrau schief hing.
    Als er das Nirwana betrat, sah er in der Halle Saumweber neben der anschmiegsamen Alipa; aber im Moment beschäftigte den Friseurmeister ein langer Fragebogen der deutschen Botschaft mehr als seine Braut in spe und Spesen.
    »Soll ich dir helfen?« Bruno nutzte seine Chance.
    »Das sind vielleicht Bürokraten!« schimpfte Saumweber. »Die stellen sich an, das kann ich dir sagen.«
    Der Reporter wußte, daß die Beamten der deutschen Vertretung an der Sathorn Road 9 (Dienststunden von 8 bis 13 Uhr) durch die Liebeshändel zweckentfremdet wurden und ständig überfordert waren. Man verlangte von ihnen einschlägige Tipps, Auskünfte über das Vorleben von Thai-Bräuten, Ratschläge, wie man sich gegen Krankheiten schützen konnte, oder Adressen von Ärzten, wenn das Malheur – kein seltener Fall – bereits eingetreten war.
    Am Nebentisch saß auf einmal Max Persulke, der Einkäufer dienstbarer Exotik. Das Dusit Thani war seine Repräsentationsadresse, das Nirwana sein Arbeitsplatz, an dem er beherzt in den fleischlichen Warenkorb griff. Hier rekrutierte er den Nachschub für schräge Nachtbars, Animierschuppen und Freudenhäuser in Nürnberg, Hamburg, Düsseldorf, München und anderen deutschen Großstädten. Er bestellte die Mädchen, die auf seine Inserate geantwortet hatten, in das Foyer und überprüfte zunächst mit den Augen das Angebot: War es besonders reizvoll, nahm Persulke auf seinem Zimmer eine Art Leibesvisitation vor. Er mußte die Reise nach Deutschland – einschließlich ihrer Umwege – vorfinanzieren; deshalb wollte er sich nicht verwählen.
    Nur das Beste kam für ihn in Frage, und das Allerbeste war offensichtlich eine pikante Eurasierin, die von einem Pagen an seinen Tisch geführt wurde, ein reizvolles Edelgewächs mit langen Haaren und kurzem Rock, ein Mädchen, bei dem man sich sofort etwas dachte, und wenn man Mann war, so ziemlich das gleiche. Jedenfalls, überlegte Bruno, ist das ein Typ, bei dem man sich ans Herz fasst oder an die Brieftasche mit den Tausend-Baht-Scheinen.
    Persulke stand auf, die Eurasierin folgte ihm. Sie gingen zum Lift, der sie nach oben bringen würde. Bruno beobachtete, wie diesem

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