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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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menschliche Zusammenhänge ist einfach unglaublich«, versetzte Carol.
    »Vielleicht bin ich deshalb noch am Leben«, entgegnete der Maulwurf-Jäger.
    »Ich habe auch bei unserem Militär-Attaché Ihren Auftrag ausgeführt«, berichtete Carol. »Ich fürchte nur, es ist wenig herausgekommen: Sowohl General Ragusat, wie Oberst Maliwan und natürlich auch Major Vasatrana hatten für längere Zeit im Ausland gelebt; entweder waren sie abkommandiert, oder reisten sie privat. Leisten können sie sich das alle drei.«
    »Mich interessieren vor allem die Privatreisen«, insistierte Garella.
    »Ich tu', was ich kann«, versprach sie. »Sie haben sicher Ihre Gründe, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, daß ausgerechnet in diesem exklusiven Klüngel Sulla zu finden sein soll«, versetzte die Frau mit den fast violetten Augen. »Es ist für mich einfach unfassbar.«
    »Für mich auch«, entgegnete der ›Flashlight‹-Leader. »Wir jagen Feindagenten nach ganz bestimmten Kriterien. Wenn sie versagen, dann können sie auf die beobachtete Person einfach nicht zutreffen. Verstehen Sie das, Carol?«
    »Nicht ganz«, erwiderte Carol.
    »Am leichtesten haben wir es mit Funktionären und Gorillas«, erklärte er. »Dieser früher häufige, jetzt aber aussterbende Agenten-Typ bringt sich meistens selbst auf, spätestens, wenn wir die Legende auseinander genommen haben. Die zweite Kategorie sind die Landsknechte des Untergrunds; an sie kommen wir früher oder später durch das Geld heran, das sie zusammenraffen. Dann gibt es die Erpressten, auf sie kommen wir, wenn wir eruieren, was sie auf dem Kerbholz haben. Die gefährlichste Gruppe ist die vierte –«
    »Die Überzeugungstäter«, sagte Carol.
    »Richtig. Wenn ein Mensch aus keinem Ostblockland kommt, unbescholten ist und unbestechlich, dann wird er auch undurchschaubar. Wer sagt uns, daß nicht ein General oder ein Oberst, der bei der königlichen Geburtstagsparty ordensgeschmückt in der ersten Reihe steht, ein heimlicher Kommunist ist? Früher einmal rekrutierten die roten Totalitaristen ihre Aktivisten aus der Armee der Entrechteten, der Zukurzgekommenen, der Menschen, denen es sehr schlecht gegangen war. Heute zeigen – gar nicht so selten – Millionarssöhne eine versnobte, aber doch sehr ernstzunehmende und verdammt gefährliche Anfälligkeit gegenüber dem extremen Marxismus. Da gibt es einen berühmten Ausspruch«, zitierte er: »Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz, wer es mit 40 noch ist, dem fehlt das Gehirn.«
    »Manchmal klingen Übertreibungen wirklich gut«, entgegnete Carol. »Ich weiß, Sie haben enorme Erfahrungen, aber ich kann einfach nicht glauben, daß in der Spitze der THAI TRASCO unser Mann zu suchen ist. Ich habe mich inzwischen mit dem Konzern noch einmal eingehend befasst. Es paßt einfach das eine nicht zum anderen. Irgendwie stinkt es nach einer ganz gewaltigen Desinformation.« Garellas Gesicht blieb undurchdringlich, aber sie erfasste Zustimmung. »Wie zuverlässig ist eigentlich der Kronzeuge Predi?«
    »Gute Frage«, lobte der Einsatzleiter. »Heute noch werden wir es wissen.« Er drückte seine Zigarette aus, zündete die nächste an. Er rauchte wieder einmal auf Vorrat. Er sah dem blauen Dunst nach, der sich um das große Wandbild König Bumiphols – offiziell Rama IX. – und Königin Sirikit ringelte, die einst bei ihren Auslandsbesuchen die Farangs in aller Welt zu Begeisterungsstürmen hingerissen hatte.
    Ohne König geht in Thailand nichts, nicht einmal in einem Massagesalon. Sein Bild hängt überall. Keiner verläßt am Ende der Vorstellung das Kino, bevor die thailändische Nationalhymne abgespielt wurde, wobei der Monarch minutenlang groß auf der Leinwand erscheint. Der König ist die Galionsfigur des Landes, von jedem respektiert, auch von den Generälen, die sonst häufig in Intrigen und Verschwörungen verwickelt sind.
    Ohne die Militärs geht noch weniger. Sie beherrschen das Land, seine Gesellschaft, die Banken, die Industriekonzerne. Sie sitzen überall, sehen alles, regeln alles unter der Hand, während Rama IX. Brücken einweiht oder Staatsgäste empfängt. Selbst der mächtige US-Einfluss droht sich mitunter in diesem Gestrüpp zu verlieren, so daß der amerikanische Botschafter häufig in Thailand nach dem Prinzip ›Teile und herrsche‹ vorgehen muß.
    Garella wußte längst, daß der eigentliche Kampf erst begänne, wenn er das Ziel erreicht hätte, und er wähnte zu spüren, inzwischen in die letzte –

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