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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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dem Schritttempo der Passanten an.
    Sie kamen nicht weit.
    Hinter ihnen krepierte eine Höllenmaschine.
    Während eine Stichflamme hochschoss, wurde Carols kleiner Flitzer in Stücke zerfetzt.
    Vom Ort des Attentats, dem die Zaungäste der Sensation von allen Seiten zuströmten, war nur noch eine dunkle Rauchsäule zu sehen.
    »Weiter«, keuchte Garella und erreichte die Ecke.
    Ob Carol und er überleben würden und die Aktion Flashlight einen erfolgreichen Ausgang nähme, hing jetzt davon ab, ob sie spurlos von der Bildfläche verschwinden konnten.
    Als sie nach rechts einbogen, hörten sie die Sirene der Crime-Suppression-Division.
    In Pullach jagten sich die Meldungen über die Vorgänge an der kambodschanischen Grenze, aber Hanois Operationen verliefen, wie es die westlichen Nachrichtendienste vorausberechnet hatten, und die Frage war nur, ob es den Thais gelänge, die Massen von Flüchtlingen aufzufangen, zu sondieren und zu versorgen.
    Eine Information der BND-Residentur Bangkok fiel aus dem Rahmen.
    »Grawutke scheint wieder einmal die Nase vorn zu haben«, sagte Heinrich Schlumpf, der Referent, als er sie dem Ressortchef präsentierte. »Es ist wirklich erstaunlich, wie gut er immer unterrichtet ist.«
    Pallmann nickte zerstreut; er las, daß Colonel Maliwan General Ragusat in seiner Privatvilla aufgesucht hätte, um einen überraschenden Vorstoß in den Norden Thailands zu besprechen. Die beiden Intelligence-Offiziere hätten 94 Minuten miteinander konferiert und sich im offensichtlichen Einverständnis getrennt. Mit einem konzentrischen Vorstoß in den Norden des Landes sei in den nächsten Tagen zu rechnen, und diesmal handle es sich nicht um eine der Operationen, die sonst immer ziemlich erfolglos verlaufen waren; es bestünde die Chance, den monopolisierten Rauschgift- und Rebellenring mit einem Schlag zu sprengen. ›Weitere Meldungen folgen umgehend‹, kündigte Grawutke an. ›Ich bin dabei, in dieser Sache offiziell Verbindung mit Colonel Maliwan aufzunehmen.‹
    »Homo bonus«, lobte jetzt auch der Chef der Südostasienabteilung seinen Mann in Bangkok. »Ist eigentlich der Informant, der den Hinweis auf das Zusammenspiel unseres Agenten Bergmann mit dem ermordeten Caine gegeben hat, endlich gefunden worden?«
    »Noch nicht«, antwortete Schlumpf und korrigierte den Sitz seiner schlichten Kassenbrille.
    »Dann hat's der Mann entweder mit der Angst zu tun bekommen und hält sich versteckt, oder er liegt auf dem Grund des Menam. Setzen Sie sich doch!« Damit wies Cicero seinem Referenten verspätet Platz an, wiewohl er Schlumpfs langatmige Pedanterie fürchtete. »Sollten Sie nicht einmal nach Hause gehen und sich gründlich ausschlafen?« fragte er den Übereifrigen.
    »Jetzt, in dieser Situation?«
    »Sie ziehen also den Büroschlaf vor«, ironisierte Pallmann. »Sie retten uns auch nicht, wenn Sie zusammenklappen.«
    »Wenn es so weitergeht, rettet uns überhaupt nichts«, entgegnete Schlumpf. »Wir haben in kürzester Zeit drei, die Amerikaner einen Agenten verloren, und so gut Grawutke auch ist, diese Sache schafft er nicht.«
    Cicero nickte düster.
    »Vielleicht sollten wir ihm Verstärkung schicken …«
    »Wen denn?« fragte Pallmann gereizt. »Erstens brauche ich hier jeden Mann, und dann sind ja auch noch Überprüfungen im Gange.«
    »Kann ich offen mit Ihnen sprechen, Herr Regierungsdirektor?« wagte sich der Ehrgeizige vor.
    »Kommen Sie mir bloß nicht mit dem Kriminaldirektor Wallner!« erwiderte der künftige BND-Vize. »Ich kann mich vor Klagen schon nicht mehr retten.«
    »Ich weiß, der Mann tut seine Pflicht«, räumte Schlumpf ein, »und was sein muß, muß sein. Aber kann er nicht etwas geräuschloser arbeiten?« Der Referent wartete darauf, unterbrochen zu werden, aber Pallmann war wohl entschlossen, ihn anzuhören. »Warum treten dieser Wallner und seine Gorillas eigentlich auf wie Elefanten im Porzellanladen?«
    »Sunt pueri, pueri et puerilia tractant«, zitierte Cicero, aber Schlumpf ließ sich nicht damit abspeisen, daß Wallners Leute Lausbubenstreiche verübten. »Meine Abteilung weiß doch, daß ihr eine Spezialuntersuchung ins Haus steht«, dämpfte Pallmann, »die im übrigen inzwischen auf das ganze Camp ausgedehnt wurde und …«
    »… und dadurch auffällig geworden ist, daß ich jeden Tag mit einer Indiskretion durch die Presse rechne. Der alte General hatte sie noch im Griff«, konstatierte der fleißigste Beamte des Südostasienressorts. »Haben Sie heute

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