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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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und längste – Meile eingelaufen zu sein.
    Das Telefon platzte in seine Überlegungen.
    »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie störe«, sagte Major Vasatrana in seinem fast einwandfreien Deutsch.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«
    »Ich habe den Manager einfach nach dem Fahrer des ›Tercel‹ gefragt und mich auf meinen militärischen Rang berufen«, antwortete der Intelligence-Officer. »Es tut mir leid, daß Ihnen von meinen Leuten Ungelegenheiten bereitet worden sind. Natürlich hatte ich Leutnant Nakorn gebeten, Sie aus Sicherheitsgründen im Auge zu behalten. Mein Vertreter hat zwar von Ihnen andere Weisungen erhalten, aber er hält sich an mich. Das ist bei uns nun einmal so.«
    »Ich weiß«, bestätigte Garella. »Grüner Subaru?« fragte er.
    »Richtig«, bestätigte der Major. »Es wird nicht wieder vorkommen.« Hastig setzte er hinzu: »Aber ich hab' auch eine gute Nachricht für Sie: Predi wurde überstellt. Sein Koma lichtet sich. Ich denke, Sie können heute noch mit ihm sprechen.«
    »Okay«, entgegnete Garella.
    »Soll ich Sie abholen lassen?«
    »Danke nein«, antwortete Garella. »Ich denke, daß ich spätestens wieder am Mittag in unserem Quartier bin. Besten Dank«, setzte er hinzu und legte auf. »Alles geklärt«, wandte er sich an Carol und verzog sein zerschnittenes Gesicht. »Unsere Verfolger waren Vasatranas Leute, und die halten sich an ihn und nicht an mich.«
    »Aber das kann Ihnen doch nicht sehr ins Konzept passen«, erwiderte sie.
    »Man muß sich dem Land anpassen, in dem man lebt«, konstatierte der Topagent. »In unserer Branche ist mehr Vorsicht jedenfalls besser als zu wenig.« Er betrachtete seine Helferin. »Halten Sie noch durch, Carol?«
    »Aber ja –«
    »Es tut mir leid, daß ich Sie in der Botschaft kasernieren mußte.«
    »Ich hab' mich nun mal auf diesen Auftrag eingelassen –«, erwiderte Carol.
    »Sie bereuen es noch nicht?«
    »Es ist nicht mein Metier«, erklärte die Wirtschaftswissenschaftlerin, »aber es ist interessant, mitunter faszinierend. Im übrigen habe ich mit dem großen Gregory abgemacht, daß ich nur dieses einzige Mal für die Agency tätig werde.«
    »Ich denke, wir erreichen das Ende des Tunnels«, sagte Garella. »In ein paar Tagen sind Sie von Ihren Verpflichtungen entbunden.«
    »Sie haben also einen konkreten Hinweis auf Sulla gefunden?«
    »Es ist nur ein Verdacht«, entgegnete er, »aber er scheint sich zu erhärten, auch wenn mir die Beweise noch fehlen.« Garella verfolgte, wie seine branchenfremde Assistentin gegen ihre Neugier ankämpfte. »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, Carol. Wissen Sie eigentlich, daß ich noch nie mit einer Frau zusammengearbeitet habe?«
    »Unzufrieden?« fragte sie.
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte er. »Vielleicht habe ich da einiges versäumt –«
    »Sie können es ja nachholen.«
    »Nein«, versetzte Garella mit Nachdruck. »Für Sie und mich ist morgen oder übermorgen Feierabend an der unsichtbaren Front.«
    »Und was machen Sie dann?« fragte Carol.
    »Leben«, erwiderte er. »Mein Nachholbedarf ist riesig.«
    »Als Aussteiger kann ich Sie mir gar nicht vorstellen, Paul. Seitdem wir zusammenarbeiten, frage ich mich, ob Sie ein Patriot oder ein Besessener sind.«
    »Keines von beiden«, erklärte Garella. »Waren Sie schon mal in Burma? In Laos? In Kambodscha? Oder in Vietnam?«
    »Nein.«
    »Wenn Sie dort gewesen wären, würden Sie meine Motivation kennen«, versetzte er. »Ich möchte nicht, daß es in diesem liebenswerten Land zugeht wie in den Nachbarstaaten. Buddha soll lächeln.«
    Er erhob sich, die konspirative Besprechung war beendet. »Geben Sie mir bitte Ihren Zündschlüssel, Carol«, forderte Garella seine Assistentin auf. »Für alle Fälle – ich kenne mich in Bangkok besser aus als Sie.«
    Er betrat als erster den Parkplatz, schob den Vorhang einen kleinen Spalt zurück, beobachtete das Straßenbild, ohne etwas Auffälliges festzustellen. Er ging zurück, schloß den Wagen auf, steckte den Zündschlüssel in das Schloß, etwas irritierte ihn.
    Als er den Zündschlüssel herumdrehte, wurde es ihm bewußt: Auf dem verdreckten Zementboden des Parkplatzes waren deutliche Fußabtritte zu sehen – und Carol war bei der Ankunft ganz dicht an das Gebäude herangefahren.
    »Weg!« schrie er, faßte die Amerikanerin am Arm, riß sie mit sich, daß sie ins Stolpern kam, und fing sie wieder auf. In langen Sätzen erreichten sie die Surawong Road und passten sich hier, um nicht aufzufallen,

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