Die Stadt der Engel
Bambushütten, pittoresk platziert, eine neben der anderen …«
»Dorthin möchtest du mich entführen?«
»Einladen«, versetzte er.
»Eine Bambushütte oder zwei?« fragte Dany.
»Eine«, erwiderte er. »Mit zwei Schlafzimmern und einer Küche als Demarkationslinie.« Er setzte seinen zerknitterten Charme voll ein. »Würdest du es wagen, Dany?«
»Ich hätte keine Angst – aber ich kann jetzt von Bangkok nicht weg«, erklärte sie.
»Ein Weekend«, entgegnete er. »Am Montag könnten wir wieder zurück sein, wenn du willst oder mußt.«
Dany wehrte sich standhaft gegen die Versuchung.
»Fahr doch!« ermunterte sie Larry. »Ich halte hier für dich die Stallwache. Vor Montag ist sicher nicht viel los.«
»Und wenn du es dir noch lange überlegst, bekommen wir keine Flugtickets mehr«, drängte Ferry.
»Vielleicht …«, entgegnete sie.
Sie wollte erst noch mit Kim Kalaschke sprechen, bevor sie die Entscheidung traf.
»Wie geht es Priya und den Kindern?« fragte Garella, als hätte er in seiner Situation Zeit, familiäre Geschichten zu erörtern; aber unter anderem mußte er dem Freund beweisen, daß er mit den Landessitten vertraut war.
»Besser als mir. Sie sind zur Zeit bei meinen Schwiegereltern am Meer. Ich bin Strohwitwer.«
Sie setzten sich unter einen Baum und rauchten einen Moment schweigend.
»Du lebst also noch«, kam Vivikul zur Sache.
»Aber heute wäre ich fast zum zweiten Mal gestorben«, versetzte der Agent.
»Surawong Road, New Palace?« fragte der Kripochef. »Die Bombenexplosion?« Garella nickte.
»Wir suchen immer noch Körperteile und rätseln, ob ein Minister, ein General oder ein anderes hohes Tier nebst Begleiterin sich so plötzlich aus dieser Welt verabschiedet hat.«
»Ermordet von seiner eifersüchtigen Frau …«, spottete der Mann mit der Narbe. »Wie in einem Groschenroman.«
»Fortsetzung folgt«, erwiderte Vivikul. »Etwa elf Minuten nach der Detonation in der Surawong Road kam es in der Nähe des Siam Square zu einem zweiten Bombenanschlag.«
»Haus Nummer neun?« fragte Garella.
Vivikul nickte. »Ein Toter, zwei Schwerverletzte, enormer Sachschaden.«
»War Major Vasatrana im Haus?«
»Ja. Der Anschlag erfolgte in seinem Office. Höllenmaschine im Aktenschrank. Er hat unheimlich viel Glück gehabt, denn er befand sich gerade auf der Toilette und wurde nur leicht verletzt.«
»Du mußt Vasatrana doch noch von der Polizeiarbeit von früher her kennen«, fragte Garella.
»Und ob.«
»Wie stehst du zu ihm?«
»Gut«, antwortete der Kripochef gedehnt.
»Sehr gut?«
»Wenn du es schon genau wissen willst – ich hab' da einige Vorbehalte.«
»Warum?«
»Vasatrana ist fraglos enorm tüchtig, aber er ist mir zu ehrgeizig, ein Fanatiker, einer, der notfalls über Leichen geht …«
»Sicherheitsdienst ist nun einmal Dreckarbeit«, entgegnete Garella. »Was hältst du von Oberst Maliwan?«
»Viel.«
»Und von General Ragusat?«
»Weniger. Für mich ist er ein Rad schlagender Pfau, der stets auf der Tribüne steht und die anderen für sich arbeiten läßt, zum Beispiel Vasatrana, seinen Günstling. Das hätte ich dir übrigens auch alles am Telefon sagen können«, stellte der Thai-Kripochef fest und deutete auf das Gesicht seines Freundes. »Und das mußte sein?«
»Jedenfalls hatten wir es angenommen«, antwortete Garella grimmig. »Ich war der Schlaue gewesen – und dadurch der Dumme.«
»Ich hätte dich nicht erkannt«, versicherte Vivikul.
»Ich wurde auch nicht erkannt«, versetzte das Untergrund-As. »Ich wurde hereingelegt, und frag' nicht wie.«
»Und du weißt, wer das besorgt hat?«
»Ich hab' einen Verdacht«, entgegnete Garella. »Eigentlich nur eine Vermutung – . Wenn du mir hilfst, Decha, wird es vielleicht ein Beweis.« Bevor er knapp und konzentriert über Zusammenhänge, Tatsachen, Vorgeschichte und Schlüsse berichtete, stellte er fest: »Meine Operation hat ein Doppelziel: Sie soll einen Verräter in unserer Zentrale und den Mann enttarnen, an den er Informationen in Bangkok weitergibt. Vorderhand ist der Empfänger, der an einflussreicher Stelle sitzen muß, noch eine unbekannte Größe, der wir den Namen Sulla gaben.« Dann ging Garella ins Detail.
Der Mann, der wie ein Thai-Boxer aussah – wie einer aus alter Zeit, als man, statt Handschuhe zu tragen, noch Hanfstricke mit gemahlenem Glas um die Fäuste wickelte –, hörte aufmerksam zu, ohne Garella ein einziges Mal zu unterbrechen. Das Lächeln auf seinem
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