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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Gesicht blieb stehen, gerann, versteinerte.
    »Wie gesagt«, schloß der Agent, »eine einzige Schwachstelle war in unserem Plan: Ich brauchte eine Anlaufstelle in Bangkok und …«
    »Aber du bist doch nicht der Mann, der blindlings in eine Falle läuft«, unterbrach ihn Vivikul.
    »Vorläufig lebe ich ja noch«, erwiderte der Freund trocken. »Sulla ist ein abgefeimter Bursche. Ich zelebrierte meinen Einstieg hier nach allen Regeln der Branche, und mein Gegenspieler ließ mich, um mich in Sicherheit zu wiegen, scheinbar unbeobachtet. Ich sollte ihm von selbst ins Messer laufen.«
    »Eine andere Möglichkeit, in Bangkok einzusteigen, gab es nicht?«
    »Doch«, erwiderte Garella, »dich. Aber mit diesem Vorschlag konnte ich mich nicht durchsetzen, Decha. Man stimmte mir zu, daß du genau der richtige Mann seist; aber da man uns als Jugendfreunde kennt, hielt man – wie gesagt, gegen meinen Protest – ein Zusammenspiel zwischen uns für zu durchsichtig. Und so hab' ich mich schließlich überzeugen lassen.«
    »Und unsere Militärs wollten sicher einen Militär haben«, stellte der Kripochef fest.
    »Falsch. Eure Generäle wissen gar nichts von der Operation Flashlight. Vasatrana war bereit, hinter dem Rücken seiner Vorgesetzten zu handeln. Der Widerstand gegen dich kam ausschließlich von der Agency. Nach klassischen Spielregeln ist unsere Freundschaft ein Minuspunkt. Man entschied sich also für Vasatrana, und ich mußte ins kalte Wasser springen. Der Major hat Vorgesetzte, die ihn decken, vielleicht auch lenken, ist von einer Crew treuergebener Männer umgeben, die alle Augen und Ohren haben.« Garella ließ sich noch einmal Feuer geben. »Die Situation ist verfahren, Decha«, konstatierte er, »aber doch noch zu retten, wenn du mir beistehst.«
    Die Bulldogge sah ins Leere.
    »Wenn ich diese Aktion überleben soll, muß ich heute zum zweiten Mal gestorben sein.«
    »Ich soll also der Presse mitteilen, daß ein unbekannter Mann und seine ebenfalls nicht identifizierte Begleiterin bei dem Anschlag in der Surawong Road umgekommen sind.« Vivikul hatte die Zusammenhänge sofort erkannt. »Wird erledigt«, versprach er.
    »Das ist noch nicht alles«, versetzte Garella. »Eine Schlüsselfigur in dieser Sache ist der Rauschgift-Dealer Predi. Vielleicht auch seine Schwester Malee, die mit einem deutschen Arzt – und mehreren anderen Ausländern – liiert ist, Predi wurde von Vasatrana verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert. Nach einem Besuch von Colonel Maliwan wurde in dem von Vasatranas Leuten streng abgeschirmten Gefängnis ein Mordanschlag auf Predi verübt. Auf meinen Vorschlag hin offiziell für tot erklärt, soll der Kronzeuge aber in der Privatklinik eines Doktor Somboon liegen, der sie leitet. Es handelt sich bei ihm um einen persönlichen Freund Vasatranas. Könntest du dich dieser Sache annehmen, Decha?«
    »Ungern«, erwiderte der Freund. »Eine Kompetenzfrage. Ich komme nicht gerne dem Thai Intelligence Service ins Gehege.«
    »Außerdem«, überging Garella den Widerstand des Freundes, »solltest du nach einem grünen Subaru fahnden, der in Bangkok zugelassen ist.« Er nannte das polizeiliche Kennzeichen.
    »Gut, das kann ich erledigen, aber sonst …«
    »Decha«, erwiderte Garella eindringlich, »es geht um Sulla.«
    »Sulla ist doch nur ein Phantom«, erklärte der Kripochef. »Eine angenommene Größe.«
    »Aber eine, die mordet und damit wohl in deine Kompetenz fällt.«
    »Ja, schon …«
    »Wir lassen dich vom thailändischen Ministerpräsidenten persönlich als Leiter der Sulla-Spezialfahndung mit Sondervollmachten einsetzen.«
    »Du meinst, das könntest du durchsetzen?«
    »Nicht ich, aber mit Sicherheit die Agency; zum Beispiel der große Gregory.«
    Der Kriminalist schluckte den Köder: »Das verändert die Sachlage natürlich völlig.« Vivikul stieß sich vom Boden ab. »Du kennst ja meine Adresse«, sagte er und griff in die Tasche. »Hier«, setzte er hinzu und überreichte Garella seinen Hausschlüssel.
    Der Mann, der heute zum zweiten Mal für seine Gegenspieler gestorben war, brauchte nicht weit zu gehen. Begrenzt von der Petchburi Road und der Rama IV Road lag in östlicher Richtung eine Villenkolonie mit modernen Einfamilienhäusern, Bungalows und kleinen Gärten, umgeben von Grünflächen und stehenden Gewässern, eine Idylle inmitten des unwirtlichen Asphaltdschungels. Als Garella sicher war, daß er keine Verfolger hatte, betrat er eine rote Telefonzelle und rief Carol

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