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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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den nächsten Schuss brauchte. Niemand würde ihr sein Handy auch nur für eine Sekunde in die Hand geben.
    Ich selbst würde es ja auch nicht tun, dachte Lara kichernd, halb irre aus Verzweiflung und Angst. Es war empfindlich kalt geworden. Sie fror erbärmlich. Ihre Kleidung war feucht und die dünne Jacke, die sie sich hastig übergeworfen hatte, als sie das Haus ihrer Großeltern verlassen hatte, war vollkommen ungeeignet für diese Jahreszeit. Ein schneidender Wind war aufgekommen und ließ sie erschauern.
    Noch immer hatte sie dröhnende Kopfschmerzen. Als sie ihre Hand an die Stirn hielt, fühlte diese sich heiß an.
    Ich muss ins Warme oder ich hole mir noch den Tod, dachte sie. Ein Stück weiter die Straße hinunter leuchtete das geschwungene Logo eines Fast-Food-Restaurants. Lara atmete erleichtert auf. Dort konnte sie sich aufwärmen und mit Sicherheit würde sie auch auf junge Leute ihres Alters treffen. Vielleicht lieh ihr doch jemand sein Handy für einen Anruf oder gab ihr etwas Geld.
    Im nächsten Moment rannte Lara schon die Straße entlang.
     
    Als sie das Restaurant betrat, folgte ihr ein nachdenklicher Blick. Ein Dämon hatte das Mädchen entdeckt, war aber unschlüssig, wie er sich jetzt verhalten sollte. Damian war nicht bei ihr, und das war nicht gut. Sie war allein, leichte Beute für jeden Engel, der in der Nähe sein mochte.
    Der Dämon in der Gestalt eines Straßenmusikanten zog sich noch weiter unter das Dach des Hauses zurück, vor dem er seinen Platz bezogen hatte. In seiner Hand hielt er eine alte Geige und einen Geigenbogen. Vor ihm auf dem Boden lag sein geöffneter Instrumentenkoffer, in dem nur wenige Münzen regenfeucht glänzten. Er kratzte sich am kahlen Schädel und dachte nach.
    Sollte er hierbleiben und das Mädchen weiter beobachten oder zurück zum Haus gehen, wo der Anführer möglicherweise auf Nachricht von seinen Jägern wartete? Der Dämon hatte seinen Herrn seit zwei Tagen nicht gesehen.
    Im Gegensatz zu den anderen Jägern war sein Herz nicht von Verrat erfüllt. Er war ein Sklave und zufrieden damit zu dienen. Es gab eine Ordnung für alle Dinge im Universum. Sein Platz war an der Seite seines Herrn, dem er folgte, wohin er auch ging. Und so traf er seine Entscheidung. Er würde zurück zum Haus gehen und auf Damian warten. Zufrieden mit sich selbst, verschwand er in der Dunkelheit.
     
    Damian war allein. Kein Mensch war bei diesem Wetter auf den Straßen unterwegs. Er war nur wenige Meter weit durch den Park gegangen, als vor ihm die Luft zu flirren begann und ein Engel erschien. Der Krieger trug einen langen weißen Mantel, der in der heraufziehenden Dämmerung leuchtete. In der Hand des Engels glänzte ein Schwert, dessen Spitze auf den Boden zeigte, aber jeden Augenblick hochgerissen werden konnte, um ihn anzugreifen.
    Der Engel sprach kein Wort. Nichts regte sich in seiner Miene. Er stand stumm da und wartete.
    Damian wich einen Schritt zurück. Er hob beide Hände, um seine friedvollen Absichten anzudeuten, da erschien ein zweiter Engel. Und dann noch einer und weitere. Sie alle trugen Schwerter und Lanzen aus Licht in ihren Fäusten.
    »Damian«, erklang eine Stimme hinter ihm. Damian fuhr herum.
    Vor ihm stand Gabriel. Das sonst so sanftmütige Gesicht wirkte hart und ausdruckslos. Seine Augen glänzten kalt.
    Damian spürte den Zorn des anderen. Schon oft waren sie sich gegenübergestanden, aber niemals zuvor war Gabriel so zornig gewesen. Wenn er von ihm angehört werden wollte, gab es nur eine Möglichkeit. Damian sank auf die Knie. Er breitete die Arme aus und bot dem Engel seinen ungeschützten Oberkörper dar. Den Kopf in den Nacken gelegt, sah er Gabriel ruhig an.
    »Ich wollte Arias nicht töten. Nicht einmal kämpfen wollte ich mit ihm, aber er war so von seinem Glauben erfüllt, dass es für ihn keine Zweifel an der Richtigkeit seines Handelns gab. So geschah, was geschehen ist.«
    »Warum hätte er zweifeln sollen?«, fragte Gabriel. Es lag keinerlei Nachsicht in seiner Stimme. Damian spürte, wie die Engel in seinem Rücken näher traten. Die Energie ihrer Waffen strich über seine Haut und ließ ihn erschauern.
    Kies knirschte. Damian blickte auf. Nicht weit entfernt, hastete ein Mann mit gesenktem Kopf durch den Park. Er sah kurz zu ihnen herüber, blickte aber gleich darauf wieder auf den Weg. An seinem Verhalten war keine Änderung festzustellen, er zögerte nicht, ging weder langsamer noch schneller. Da wusste Damian, dass die Engel ein

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