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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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den Boden, während eine züngelnde Feuerzunge aus dem Hals stieg. Der Leib kippte nach hinten und wurde zu Asche.
    Der dunkle Engel würdigte den Vorgang mit keinem Blick. Aus seinen weißen Augen sprach unbarmherzige Grausamkeit, als er zuerst den Professor und dann den Dämon fixierte.
    »Auf die Knie!«
    Hastig ließ sich der Professor zu Boden fallen. Der Einsatz hatte sich gerade wesentlich erhöht. Wenn er Lara retten wollte, musste er Zeit gewinnen und sich etwas überlegen.
    Vor ihm stand ein übermenschlicher Gegner und allein seine Anwesenheit verriet ihm, dass Damian nicht mehr der Feind war, um den er sich sorgen musste.
    Er hatte ein viel größeres Problem.
     
    Damian war zurückgekehrt. Er saß in dem kleinen Park, in dem er Lara kennengelernt hatte, auf einer Bank und dachte nach. Er hatte vorgehabt, direkt zum Haus ihrer Großeltern zu gehen, aber nun zögerte er. Er war vollkommen verzweifelt. Arias’ Tod hatte sein Herz mit Trauer und Angst erfüllt – und allein dieser Umstand ließ ihn noch mehr verzweifeln.
    Ich bin ein Krieger der Hölle, dachte er dumpf. Ich sollte all diese Gefühle nicht empfinden. Zorn, Wut und Schmerz waren seine Elemente, das Elixier seines Daseins. Und trotzdem war in ihm das untrügliche Gefühl, dass er dem schwarzen Fürsten nicht mehr dienen konnte.
    Damian wusste, dass er am Ende eines langen Weges stand. Eines Weges, auf dem ihn seine Liebe zu Satan in den Abgrund geführt hatte. Aber dieser Weg endete hier und heute. Es gab kein Zurück.
    Er machte sich keinerlei Illusionen über sein eigenes Schicksal. Er war verloren. Sobald Satan von seinem Verrat erfuhr, würde er die Jäger aussenden. Wie Hunde würden sie ihn, die Beute, hetzen, stellen und schließlich zerfetzen.
    Aber auch die Engel waren eine Bedrohung. Er hatte einen der ihren getötet. Ihr gerechter Zorn würde ihm folgen, wohin er sich auch wandte. Er war der Feind. Es würde kein Erbarmen geben.
    Damian lächelte bitter. Warum auch sollte er Gnade erwarten? Sie würde ihm sowieso nichts nützen. Für ihn gab es keinen Ausweg mehr. Er konnte nicht zurück in die Hölle und seine Zeit auf Erden war begrenzt, schon spürte er, wie ihn seine Macht verließ. Nicht mehr lange und er würde sterben. Wie der Schmetterling, den er Lara gezeigt hatte, würde er vergehen, denn auch sein Sommer war nun vorbei und der Winter nahte.
    Es gab nur noch eines zu tun. Er musste Lara retten.
    Wenn er sich schon Satan widersetzte und mit seinem Tod den Preis dafür bezahlte, dann sollte Lara leben. Der Gedanke an sie ließ sein Herz erbeben.
    Für einen Moment wagte er zu träumen, aber dann rief er sich zur Ordnung. Für ihn gab es keine Träume. Er war kein Mensch, sondern hatte nur für kurze Zeit das Leben eines Menschen gelebt. Und es war wundervoll gewesen. Endlich konnte er es sich eingestehen. Sich der Wahrheit hingeben. Er liebte Lara mit jeder Faser seines menschlichen Körpers, und das war ein Gefühl, das ihn vollkommen durchdrang. Allein für seine Liebe zu Lara und für das Gefühl, von ihr geliebt zu werden, war er bereit, alle Qualen der Hölle zu ertragen.
    Und dann sprach er es aus. Zunächst war es nur ein Flüstern, dann schrie er es in den Regen hinaus: »Ich liebe dich, Lara.«
    Er sank auf die Knie und blickte zum wolkenverhangenen Himmel empor. Regen prasselte auf ihn herab.
    Wenn du wüsstest, Satan, dachte Damian, vielleicht würdest auch du deinen Weg ändern. Aber dieser Gedanke war sinnlos. Satan lebte seinen Hass, Satan war Hass. Er würde niemals Gnade oder Mitleid mit den Menschen zeigen. Wer sich in seine Fänge begab, war verloren. So wie er.
    Damian erhob sich und streifte den Schmutz von seiner Kleidung. Wenn er Lara retten wollte, brauchte er Hilfe.
    Die Hilfe seines größten Feindes auf Erden.
    Gabriel.

61.
    Lara lief noch immer durch die Stadt. Ziellos. Für einen kurzen Moment hatte der Schock sie aus ihren Fängen gelassen und sie in die Wirklichkeit katapultiert. Sie hatte Passanten gefragt, ob sie ihr Handy für einen Anruf an ihre Mutter ausleihen würden, aber die Menschen hatten ihre aufgeweichte Kleidung und die nassen, am Kopf klebenden Haare angestarrt und waren kopfschüttelnd weitergegangen.
    Lara hatte sich im Schein einer Straßenlaterne im Schaufenster einer Secondhandboutique betrachtet und konnte es den Leuten nicht verübeln. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet, die Lider geschwollen. Die Wangen wirkten eingefallen. Sie sah aus wie ein Junkie, der unbedingt

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