Die Stadt der gefallenen Engel
gebracht?«
»Es ist ein weiter Weg bis zur Festung des Fürsten. Ich weiß nicht, welche Ebenen inzwischen von den Dämonen kontrolliert werden. Auch sie wissen von Laras Existenz und welche Bedeutung sie in dieser Auseinandersetzung besitzt. Sie würden sie mit Freuden töten, denn Laras Schicksal entscheidet über das Schicksal aller Dämonen. Über Schmerz und Feuer. Oder über die Freiheit.«
Gabriel sah Damian fest in die Augen. »Aber das ist nicht alles, nicht wahr? Das ist nicht der alleinige Grund?«
Damian erwiderte seinen Blick. Er ließ sich lange Zeit mit der Antwort. Schließlich sagte er leise: »Nein … ich liebe Lara. Und ich weiß, für ein Bündnis mit den Dämonen würde Satan sie jederzeit opfern.«
Der Regen war stärker geworden. Immer dichter prasselten die Tropfen herab. Das Wasser lief über Damians Wangen und verschwand in seinem Hemdkragen.
»Ich glaube dir«, sagte Gabriel nach einer Weile. »Und uns läuft die Zeit davon. Wir müssen handeln, denn es gibt etwas, das du wahrscheinlich noch nicht weißt.«
Damian sah ihn überrascht an. »Was?«
Gabriel machte eine Handbewegung in Richtung seiner Krieger. »Sag es ihm, Sanael.«
Sanael trat vor. »Ein weiterer dunkler Engel ist in dieser Welt erschienen.«
Damian trat unbewusst einen Schritt zurück. Die Ankunft eines weiteren Höllenkriegers konnte nur bedeuten, dass Satan sein Spiel durchschaute oder schlicht ungeduldig wurde.
»Wann ist er aufgetaucht? Und wo?«
»Vor wenigen Stunden. Ich sah ihn aus dem Haus der Großeltern des Mädchens kommen.«
»War Lara bei ihm?«, fragte Damian mit vor Aufregung heiserer Stimme.
»Nein, ein Mann hat in einem Auto auf ihn gewartet. Sie sind zusammen weggefahren.«
»Wie sah der dunkle Engel aus?«
»Er war groß. Ein eindrucksvoller Krieger. Sein Gesicht war von Narben verunstaltet. Mehr kann ich dir nicht sagen, ich sah ihn nur für einen kurzen Moment, als er das Haus verließ.«
Asiszaar!
»Ich sehe deinem Gesichtsausdruck an, dass du ihn kennst«, wandte sich Gabriel an Damian.
»Ja, ich kenne ihn«, gab Damian leise zu. »Und du kennst ihn auch.«
»Wer ist es?«
»Asiszaar.«
Gabriel sog hörbar die Luft ein. »Asiszaar«, wiederholte er langsam. »Im großen Krieg hat er viele von uns getötet. Er ist ein furchtbarer Kämpfer.«
»Und er ist ein Wahnsinniger. Satan liebt ihn. Nach dem Abstieg in die Hölle hat sich Asiszaar sehr verändert. Als Zeichen seines neuen Daseins fügte er sich diese unglaublichen Narben zu. Er liebt es, zu jagen und zu töten. Die Dämonen erschauern bereits bei der Nennung seines Namens. Dass er hier ist, kann nur eines bedeuten: Satan vertraut mir nicht mehr. Er hat Asiszaar losgeschickt, um das Mädchen zu holen. Ihn wird nichts aufhalten, kein Mensch und kein Engel.«
»Dann müssen wir das Mädchen finden, bevor er es tut. Lass uns zu dem Haus ihrer Großeltern gehen.«
»Dort kann sie nicht sein, denn sonst hätte Asiszaar sie mit sich genommen.«
Gabriel sah ihn eindringlich an. »Der dunkle Engel ist auf der Suche nach ihr. Ich bin mir sicher, dass er die Spur im Haus der Großeltern aufgenommen hat. Wir müssen wissen, was er erfahren hat, wenn wir Lara vor ihm finden wollen.«
63.
Max kniete vor dem dunklen Engel und überlegte verzweifelt, was er tun konnte, um diesen Wahnsinnigen aufzuhalten. Er hatte keinerlei Zweifel, um wen es sich bei dem Neuankömmling handelte. Satan hatte einen weiteren Krieger ausgesandt, der Lara in die Hölle bringen sollte.
Neben ihm rutschte Robert Fischer, der wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte, unruhig umher, kicherte ständig und plapperte leise vor sich hin.
Die mächtige Gestalt des Höllenkriegers ragte bedrohlich über ihnen auf. Damian war wahrscheinlich längst tot, aber der dunkle Engel wusste anscheinend nicht, wo er Lara finden konnte. Allerdings blieb die beunruhigende Frage, wie er ihn gefunden hatte.
»Du!«, dröhnte seine Stimme. »Sieh mich an!« Die Schwertspitze deutete auf den Professor. »Ich bin Asiszaar, ein Diener des schwarzen Fürsten. Wo ist das Mädchen?«
Er hatte richtig vermutet, der schwarze Bastard wusste nicht, wo sich Lara aufhielt. Nun galt es ein gefährliches Spiel zu spielen, denn er musste überzeugend wirken.
»Ich weiß es nicht.«
Max wagte nicht aufzuschauen, aber er spürte, wie sich die Blicke des dunklen Engels in seine Schädeldecke bohrten.
»Willst du sterben?«
Fast hätte er aufgelacht. Was hatte er schon zu
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