Die Stadt der gefallenen Engel
wurde ihm heiß, sehr heiß. Sein Gesicht schien zu glühen. Zweimal hustete er und jedes Mal wurde der Schmerz in seinem Brustkorb schlimmer.
Der Professor schloss die Augen. Er spürte keine Furcht mehr, nur noch die Gewissheit, dass es gleich vorüber sein würde. Max wusste, er hatte einen Herzanfall und ohne rasche medizinische Versorgung hatte er keine Chance zu überleben – aber was hatte er schon noch zu verlieren?
Innerlich gefasst, ließ er sich zurücksinken und wartete auf den Tod. Aber der kam nicht. Stattdessen packte ihn eine riesige Faust und hob ihn hoch, bis er auf gleicher Höhe mit Asiszaars Gesicht war. Die Miene des dunklen Engels war wutverzerrt.
»Du stirbst erst, wenn ich es dir erlaube, alter Mann«, schnaubte der Krieger.
Max sah ihn an. Er hatte keine Kraft mehr. Sein Körper schien nur noch aus Schmerzen zu bestehen.
»Du hast gewagt, dich mir zu widersetzen!«, brüllte ihn Asiszaar an.
Mit der letzten verbliebenen Kraft spuckte Max Asiszaar ins Gesicht und beobachtete zufrieden, wie sein Speichel über die hässliche Fratze tropfte.
Asiszaars Zorn kannte nun keine Grenzen mehr. Weit hob er den ausgemergelten Körper über seinen Kopf, dann schleuderte er den alten Mann gegen einen Baumstamm, wo er im feuchten Laub zusammensackte.
Max bekam von alldem nichts mehr mit. Er empfand keine Schmerzen mehr.
Eine allumfassende Dunkelheit umhüllte ihn, gab ihm Geborgenheit und endlich Frieden.
Ohne den Professor weiter zu beachten, schritt Asiszaar auf das Haus zu. Sein Blick fiel auf den grauen Schemen des Hauses, während der Regen ihm ins Gesicht prasselte. Blitze zuckten vom Himmel und fuhren donnernd in die Erde. Die Welt war ein Schauspiel enormer Kräfte und er genoss für einen Moment die gewaltige Macht der Natur, die sein Innerstes erbeben ließ.
Asiszaar ging zu dem Haus hinüber. Die Tür hing schief in den Angeln. Er machte sich erst gar nicht die Mühe, sie zu öffnen. Sein Fuß donnerte gegen das Holz und die Tür krachte nach innen.
Aus dem ersten Stock erklang ein Rumpeln, dann tappende Geräusche. Jemand hatte sein Eindringen gehört. Gut, das ersparte ihm den Weg die verfallene Treppe hinauf.
Asiszaar deutete mit seiner linken Hand auf einen Haufen altes Gerümpel, das in einer Ecke des Raumes stand, und eine Feuerzunge leckte daraus hervor, setzte den Stapel in Brand, sodass er nicht aus der Dunkelheit heraus angegriffen werden konnte.
Auf dem oberen Treppenabsatz erschien die Fratze eines Dämons, der ihn verblüfft anstarrte. Es war ein Wesen mit menschenähnlichem Aussehen, allerdings kleiner und gedrungener, mit einem Brustkorb so breit wie bei einem Pferd. Die muskulösen Arme endeten in dolchartigen Krallen, die fast auf Kniehöhe baumelten. Über den gesamten Schädel verteilt, stießen knöcherne Auswüchse durch die lederartige Haut, die kleine verschlungene Hörner bildeten und in alle Richtungen vom Kopf abstanden.
Der Dämon hatte tief liegende, glühende Augen, aus deren geschlitzten Pupillen er Asiszaar anstarrte. »Wer bist du?«, fragte der Dämon.
Asiszaars Blick wurde hart. »Komm her und knie vor deinem Herrn nieder!«
»Du bist nicht mein Herr. Damian ist unser Anführer. Ich folge nur ihm.«
»Wo ist der Verräter?«
»Warum sollte ich dir das sagen? Warum sollte ich dir überhaupt etwas sagen?«
Weitere Dämonen tauchten im Rücken des Wesens auf. Andere Jäger waren aus den Fenstern im ersten Stock geklettert und schlichen nun aus der Finsternis vor dem Haus heran.
Asiszaar konnte ihre Anwesenheit spüren. Golem, Feuerdämonen, geflügelte Kreaturen und eine Vielzahl anderer dämonischer Formen bildeten einen Kreis um ihn, der sich langsam immer enger zog.
Asiszaar ging zur Treppe hinüber, bevor sich der Kreis um ihn schließen konnte. Er sah in die Augen des Dämons, der es gewagt hatte, sich ihm zu widersetzen.
»Dein Name?«, zischte er.
Der Dämon lachte höhnisch. »Mein Name ist Xax’aal und …«
Weiter kam er nicht. Ein schwarzer Dolch erschien in Asiszaars Hand, den er blitzschnell schleuderte und dessen Klinge sich tief in die Stirn des Dämons bohrte.
»Dein Name war Xax’aal«, meinte der dunkle Engel ruhig.
Der Dämon verging im Feuer.
Asiszaar drehte sich langsam um sich selbst. Das Schwert in seiner rechten Hand beschrieb einen Bogen, deutete auf jeden einzelnen der um ihn lauernden Dämonen.
»Und nun kniet nieder!«
Ein kleiner schwacher Dämon, nicht größer als ein Kind, mit verformtem Körper,
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