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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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grinste breit. Damian würde ihn direkt zu Lara führen und so folgten sie ihm unauffällig bis zu einer Stelle, an der er stehen blieb und sich unschlüssig umsah. Ein Engel tauchte auf und die beiden sprachen miteinander, bevor der Verräter über die Straße hetzte und eine Treppe hinunterrannte.
    Der dunkle Engel bleckte seine Lippen zu einem Grinsen. Gut. Sehr gut. Dort unten gab es kaum Möglichkeiten, ihm zu entkommen, und sie waren vor den Augen der Menschen sicher, denn bei diesem Unwetter waren kaum Leute unterwegs. Sollten sich Menschen in der Station aufhalten, würden sie ebenso wie der Verräter sterben. Es würde keine Gnade und keine Zeugen geben.
    Asiszaar blickte sich nach seinen Jägern um. In zwei Gruppen standen sie hinter ihm. Der Regen prasselte in ihre Fratzen. Asiszaar registrierte befriedigt die Mordlust in ihren Augen.
    Als er wieder nach vorn sah, entdeckte er einen Engel, der auf die Straße trat und dann Damian in die Station folgte. Weitere Engel tauchten aus der Finsternis auf, orientierten sich und verschwanden ebenfalls im Untergrund. Was war hier los? Machten die Engel ebenfalls Jagd auf das Mädchen? Hatte Damian Lara an die Krieger des Lichts verraten?
    Was auch immer der Grund für das Auftauchen der Engel sein mochte, Asiszaar war bereit, hier und jetzt der Sache ein Ende zu bereiten. Er würde Damian ebenso wie jeden Engel töten, der sich ihm in den Weg stellte. Asiszaar winkte den Dämon zu sich, der ihn hierher geführt hatte.
    »Gibt es nur diesen Eingang?«, fragte Asiszaar.
    Der Dämon zitterte vor Furcht und nahm unbewusst wieder menschliche Gestalt an. Die Augen weit aufgerissen, starrte er den dunklen Engel an.
    »Nein, Herr.« Er deutete mit zitternder Hand die Straße hinunter. »Dort ist ein Abwasserkanal. Ich habe ihn oft bei der Jagd auf Ratten benutzt. Er führt zu einem unterirdischen Gang, der direkt in den Tunnel mündet, durch den die Züge aus Richtung Westen einfahren.«
    »Gut, du wirst eine Gruppe der Jäger hinab in den Kanal führen und dich vom Schacht aus anschleichen. Sorge dafür, dass dich niemand entdeckt. Greife erst an, wenn der Feind durch den Kampf mit uns abgelenkt ist und nicht mit deinem Überfall rechnet.«
    »Ja, Herr!«
    Asiszaar bellte einen Befehl und die erste Gruppe der Dämonen setzte sich in Bewegung. Ihre grotesken Glieder verschmolzen mit den Schatten der Nacht, als sie unweit der Station zu einem Straßenkanal trotteten, den schweren metallenen Deckel hochhoben und sich in die Finsternis fallen ließen.
    Nachdem die Gruppe im Untergrund verschwunden war, blickte sich Asiszaar nach den verbliebenen Jägern um. Die riesigen Golem, die Geflügelten und die Feuerdämonen standen im Regen und warteten.
    Auch Asiszaar wartete. Die erste Gruppe würde einige Zeit brauchen, bis sie den Tunnel erreichte. Er wollte kein Risiko eingehen, denn vielleicht war es notwendig, mit allen Kämpfern gleichzeitig anzugreifen.
    Er hatte zwar nur neun Engel gezählt, aber schließlich gab es auch noch den Verräter, der in Sachen Kampfkraft jedem Dämon überlegen war. Er und die Dämonen boten eine mehr als doppelt so große Übermacht auf, dennoch galt es, vorsichtig zu sein, denn Satan würde kein Versagen tolerieren.
    Aber Asiszaar hatte auch nicht vor zu versagen.
    Er hatte schon viel zu lange auf diesen Augenblick gewartet.
    Bevor er Damian in den Untergrund folgte, flüsterte er Worte in der alten Sprache der Unsterblichen und dunkle Magie legte sich wie ein Nebel über diesen Ort, der aus dem Bewusstsein der Menschen verschwand, bis der Zauber wieder gebrochen wurde.
    Es würde keine Hilfe für Damian und die Engel geben.
    Niemand würde sie stören.

67.
    Ein tiefes Rumpeln kündete die nächste U-Bahn an. Noch war der Schacht dunkel, ein gähnend leerer Schlund, der Lara zu verschlingen drohte, aber bald schon würden Tonnen von Stahl heranrasen und allem ein Ende bereiten.
    Lara spürte die Vibrationen des Zuges. Sie fühlte, wie sie sich von ihren Füßen aus über ihren ganzen Körper ausbreiteten. Dann hörte sie ein gleichmäßiges Rattern, ab und an unterbrochen vom Kreischen der metallenen Räder auf den Schienen.
    Sie dachte noch einmal an ihre Mutter und verabschiedete sich stumm von ihr. Lara hatte das Geheimnis um ihren Vater gelöst – und doch blieben so viele Fragen, auf die sie niemals mehr eine Antwort erhalten würde. Das Gefühl des gegen ihre Rippen hämmernden Herzens fühlte sich eigenartig fremd an, drang wie durch

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