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Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

Titel: Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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nicht, wo er so einen Ort finden konnte.

    Philip beobachtete Arina. Sie saß schweigend und mit gesenktem Kopf bei Tisch während Hilmar erzählte, wie sie zu diesen fürchterlichen Verletzungen gekommen war. Sie hatte ein Kleid an, dessen Ärmel nach unten weiter wurden, und immer wenn sie sich bewegte, konnte jeder die blauen Striemen an ihren Handgelenken sehen. Dabei achtete sie darauf, den Ärmel wieder darüber zu ziehen, als wollte sie diese Male, vor den Blicken der anderen verstecken. Ab und zu tupfte sie sich mit einem Tuch die Augen. Sie war ein Opfer, das das Herz eines jeden erweichen konnte. Die Herrin des Hauses kam zu ihr und nahm sie mütterlich in den Arm. Die Mädchen des Barons musterten sie voller Angst.
    Zwei Tage später saßen sie an der Tafel des Grafen von Felsbruck. Er hatte einen Sohn in Arinas Alter und Hilmar versäumte nicht, Philips Heldenmut zu preisen. Arina versuchte wortkarg und geheimnisvoll ihr blaues Auge und die geschwollene Backe, die in allen Farben des Regenbogens schimmerte, unter einem durchsichtigen Schleier zu verbergen.
    Es lief gut. Hilmar änderte seinen Wegplan und tingelte nun von einem Gut zum nächsten. Jeden zweiten oder dritten Abend gab es eine Vorstellung an einer anderen Tafel. Hilmars Worte und Arinas nur mühsam aufrechterhaltene Tapferkeit bewegten die Gemüter. Als nach etwa zehn Tagen Arinas Male zu verblassen begannen, brachen sie ihre Vorstellungen ab und steuerten wieder nach Süden. Philip war erleichtert, aber diese Erleichterung hielt nicht lange an. Wenn er abends einen Blick auf die Karte warf, merkte er, dass der Tag seines Abschieds immer näher kam. Es gab nur wenige Augenblicke am Tag, in denen er Arina ganz für sich alleine hatte. Zwar war es ihm jetzt gestattet, jederzeit ihre Hand zu nehmen und an seine Lippen zu führen, oder ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, aber sie lag nie mehr nachts in seinen Armen und ihre Küsse waren kurz und keusch. Das Wetter wurde täglich wärmer, das Gras wurde grün und vereinzelt blühten die Gänseblümchen. Kleine Krokusse und Primeln wuchsen in den Gärten und an den Büschen am Straßenrand zeigten sich die ersten zarten Blätter. Einmal gelang es Arina, Hilmar zu überzeugen, sie reiten zu lassen. Gemeinsam mit Philip galoppierte sie voraus. Als die anderen nicht mehr zu sehen waren, fielen sie sich in die Arme und klammerten sich aneinander fest.

    Es war mitten im Lenzmond, drei Tage bevor sich ihre Wege trennen sollten, da erreichte Hilmar eine Botschaft von Vinzenz. Das Schreiben war wochenlang im Land unterwegs gewesen und von Boten zu Boten gereicht worden. Es war klar, dass Vinzenz die Nachricht von Hilmars Aufbruch nach Eberus nicht erhalten hatte. Er schrieb:
    Philmor wie sein Vorfahre nennt sich der, dem unsere Hoffnung gilt. Freunde sind unterwegs in die genannte Stadt, um ihn auf seine Aufgabe vorzubereiten. Ich suche nach denen, die uns folgen werden. Vinz.
    Hilmar grinste breit. „Wenn das keine Lebensversicherung ist. Vinzenz hat den König gefunden. Vertrödeln wir also keine Zeit mehr. Wir reisen so schnell es geht nach Eberus. Ich muss mit dem Archiepiskopos sprechen.“ Er klatschte mit den Handflächen auf seine Oberschenkel und stand auf. „Vinzenz ist ein Teufelskerl. Auf den Burschen ist wirklich Verlass. Was er anpackt, wird zu Gold. Kinder, das sind wirklich freudige Nachrichten. Ich werde die Kirche nur noch ersuchen müssen, uns bei der Krönung eines rechtmäßigen Königs behilflich zu sein. Das läuft ja besser, als ich gedacht hätte.“ Kinder? Dachte Philip und fühlte sich in eine Rolle gedrängt, die ihm nicht behagte. Mit großen Schritten ging Hilmar zur Kutsche. Arina folgte ihm, aber Philip wollte nicht in dem engen, rumpelnden Gefährt sitzen und sich weitere Loblieder auf Vinzenz anhören. Er wollte reiten. Er brauchte jetzt den Wind in seinem Haar und die Sonne im Gesicht. Er brauchte eine freie Fläche, über die er seinen Blick schweifen lassen konnte. Er brauchte seine Ruhe.
    Natürlich hatte wieder Vinzenz die Kohlen aus dem Feuer geholt. Er hatte das gefunden, wonach Philip all die Monate vergeblich gesucht hatte. Wahrscheinlich hatte er schon ein zehntausend Mann starkes Heer und belagerte damit die Falkenburg. Damit war Philips Auftrag in Corona bedeutungslos. Wozu musste er jetzt noch dieses Mitglied des Geheimen Schlüssels treffen, wenn sowieso alles klar war? Einen Moment war er versucht, seinem Trotz nachzugeben und seine Reise

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