Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
dich dieser Gefahr aussetzen dürfen.“
„Du sprichst schon wie mein Vater.“
„Aber er hat Recht. Wenn ich nicht so sehr gewollt hätte, dass du mit kommst …“
„Ich wollte unbedingt mit“, erinnerte sie ihn.
„Trotzdem.“
„Trotzdem, was!“, rief sie aufgebracht. „Das kannst du gleich wieder vergessen. Ich werde mich auch von dir nicht bevormunden lassen. Ich weiß, was ich will, und ich brauche niemanden, der mir bis an mein Lebensende sagt, was gut für mich ist.“
„Friede!“ Philip hob ergeben die Hände. „Ich will mich nicht mit dir streiten. Du hast mir so gefehlt, ich dachte, ich hätte dich für immer verloren. Du hast mir so gefehlt!“
Arina legte ihre Stirn an seine Brust, ihre Finger fuhren in Schlangenlinien um die Knöpfe seines Wamses. Sie schwieg. Philip streichelte mit den Händen an ihrem Hals entlang.
Arina hob den Kopf und sah ihn an. „Was hast du meinem Vater gesagt?“, fragte sie.
„Alles“, antwortet Philip. „Dass ich dich liebe.“ Er grinste. „Dass ich dich immer lieben werde.“
„Und das hat er verstanden?“, fragte sie ungläubig.
„Sonst wäre ich nicht hier.“ Er lachte und nahm sie in seine Arme.
Sie kicherte, griff aber sofort stöhnend an ihre schmerzende Wange. Als Philip sie besorgt ansah, leuchteten ihre Augen.
„Du bist wahrlich ein fruchtloser Held. Du hast es ihm gesagt, und er hat dich trotzdem in diese Kutsche steigen lassen.“
„Das hat er“, bestätigte Philip.
Arina streckte sich und küsste ihn. Philip wusste, dass sie Schmerzen hatte, aber die schien sie nicht wahrnehmen zu wollen. Ihre Zunge tastete nach seiner und entfachte ein Feuer in ihm, das er kaum unter Kontrolle hatte. Schließlich riss er sich los und sah sie atemlos an. Sie lächelte, zuckte aber sofort schmerzverzerrt zusammen.
„Was hat dieses Scheusal dir bloß angetan?“, fragte er besorgt.
„Ach“, sagte sie und versuchte unbeschwert auszusehen. „Das ist nur, weil er mich niederschlagen musste. Würde er noch leben, hätte er auch ein blaues Auge.“ Sie versuchte erneut zu lächeln, aber in ihren Augen stand immer noch ein Teil der Angst und des Grauens, das sie empfunden haben musste.
„Was fehlt dir sonst?“ Philip sah sie ernst an.
Sie versuchte, weiterhin tapfer zu lächeln. „Nichts“, nuschelte sie. „Vielleicht ist eine Rippe gebrochen“, lenkte sie ein, als Philip sie eindringlich musterte.
„Was hat er dir angetan?“
Sie senkte den Blick und antwortete nicht.
Die Angst vor dem, was sie ihm sagen könnte, schnürte Philip die Kehle zu. Vorsichtig griff er unter ihr Kinn, so dass sie ihn ansehen musste. Sie legte ihre Hand auf seine, dabei rutschte ihr Ärmel zurück. Dicke blaue Striemen umschlossen ihr Handgelenk. Philip nahm ihre Hand und streichelte mit seinen Fingern vorsichtig über die blauen Male. Er griff auch nach der anderen Hand und sah die gleichen Flecken. Vorsichtig führte er ihre Hände an seine Lippen und übersäte sie mit tausend kleinen Küssen. „Was hat er dir angetan?“
Arina zuckte mit den Schultern.
„Was hat er dir nur angetan?“
Plötzlich lösten sich Tränen aus ihren Augen und tropften in ihren Schoß. Philip zog sie an seine Brust und legte beide Arme schützend um ihre Schultern. Sie schluchzte, erst langsam und verhalten, dann brach der Damm und sie weinte herzzerreißend.
Hilflos streichelte Philip ihre Schultern und sie klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende. Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Es war gleich, ob sie verging oder erstarrt den Atem anhielt. Arina weinte, und alles, was er tun konnte, war sie zu halten und daran zu glauben, dass es vorbei gehen würde. Schließlich löste sie sich erschöpft von seiner nassen Brust.
„Es tut mir leid“, murmelte sie und strich mit der flachen Hand über die nasse Stelle an seinem Hemd.
„Was hat er dir angetan, Arina?“
Sie senkte den Blick und wich zurück. „Frag nicht“, murmelte sie.
„Ich will dir nicht wehtun. Ich will dich nicht bedrängen. Ich will dir helfen … wenn ich kann.“
„Du hast mir geholfen, als du in dem düsteren Gang zu mir gekommen bist. Du hast mir geholfen, als du hier in diese Kutsche gestiegen bist.“ Sie rückte wieder nahe an ihn heran, kuschelte sich an seine Brust und begann zu erzählen.
„Die meiste Zeit, die ich über dem Sattel hing und nur den Schnee unter den Hufen des Pferdes sehen konnte, kam mir alles so unwirklich vor. Ich glaube, dass ich manchmal das Bewusstsein verlor und
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