Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
wie weggewischt. Was spielte es da für eine Rolle, dass sie noch nicht verheiratet waren, dass ihr Vater toben würde, wenn er wüsste, was geschehen war. Ihre Angst davor, Philip möglicherweise nicht wiederzusehen, war so groß. Sie hatte sich ihm geschenkt und ein viel größeres Geschenk dafür erhalten. Ganz gleich, was geschah, sie gehörte nun ihm. Niemand konnte ihr diese Erinnerung rauben. Sie war jetzt eine Frau. Seine Frau. Und damit für jeden Zauberer unbrauchbar –
Geh nicht! Dachte sie verzweifelt und versuchte die Tränen niederzukämpfen, aber sein Pferd lief bereits die Straße hinunter und verschwand hinter dem nächsten Hügel. Ihr Vater reichte ihr sein Taschentuch und legte seinen Arm schützend um ihre Schulter.
„Er wird wiederkommen“, sagte er.
„Wenn er kann“, schniefte sie und trocknete ihre Tränen.
16. Das Dreieck
Ein paar Tage bereiteten die Elben ihren Ausfall aus Pal´dor intensiv vor. Sie prüften die Stellungen der Zauberer und die der Menschen. Sie beobachteten die Bewegung zwischen den Toren und die Wandelbarkeit des Netzes, und sie versuchten einen Boten zu finden, der den mächtigeren Zauberer weglocken sollte. Rond´taro, der die meiste Erfahrung mit Menschen hatte, beobachtete die Soldaten, um herauszufinden, welcher sich für diese heikle Aufgabe eignen könnte. Aber es war schwierig an die Menschen heran zu kommen. Meistens hielten sie sich innerhalb des Netzes auf, zweifellos eine Vorsichtsmaßnahme, die verhindern sollte, dass sie ungewollten Kontakt mit Elben hatten – wie ihre Vorgänger. Dann waren alle Vorbereitungen getroffen. Sie planten Pal´dor durch das Tor der Dämmerung verlassen. Das war Rond´taros Einfall gewesen und Alrand´do hatte sofort zugestimmt. Die Idee erschien ihm dreist und bar jeder Logik. Sie war ganz und gar nach seinem Geschmack. Er freute sich wie ein Kind auf den Zorn des Zauberers, wenn der merkte, dass sie ihm schon wieder unter der Nase durchgeschlüpft waren und er verbot sich daran zu denken, dass es möglicherweise schief gehen könnte. Das der Zauberer sich kein weiteres Mal überraschen ließ.
Allerdings hatten sie immer noch keinen Boten und die Zeit drängte. Der Zweig in Ala´nas Händen begann zu welken. Blatt für Blatt löste sich und fiel auf ihre Brust. Verzweiflung machte sich breit. Pal´dor befand sich im Ausnahmezustand. Jeder in der Stadt versuchte, etwas zu Ala´nas Rettung beizutragen. Ohne sich zu schonen, arbeitete Rond´taro Tag und Nacht in der Nähe der Menschen, aber er konnte sie nicht erreichen, ohne das Netz zu berühren, was ihn zweifellos verraten hätte.
Die Spannung stieg mit jeder Stunde, die verging, ohne dass sie Pal´dor verlassen konnten.
Einige sprachen sich bereits dafür aus, einen Ausfall zu wagen, auch wenn beide Zauberer vor den Toren weilten. Es fanden sich Freiwillige, die sie aufhalten und in die Irre leiten wollten, während Erol´de den Weg zur Warte einschlug. Aber Rond´taro wies diese Vorschläge zurück. Er war sich sicher, dass Ala´na es nicht gut heißen würde, wenn sich so viele ihretwegen in Gefahr brachten. Er war sich sicher, dass sie nicht wollte, dass andere ihretwegen ihr Leben opferten. Aus den verbissenen Vorbereitungen und der stillen Verzweiflung erwuchs nach und nach die Gewissheit, dass es nicht mehr viel gab, was sie für Ala´na tun konnten. Zwar war noch keiner bereit aufzugeben, nicht solange der Zweig in Ala´nas Händen noch ein paar Blätter trug. Dennoch schlich sich eine gewisse Traurigkeit in jede Handlung ein. Ehe diese jedoch überhandnehmen konnte, kam ihnen der Zufall zu Hilfe.
Das Sonnentor hatte den größten Hof. Erst dreißig Schritte hinter dem Tor begann das Netz des Zauberers. Lilli´de hatte einen Sicheren Ort geschaffen, der bis an den Rand des Netzes ging und hier verbrachte Rond´taro die meisten Stunden des Tages.
Er belauschte gerade das Gespräch zweier Soldaten, die mit ihrer Situation ganz und gar nicht zufrieden waren, da preschte ein Bote auf einem nervösen Pferd auf sie zu.
„Ich suche Dosdravan“, rief er und in seinen Augen stand ein ähnlich panischer Ausdruck wie in denen des Pferdes. Dosdravan trat aus dem Schatten. Die beiden Soldaten erschraken und sprangen auseinander. Es war ihnen deutlich anzusehen, dass sie sich vor ihm fürchteten.
„Sprich!“, sagte der Zauberer mit schneidend kalter Stimme.
Der Bote hatte Mühe sein Pferd halbwegs ruhig zu halten. Es schnaufte, es tänzelte, es warf seinen Kopf und
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