Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
zurück.
Eine ganze Weile sagte keiner von ihnen ein Wort.
„Wie ist es in der Schule?“, fragte sie plötzlich versöhnlich.
Philip zuckte mit den Schultern. „Man geht hin, lernt …“
„Wie viele Schüler? Ich meine … gibt es da wirklich nur einen Lehrer für mehrere Schüler?“
Philip sah sie prüfend an, aber diesmal schien sie sich nicht über ihn lustig zu machen, also erzählte er ihr von der Schule. Sie stellte viele Fragen. Viele davon kamen Philip vollkommen absurd vor. Aber nachdem sie ihm erzählte, dass sie erst eine Gouvernante wie ihr Bruder und danach einen Hauslehrer gehabt hatte, verstand er sie ein wenig besser und beantwortete bereitwilliger ihre Fragen.
Die erste Pause kam viel zu früh. Arina entfernte sich und ging ein Stück alleine. Philip ertappte sich dabei, dass er ihr nachsah und nicht auf die Worte der Gräfin von Weiden achtete. Diese tat allerdings so, als ob sie das nicht bemerken würde. Nur die graue Gouvernante sah ihn missbilligend an.
Als sie weiterfuhren, setzte sich Philip an die Spitze des Zuges, während Arina neben dem Wagen her ritt und mit ihrer Mutter redete. Er wünschte, sie würde zu ihm kommen und ihn wieder ausfragen, aber anscheinend wollte sie nichts weiter wissen.
Am frühen Nachmittag machten sie noch einmal Halt und passierten anschließend die nördliche Brücke ins Wildmoortal. Es war wie Heimkehren, stellte Philip fest. Als sich seine Augen an all den Pfützen und Wäldern weideten, ritt Arina neben ihn. Sie sagte kein Wort.
Philip grübelte krampfhaft, aber ihm fiel einfach nichts ein, worüber sie sich ungezwungen unterhalten konnten.
„Wie alt bist du?“, fragte sie plötzlich unvermittelt und so leise, dass Philip sich sicher war, ihre Mutter hätte diese Frage mit einem zornigen „Arina“ unterbunden.
„Morgen werde ich sechzehn“, antwortete er.
„Ach, ich dachte, du wärst bereits im Mannesalter?“ Ihr Ton sollte herablassend klingen, aber ein überraschter Unterton schwang in ihrer Stimme und er lächelte.
„Ab morgen“, sagte er gelassen und dann, obwohl er wusste, dass es taktlos war. „Wie alt seid Ihr?“
Es war taktlos, sie antwortete nicht. Er überlegte, wie er sich am besten für seine Frage entschuldigen sollte, da hörte er ein leises „Fünfzehn“.
Als sie seinen Seitenblick bemerkte, schüttelte sie den Kopf und streckte die Nase nach vorne. „Aber im Winter werde ich erwachsen. Wahrscheinlich werde ich dann auch bald heiraten.“
Überrascht sah Philip sie an. „Wen?“
Sie zischte durch die Zähne. „Sowas fragt man nicht, ehe die Verlobung verkündet wird.“
„Ihr wisst es also nicht“, stellte Philip ungerührt fest.
„Natürlich weiß ich es! Er hat mich bloß noch nicht gefragt, weil er wartet, bis ich soweit bin.“ Ihr Ton klang nicht überzeugend.
„Hat Euer Vater Euch jemandem versprochen?“, fragte Philip, weil er wusste, dass so etwas in einigen Familien üblich war.
Sie lachte, wurde aber sofort wieder ernst. „Das wagt er nicht. Hast du eine Verlobte?“
Philip war aufgefallen, dass sie zu einem vertraulicheren ‚du‘ übergegangen war, was ihm einerseits gefiel und ihn andererseits kränkte. „Nein“, antwortete er. Es klang so unerfahren in seinen Ohren und obwohl er nicht hinsah, glaubte er Arinas mitleidigen Blick zu spüren. „Es gab ein Mädchen“, behauptete er um sich zu rechtfertigen, „aber sie ist tot.“
„Oh“, entfuhr es Arina. Sie sah ihn von der Seite an und wendete ihren Blick gar nicht mehr ab. Als er zu ihr hinüber sah, lachte sie auf. „Du warst in diese Elbin verliebt“, sagte sie und grinste.
Mit zusammengepressten Lippen starrte er nach vorne. Trauer und Zorn überschlugen sich. Er fühlte sich gedemütigt und verletzt.
„Du hast sie nicht gesehen“, zischte er eisig. „Kein Mädchen auf dieser Erde ist so schön wie sie.“ Er konnte sehen, dass er sie getroffen hatte und in einem verlassenen Winkel seiner Seele tat es ihm leid, aber der Teil von ihm, der immer noch um Jar´jana weinte, verspürte nun Genugtuung.
Arina spornte ihr Pferd an und ritt ein kleines Stück voraus. Philip sah ihr nach. Sein Zorn verflog und es blieb nur das schale Gefühl der Trauer, in das sich zunehmend ein schlechtes Gewissen wegen seines ungehobelten Benehmens mischte. Er tippte Erós in die Seite und ritt ihr nach.
„Es tut mir leid“, sagte er, als er sie eingeholt hatte.
Sie winkte ab.
„Ihr seid sehr schön, Herrin Arina.“
Sie schnaubte
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