Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
abfällig durch die Nase. „Zumindest für diejenigen, die noch keine Elben gesehen haben.“
„Auch für diejenigen, die schon welche gesehen haben“, versicherte Philip. Sie lächelte ihn mit zusammengepressten Lippen an.
„Ich meine es ernst. Ihr seid sehr schön“, wiederholte er. Ihre Wangen erblühten und sie senkte den Blick. „Sei doch nicht so förmlich, Philip. Noch sind wir beide Kinder.“
„Ihr seid die Tochter eines Grafen und ich der Sohn eines Schmieds“, erwiderte er trocken. Sie schenkte ihm ein unbeschwertes Lächeln.
„Na und. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du mit Amilana oder Agnus so förmlich sprichst.“
Philip sah sie aus dem Augenwinkel an, dann fingen sie beide an zu lachen.
Als sie den Erses Berg erreichten, wurden die Gäste in ihre Zimmer geleitet.
Philip kümmerte sich um sein Pferd, ehe er ins Haus ging. Er fühlte sich eigenartig erschöpft und war doch so aufgekratzt, dass er nicht zur Ruhe kam. Nachdem er lange zwischen den Betten auf und ab gegangen war, schnappte er sich einen Bogen und ging zum Schießübungsplatz.
Das gleichmäßige Atmen und die Konzentration auf die Zielscheibe taten schließlich ihre Wirkung.
Später, als er sich darauf vorbereitete zum Abendessen zu gehen, merkte er, wie die Spannung erneut stieg. Letztendlich musste er sich eingestehen, dass es Arina war, die ihm die Ruhe raubte.
Es war aber auch schwierig mit ihr. In dem einen Moment war sie freundlich, dann wieder machte sie sich über ihn lustig, nur um ihn kurz darauf zu meiden. Andererseits, was erwartete er? Sie war ein Mädchen aus adligem Haus, und er ein einfacher Junge aus Waldoria. Dass sie ihn überhaupt bemerkte, war ein Wunder. Zumindest kicherte sie nicht unentwegt, wie die anderen Mädchen die er kannte.
Außerdem musste er sich heute Abend nicht zwingend mit ihr unterhalten. Freunde würden mit bei Tisch sitzen, das Geschirr würde bei weitem nicht so zerbrechlich wie auf der Weidenburg sein und er brauchte kein so dermaßen unbequemes Hemd zu tragen.
Walter kam herein und pfiff ein fröhliches Lied.
„Mach dich fein Philip, wir haben herrschaftlichen Besuch“, trällerte er.
„Ich hab sie abgeholt, falls es dir entgangen ist“, brummte Philip.
„So schlimm kann das nicht gewesen sein. Ich habe einen kurzen Blick auf die schöne Arina erhascht. Heute Abend werde ich ein Lied für sie allein singen, das ihr Herz im Sturm erobert.“ Walter ließ sich mit einer theatralischen Drehung auf das Bett fallen.
„Das kannst du dir sparen. Sie ist so gut wie verlobt.“
Mit einem Ruck setzte er sich wieder auf. „Du hast wirklich keine Ahnung von der Liebe mein Freund. Selbst wenn sie verheiratet wäre, würde ich dieses Lied für sie singen. Außerdem heißt „so gut wie verlobt“ doch bloß, dass sie es noch nicht ist. Alle jungen Frauen sind so gut wie verlobt. Es ist die schönste Zeit in ihrem Leben. Alles was danach kommt, hat nur noch mit Arbeit und Verpflichtungen zu tun. Für uns Männer übrigens auch. Am wichtigsten ist es, eine Frau so lange es geht, in dem Glauben zu lassen, dass sie bald verlobt sein wird.“
„Du hast aber nicht allen Ernstes vor, heute Hilmar von Weidens Tochter zu verführen?“, fragte Philip skeptisch.
Walter lachte. „So süß ist die Liebe, wenn man in der Ferne schmachtet …“, sang er.
„Mit dir kann man doch überhaupt nicht reden“, knurrte Philip und kramte verdrossen in der Truhe.
„Wie alt wird das schöne Kind wohl sein“, grübelte Walter immer noch singend. „Das größte Geheimnis einer Frau ist ihr Alter.“ Er warf sich erneut auf sein Bett und wechselte vom Singen aufs Sprechen. „Ich versteh das nicht. Ab dem Moment, da ein Mädchen ihre ersten Rundungen bekommt, ist ihr Alter nicht mehr zu erraten. Ob zwanzig oder dreißig … erst danach merkt man, wie sie alt und hässlich werden.“
„Sie ist fünfzehn“, sagte Philip entnervt von Walters Redeschwall.
„Boa. Die ist ja viel zu jung. Philip, wie hast du das bloß herausgefunden? Die letzte Frau, die mich liebte, hat mir ihr Alter bis zum Schluss nicht verraten. Was für eine maßlose Enttäuschung für mich, als ich herausfand, dass sie zwei erwachsene Kinder hatte.
Fünfzehn. Wie furchtbar. Hilmar wird mir den Kopf abreißen, wenn ich ihr nur zu lange in die Augen sehe.“
„Dann schau woanders hin“, brummte Philip.
„Mein Gott, hast du eine schlechte Laune. Sie hat dich wohl abblitzen lassen?“
„Walter, halt bitte den
Weitere Kostenlose Bücher