Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
der
Erschöpfung, aber Singh war bereits wach und sah
aufmerksam zu Sarn hinüber.
»Was ist geschehen?«, fragte Mike.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Singh. »Aber irgendetwas
scheint nicht zu stimmen.«
Als hätte er ihre Blicke gespürt, sah Sarn in diesem
Moment hoch, unterbrach das Gespräch mit seinen
Männern
und kam zu ihnen herüber. »Weckt eure Freunde«, sagte er.
»Wir müssen los.«
»Wieso hast du es plötzlich so eilig?«, fragte Singh
misstrauisch.
»Ich habe mit einem der Wachtposten gesprochen«,
antwortete Sarn. »Ich kann dem Mann vertrauen. Er
hat
beunruhigende Neuigkeiten.«
»Welche?«, fragte Singh. Sein Argwohn war jetzt nicht mehr zu
überhören.
»Ich weiß auch nichts Genaues«, antwortete Sarn. »Aber seit
gestern lässt Argos Lebensmittel und andere Vorräte an Bord
eures Schiffes schaffen. Es sieht so aus, als ob sie Lemura
verlassen wollen. Mein Vertrauensmann sagt, es wären Vorräte
für mindestens zweihundert Passagiere.«
»Zweihundert?«, ächzte Singh. »So viele kann die
NAUTILUS niemals aufnehmen!«
»Wenn sie ein bisschen zusammenrücken, schon«, widersprach
Mike. »Es wird eng, aber für eine kurze Zeit wäre es möglich.«
»Und es entspricht genau der Anzahl der Edelleute
und
Privilegierten«, fügte Sarn finster hinzu. »Mein
Vertrauensmann
sagt, dass die NAUTILUS noch heute auslauten wird. Vielleicht
schon in wenigen Stunden.«
»Dann haben wir wirklich keine Zeit zu verlieren«,
sagte
Singh. Mike starrte ihn fassungslos an. »Wie ... meinst du das?«
Nun war es Singh, der ihn verständnislos anblickte. »Was soll
diese Frage? Wir müssen versuchen, an die NAUTILUS zu
kommen und damit zu verschwinden. Oder möchtest du vielleicht
zur Meeresoberfläche hinaufschwimmen?«
»Und du bist nicht der Meinung, dass wir jemanden
vergessen haben?«, fragte Mike. Er verstand Singhs
Verhalten
immer weniger.
»Wen?«, fragte Sarn.
»Serena«, antwortete Mike. »Ihr habt erzählt, dass sie irgendwo
im Palast gefangen gehalten wird. Ich werde Lemura nicht ohne
sie verlassen. Und Ben, Chris und Juan auch nicht.«
»Deine Freunde wissen nicht einmal mehr, wer sie ist«, sagte
Sarn.
»Aber sie würden sich ganz genau so entscheiden wie ich,
wenn sie sich erinnern würden«, beharrte Mike. »Ich diskutiere
nicht darüber. Ohne Serena rühre ich mich nicht von der Stelle.«
Sarn wollte widersprechen, aber Singh brachte ihn mit einer
schnellen Bewegung zum Schweigen. »Mike hat vollkommen
Recht«, sagte er. »Ich hätte selbst daran denken müssen. Es tut
mir Leid. Wir müssen Serena finden.«
»Ihr kommt nicht einmal in den Palast hinein«, sagte
Sarn
überzeugt. »Ich verstehe euch, aber es ist sinnlos, glaubt mir.
Wenn Argos euch jetzt gefangen nimmt, dann war alles
umsonst.«
»Das Risiko müssen wir eben eingehen«, erwiderte
Mike.
»Du musst uns nicht begleiten. Sag uns, wo wir Serena finden.
Singh und ich gehen allein.«
»Und lasst euch allein gefangen nehmen?« Sarn starrte Singh
und ihn abwechselnd finster an. »Drei meiner Männer sind
gestorben, damit wir eure Freunde befreien konnten. Soll alles
umsonst gewesen sein?«
»Natürlich nicht, Sarn, aber –«
»Ihr geht zur NAUTILUS«, unterbrach ihn Sarn. »Ich hole eure
Freundin. Wenn es jemand schafft, in den Palast einzudringen,
dann ich.«
»Das kann ich nicht verlangen«, sagte Mike.
»Das tust du ja auch nicht«, versetzte Sarn. »Keine Sorge –
was wir tun, ist nicht so uneigennützig, wie du meinst. Wenn wir
Argos’ Fluchtpläne vereiteln, dann hat es sich gelohnt.« Er hob
die Hand, als Mike erneut widersprechen wollte, und fuhr in
beinahe schon befehlendem Ton fort: »Meine Leute bringen
dich und deine Freunde zu eurem Schiff. Singh und ich holen
die Prinzessin.«
Die Vorstellung, Singh und den ehemaligen Krieger
allein
loszuschicken, gefiel Mike ganz und gar nicht. Auch wenn er
den Grund dafür nicht kannte, so war die Feindseligkeit
zwischen den beiden doch in den letzten Tagen beständig
gewachsen. »Dann nehmt wenigstens Astaroth mit«, sagte Mike.
»Er würde nur auffallen«, sagte Singh. »Vergiss nicht,
dass
niemand hier je ein Tier wie ihn gesehen hat.«
Tier?! meldete sich Astaroth empört zu Wort.
Mike ignorierte ihn. Jetzt war nicht der Moment, mit
dem
Kater zu diskutieren. Er versuchte es noch ein einziges Mal:
»Wenn Serena ihre Erinnerungen genauso verloren hat wie wir
alle, dann braucht ihr Astaroth«, sagte er. »Er ist garantiert der
Einzige, der mit ihr reden

Weitere Kostenlose Bücher