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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die
darüber liegende Halle blicken
konnten. Stimmengewirr, die
Geräusche heftigen Hantierens und Arbeitens und ein
schwacher, aber vertrauter Geruch schlugen Mike entgegen,
während er hinter dem Mann über die Schutthalde nach oben
stieg.
Der Anblick, der sich ihm bot, verschlug ihm für einen
Moment die Sprache. Sie befanden sich in einer großen, sichtlich
uralten Lagerhalle, deren Decke und Wände unter einer
zentimeterdicken Schicht aus verkrustetem Staub verschwunden
waren. Die Lagerhalle unterschied sich in nichts von zahllosen
anderen Lagerhallen, die Mike in Hunderten von Häfen überall
auf der Welt gesehen hatte; nur dass sich die Halle fünftausend
Meter unter dem Meeresspiegel befand und seit mindestens
zehntausend Jahren nicht mehr benutzt worden war. Eine
Anzahl Männer war damit beschäftigt, Kisten, Ballen, Fässer
und Säcke von einem großen Stapel auf der anderen Seite zu
holen und in einer langen Kette zum Ausgang zu schleppen. Die
Kette setzte sich auch draußen fort und an ihrem Ende, noch
einmal hundert Schritte entfernt und am Ende eines langen,
gemauerten Steges, lag die NAUTILUS.
Mikes Herz begann zu klopfen, als er die vertrauten Umrisse
des Tauchbootes sah. Der Turm mit den beiden riesigen, an
starre Augen erinnernden Bullaugen ragte höher als normal aus
dem Wasser und der gezackte, stählerne Rückenkamm und die
riesige Heckflosse vervollständigten den Eindruck, es eher mit
einem gewaltigen Untier als mit einem von Menschenhand
geschaffenen Gebilde zu tun zu haben.
Mike spürte, wie auch seine Hände vor Aufregung zu zittern
begannen. Der Mann neben ihm schien das wohl zu spüren,
denn er warf ihm einen warnenden Blick zu. Mike nickte. Der
Mann hatte Recht. Sie durften jetzt keinen Fehler machen. Die
NAUTILUS lag scheinbar zum Greifen nahe vor ihm, aber in der
Halle befanden sich nicht nur Arbeiter und Sklaven, sondern
auch eine große Anzahl Wachen. Er musste sich beherrschen,
um nicht im letzten Moment noch alles zunichte zu machen.
Ihr Führer deutete auf den Kistenstapel, dann auf die doppelte
Reihe von Sklaven, die sich zur NAUTILUS
hin- und wieder
zurückbewegten, dann auf das Schiff selbst. Mike nickte
wortlos. Wenn es ihnen gelang, sich unbemerkt in die Kette
einzureihen, hatten sie eine gute Chance an Bord des Schiffes zu
kommen.
Sie warteten einen günstigen Augenblick ab, dann huschten
sie aus ihrem Versteck hervor und traten in die Reihe der
Männer, die sich dem Kistenstapel mit leeren Händen näherten.
Mikes Herz klopfte bis zum Hals. Es erschien ihm unglaublich,
dass die Wachen nichts von diesem Manöver bemerkt haben
sollten. Er glaubte ihre misstrauischen Blicke fast körperlich zu
spüren. Doch selbst als er unmittelbar an einem der Krieger
vorbeiging, starrte ihn dieser nur kalt an. Das Glück schien
ihnen ausnahmsweise einmal hold zu sein.
Mike ergriff wahllos einen Sack, der viel schwerer aussah, als
er war, warf ihn sich über die Schulter und trat in die Reihe,
die sich umgekehrt der NAUTILUS näherte.
Mike fielen einige Veränderungen auf, als er das Tauchboot
genauer in Augenschein nahm. Etliche
Rumpfplatten
schimmerten neu und hier und da entdeckte er einen Aufbau
oder Mechanismus, der ihm unbekannt war. Singh hatte ihm ja
erzählt, dass Argos’ Techniker gewisse Experimente mit der
NAUTILUS vorgenommen hatten. Das Schiff war vor
zehntausend Jahren gebaut worden, doch die Atlanter hatten
offensichtlich ihre hoch entwickelte Technik
ihren
Nachkommen weitergegeben.
Aber Singh hatte auch noch mehr erzählt. In der
ganzen
Aufregung der letzten Tage hatte Mike der Bemerkung kaum
Bedeutung zugemessen, aber nun erinnerte er sich jäh wieder
daran, dass Singh auch gesagt hatte, Argos wäre drauf und dran
die NAUTILUS mit seinen Experimenten zu zerstören. Wie
hatte er das wohl gemeint?
Mike unterzog das Schiff einer zweiten, noch kritischeren
Musterung, während sie langsam über den langen, gemauerten
Steg gingen. Etliche der neuen Panzerplatten glänzten dort, wo
sie vor Monaten selbst versucht hatten, die Schäden zu
beheben, die das Schiff an seiner Havarie davongetragen
hatte. Aber längst nicht nur dort. Eines der großen Bullaugen
war sichtlich neu und ein fast hausgroßes Stück
der
Bugpanzerung schien ebenfalls ausgetauscht worden zu sein.
Wenn all diese Spuren von ausgebesserten Beschädigungen
stammten, so musste die NAUTILUS tatsächlich arg gebeutelt
worden sein. Was um alles in der Welt hatte Argos dem Schiff
angetan?
Sie

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