Die Stadt der Verlorenen
direkt ins
Meer
blicken konnte, begann das Wasser zu sprudeln. »Was sind das
für Leute, die ihr mitgebracht habt?«, fragte Trautman.
»Sie gehören zu mir«, antwortete Sarn. »Ein paar Männer
mit ihren Familien, die ich in der Kürze der Zeit erreichen
konnte. Es war Singhs Vorschlag.«
Mike sah den Inder überrascht an und Singh zuckte
fast
verlegen mit den Schultern. »Die NAUTILUS war
ohnehin
darauf vorbereitet, Passagiere aufzunehmen«, sagte er im
Tonfall der Verteidigung. »Auf diese Weise können wir
wenigstens einige retten.«
Mike war noch immer erstaunt. Natürlich hatte Singh
vollkommen richtig gehandelt. Er fragte sich sogar, warum er
nicht selbst auf diese an sich nahe liegende Idee gekommen war.
Aber dass sie nach allem, was er erlebt hatte, ausgerechnet von
Singh kam, überraschte ihn doch. Gleichzeitig erleichterte es ihn
aber auch. Anscheinend hatte Argos’ Einfluss Singh doch nicht
ganz so sehr verändert, wie er bisher befürchtet hatte.
»Wir tauchen«, sagte Trautman. »Singh, ich brauche
deine
Hilfe.«
»Was ist mit Serena?«, fragte Mike. »Ich möchte sie sehen!«
»Ich lasse deine Freundin holen und das Felltier auch. Keine
Sorge.« Sarn lächelte aufmunternd, machte einen halben Schritt
aus dem Salon und wechselte ein paar Worte mit jemandem, der
draußen auf dem Gang stand. Währenddessen trat Singh neben
Trautman und begann mit geschickten Bewegungen am
Kontrollpult zu hantieren. Mike war ein bisschen überrascht,
als er feststellte, dass Singh auch die neu hinzugekommenen
Geräte so selbstverständlich bediente, als hätte er sein Lebtag
nichts anderes getan.
»Was genau ist das?« Mike deutete auf das Pult, hinter dem
Singh stand.
»Der Gefechtsstand«, antwortete der Inder.
»Gefechtsstand?«, ächtzte Mike.
Trautman nickte düster. »Talas und seine Ingenieure
waren
fleißig«, sagte er. »Die NAUTILUS ist jetzt bis an die Zähne
bewaffnet.«
»Aber sie ist doch kein Kriegsschiff«, protestierte Mike.
»Jetzt schon«, antwortete Singh lakonisch. »Es gefällt
mir
genauso wenig wie dir – aber wir werden die Waffen brauchen.
Da sind sie!«
Es dauerte eine Sekunde, bis Mike begriff, was Singh mit
seinen letzten Worten meinte. Auf dem kleinen Bildschirm war
jetzt das Meer vor dem Bug der NAUTILUS zu erkennen.
Inmitten des grünen, schäumenden Wassers waren drei schlanke,
pfeilförmige Umrisse erschienen. Im allerersten Moment dachte
Mike, es handle sich um bizarre Tiefseeungeheuer, dann
erkannte er, dass es künstliche Gebilde waren.
»Was ist das?«, fragte er verblüfft.
»Jäger«, antwortete Trautman. »Argos’ Privatflotte. Sie sind
klein, aber ziemlich gefährlich.«
Mike war vollkommen fassungslos. Alles, was er bisher von
Lemura gesehen hatte, hatte ihn den Eindruck gewinnen
lassen, sich in einer fast steinzeitlichen Welt zu befinden. Und
nun erblickte er drei Miniatur-Tauchboote, deren Technik sich
durchaus mit der der NAUTILUS messen konnte! Sein Zorn auf
Argos stieg ins Unermessliche. Wie viele Menschen hatten sich
wohl zu Tode gearbeitet, damit Argos’ Ingenieure diese drei –
wie hatte Singh sie genannt – Jäger bauen konnten?
»Achtung!«, schrie Trautman. »Sie schießen!«
Mike sah weder einen Torpedo noch die Spuren irgendeiner
anderen Waffe, doch schon im nächsten Augenblick dröhnte die
NAUTILUS unter einem gewaltigen Schlag und legte sich
spürbar auf die Seite. Aus der Tiefe des Schiffes hallte ein
Chor gellender Schreie an ihre Ohren. Die NAUTILUS richtete
sich schwerfällig wieder auf und Singh schlug mit der Faust
auf einen Schalter. Einer der Jäger schien plötzlich von einem
gewaltigen Faustschlag getroffen zu werden und zerbarst in
tausend Stücke. Die beiden anderen Jagd-U-Boote wechselten
blitzschnell ihren Kurs. Singhs nächster Schuss ging fehl. Die
Jäger waren unheimlich schnell und so wendig wie Fische.
»Ich begreife nicht, warum sie die NAUTILUS stehlen mussten,
wenn sie in der Lage sind, solche Schiffe zu bauen«, murmelte
Mike.
Singh warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu, antwortete aber
nicht. Eine Sekunde später dröhnte die NAUTILUS unter einem
weiteren Einschlag der unbekannten Waffe. Trautman fluchte
und versuchte hektisch, das Schlingern des Schiffes zu
stabilisieren. Singh schoss erneut und verfehlte sein Ziel auch
diesmal.
»Sie sind zu schnell für uns!«
»Können sie die NAUTILUS beschädigen?«, fragte
Mike
angstvoll.
»Nicht wirklich«, antwortete Trautman ohne ihn anzusehen.
»Gottlob haben
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