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Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition)

Titel: Die Stadt des roten Todes - Das Mädchen mit der Maske: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Verstand verloren, nachdem man ihm die Kehle aufgeschlitzt und ihn auf den Leichenkarren geworfen hatte. Da würde doch jeder durchdrehen.« Sie sieht mich an, als erwarte sie, dass ich ihr zustimme. Ich nicke langsam.
    »Er ist nicht mehr der Vater, wie du ihn in Erinnerung hast.«
    Sie streicht sich das Haar glatt. »Der Mann lebt seit fünf Jahren inmitten dieser armen unmaskierten Teufel, ohne sich mit der Krankheit anzustecken.«
    »Vielleicht bekommst du sie ja auch nicht.«
    »Nein«, sagt sie. »Ich kriege sie, da bin ich mir ganz sicher.« Sie hält das Tagebuch meines Vaters in die Höhe. »Malcontent will es unbedingt haben, deshalb sollten wir es mitnehmen, finde ich.« Sie verstaut das Buch in ihrem Make-up-Beutel. Er ist so groß, dass es problemlos hineinpasst.
    »April …«
    »Psst.« Sie legt sich den Finger auf die Lippen. Das Geräusch von Stiefeln im Gleichschritt hallt durch die Gänge. »Seine Armee.«
    »Mir ist nicht klar, wie es so viele sein können.«
    Sie zuckt mit den Schultern. Die Schritte werden langsam wieder leiser.
    »Hat er keine Wachen hiergelassen? Er muss doch …«
    »Vater glaubt nicht, dass ich abhaue. Weil …« Sie blinzelt mehrmals – das macht sie immer, kurz bevor sie ihrer Mutter eine Lüge auftischt. »Weil die Leute sich gegenseitig umbringen und er mir seinen Schutz angeboten hat.« Sie zieht eine Haarnadel aus ihrem Knoten und kniet vor mich. »Halt still. Die ganze Stadt wird niederbrennen.« Das Schloss springt auf.
    Sie legt den Kopf schief und lauscht. Das Echo der letzten Schritte ist verklungen. Sie öffnet die Tür. Wir sehen uns im Tunnel um.
    »Welche Richtung?«, fragt sie.
    Ich sehe nach links und rechts wie ein Kind, das zum ersten Mal die Straße überquert.
    Wir stehen bis zu den Knöcheln in trübem, kaltem Wasser. Der Prinz lässt die Tunnel fluten – wie der Reverend es vorhergesagt hat.
    »Hier entlang«, sage ich.
    Wir setzen uns in Bewegung, schnell, gegen die Strömung. Wir müssen hier raus.
    »Erinnerst du dich noch, als ich gesagt habe, Elliott hätte mehr für Bücher übrig als für Mädchen? Ich konnte ja nicht wissen, dass er so vernarrt …« Ihre Stimme bricht, und sie unterdrückt ein Schluchzen. »Er hatte irgendwo einen Raum … wo er an einem Geheimprojekt gearbeitet hat.«
    Die Maskenfabrik … Kent, der irgendwie in alles verwickelt scheint … der Ballon.
    »Ich weiß, wie wir aus der Stadt herauskommen«, sage ich. »Wir müssen den nächsten Tunnel nach rechts nehmen und dann so schnell wie möglich nach oben, auf die Straße klettern.« Ich höre mich an, als wüsste ich ganz genau, was ich hier tue, aber das stimmt nicht.
    Das Wasser steht inzwischen so hoch, dass wir waten müssen. Es ist anstrengend. Vermutlich befinden wir uns nicht in dem Teil, der vollläuft, da es noch tiefer gelegene Teile der Katakomben gibt.
    Wir kommen an einer Kreuzung vorbei, dann an einer zweiten. Das Wasser steht uns immer noch bis zu den Knöcheln. Wahrscheinlich ist es sicherer, hier weiterzugehen als auf der vom Mob bevölkerten Straße.
    »Reverend Malcontent hat also vor, eine Armee aus Kranken loszuschicken, damit sie die Stadt erobern?«, frage ich.
    »Sie wollen in richtigen Häusern mit fließendem Wasser wohnen. Das kann ihnen keiner verübeln. Andererseits geht sowieso alles vor die Hunde. Und das Wasser« – sie wirbelt eine Fontäne auf – »schmeckt wie modriger Matsch. Kann ja sein, dass sie sich freuen, wieder in der Stadt zu wohnen. Alle anderen aber nicht.«
    Das Wasser ist eiskalt, und ich kann so gut wie nichts sehen.
    »War Elliott sehr sauer, als er gemerkt hat, dass ich abgehauen bin?«, frage ich, um mich ein wenig abzulenken.
    »Er ist völlig ausgeflippt. Er dachte, einer der Spione des Prinzen hätte dich entführt. Eines der Bücherregale ist umgefallen, als er einen dieser alten Männer gepackt und an die Wand gedrückt hat.« Sie seufzt. »Aber du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben. Falls er noch lebt, dann nur, weil du ihn gerettet hast. Er hat dich in der Menge entdeckt und ist die Gangway hinuntergegangen. Vielleicht …«
    Ein Platschen hinter uns ertönt – es ist nicht das Wasser, das gegen die Wände schwappt, sondern stammt von etwas anderem. Ist uns jemand auf den Fersen? April und ich stehen stocksteif da, aber ich höre nichts mehr. Inzwischen reicht uns das Wasser bis zu den Knien.
    »Es fließt nicht schnell genug in die tieferen Teile ab. Wir sollten zusehen, dass wir nach oben klettern,

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