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Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Die Stadt in den Sternen (German Edition)

Titel: Die Stadt in den Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Leprakolonie übernehmen wollen, ist das Ihre Sache, Doktor«, sagte er in die Stille hinein. »Jeder von uns hat einen festumrissenen Verantwortungsbereich. Allerdings kann ich Ihnen sagen, daß ich jetzt nicht in Ihrer Haut stecken möchte ...«
    »Was soll das heißen?«
    »Dreitausend durch die Höhenstrahlung verseuchte Einwohner dieser Stadt, Dr. Ragano. Das sind dreitausend verbitterte, enttäuschte und teilweise mutierte Menschen in ewiger Quarantäne. Sie bilden ein Risiko, das wir einfach nicht unterschätzen dürfen. Deshalb wiederhole ich meinen Vorschlag. Die Gruppe der Tafelrunde hat bewiesen, daß auf der Erdoberfläche menschliches Leben möglich ist. Unsere Kranken mit Levi-Lepra wollen aus ihrem Gefängnis heraus. Was hindert uns denn, diesen Leuten ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen?«
    »Die Tatsache, daß wir keine Mörder sind«, gab Dr. Ragano zurück. Er schob seinen Sitz zurück und zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf den Leiter von EX-GEO.
    »Sie vergessen den eigentlichen Grund für die Erbauung von Palmyra. Damals ging es erst in zweiter Linie um die Herzkranken von der Erde. Das Weltraumhospital in der Umlaufbahn um die Erde wurde errichtet, um den durch Schwerelosigkeit geschädigten Raumfahrern eine Art Übergangsplattform zu schaffen.«
    »Leben wir schwerelos?«
    Dr. Ragano schüttelte mißbilligend den Kopf. »Die Liste von medizinischen Bedenken gegen eine Übersiedlung der Leprakranken würde ganze Bücher füllen«, sagte er hart. »Wir leben hier mit einem Drittel der normalen Erdenschwere, aber das ist noch nicht einmal das Hauptproblem. Seit siebzig Jahren existieren wir mit Hilfe des Vitamins G-MB unter atmosphärischen Bedingungen, die es auf der Erde nicht gibt. Der hohe Luftdruck auf der Erdoberfläche würde unseren Kranken die Lungen zerreißen ...«
    »Nicht bei einem Entzug des Vitamins G-MB«, warf der Leiter des Gesundheitsdienstes ein. Dr. Ragano blickte irritiert zu dem schlanken, noch relativ jungen Ressortchef hinüber.
    »Wollen Sie damit sagen, daß auch wir unter den atmosphärischen Bedingungen der Erdoberfläche leben könnten?«
    »Ich denke schon.«
    Dr. Ragano versank in Schweigen. Lavrans blickte von einem zum anderen, dann raffte er sich zu einem Vorschlag auf.
    »Als gegenwärtiger Sprecher von Vierzehnmann stelle ich fest, daß wir in den letzten Jahren relativ blind gewesen sind. Wir haben mindestens drei Probleme vernachlässigt: die Levi-Lepra, die Gruppenbildung unter den jüngeren Einwohnern der Stadt und die gründliche Erforschung der Erdoberfläche. Drei Probleme, von denen jedes für uns zur Existenzfrage werden kann.«
    »Ich sehe nur ein Problem«, sagte Dr. Ragano plötzlich, »Menschen der Erde in einer Stadt in den Sternen. Wir haben den Schwarzen Krieg überstanden, weil die Unterseite unserer Stadt durch ihre vorausblickenden Erbauer getarnt worden war. Die Polarisation des Lichtes durch die vibrierenden Mikroprismen in der biosynthetischen Schutzhaut unter der Stadt hat uns unsichtbar gemacht. Während der entscheidenden Kampfminuten im Jahre 2112 hat LEVITAD optisch nicht existiert. Die Flugbahn der schwebenden Stadt in der Heavyside-Schicht war eine weitere Tarnung. Bis zum heutigen Tag haben wir keinen Funkverkehr von der Erde empfangen können. Die ultraviolette Sonneneinstrahlung um uns herum schlägt pausenlose Elektronen aus der Hülle der Gasatome. Die dünne Luft, die wir einatmen, ist ionisiert. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß das GRID-System wie ein gigantisches Staustrahltriebwerk wirkt.«
    »Ihre Erläuterungen in allen Ehren«, sagte Lavrans und verzog das Gesicht, »aber würden Sie uns bitte sagen, worauf Sie eigentlich hinauswollen.«
    Dr. Ragano lächelte. Er blickte zum Ressortchef für Bio-Klimatologie hinüber. Der grauhaarige Mann hob die Brauen. »Vielleicht ist es gut, wenn Sie – abgesehen von aller Technik – das Wunder von LEVITAD bestätigen.«
    »Es stimmt«, sagte der Ressortchef für Bio-Klimatologie. »Die Ringwälle des GRID-Systems um die Stadt schützen uns vor dem ständigen Ostwind, der in dieser Höhe ein furchtbarer Sturm ist. Wir jedoch leben im windstillen Auge des Sturms. Nur deshalb können wir auf eine total geschlossene Kuppel über der Stadt verzichten. Das GRID-System verdichtet die angesaugte Luft und sorgt dafür, daß unser Blut nicht in den Adern kocht.«
    Dr. Ragano lachte leise. »Es gab mal eine Zeit, da galt es als Wunder, wenn Frauen mit nackten Füßen über

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