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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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richtig, den Fall abzugeben, er braucht Ahndung. Aber noch ist es unser Fall, und je mehr wir Ahndung an die Hand geben können, desto besser.« Oder auch nicht?
    Kurz verschnaufen. Ich hielt an und spendierte uns Kaffee in einem neuen Laden, bevor wir ins Hauptquartier zurückfuhren. Amerikanischen Kaffee, wie Corwi entrüstet vermerkte. »Ich dachte, Sie lieben ihn aj Tyrko.« Sie schnupperte an dem verdächtigen Getränk. »Stimmt, aber in erster Linie ist es mir egal.«

10. Kapitel
 
    Am nächsten Morgen war ich früh im Büro, trotzdem blieb mir keine Zeit, mich zu akklimatisieren. »El Jefe will dich sprechen, Tyad«, begrüßte mich Tsura, die Innendienst hatte, als ich hereinkam.
    »Mist. Ist er schon da?« Ich verdeckte mit der Hand mein Gesicht und flüsterte: »Du siehst mich nicht, Tsura, du siehst mich nicht. Du warst kurz mal pinkeln. Du hast mich nicht gesehen.«
    »Mach schon, Tyad.« Sie hielt sich die Augen zu und winkte mich vorbei. Doch auf meinem Schreibtisch erwartete mich ein Zettel. Kommen Sie sofort in mein Büro. Ich verdrehte die Augen. Clever. Hätte er mir eine E-Mail geschickt oder eine Voicemail hinterlassen, hätte ich mich mindestens den halben Vormittag ahnungslos stellen können.
    »Sir?« Ich klopfte und steckte den Kopf durch die Tür. Wie sollte ich meinen Besuch bei den Rechten Bürgern erklären? Hoffentlich war Corwi nicht zu loyal oder ehrpusselig, um die Schuld auf mich abzuwälzen, falls sie einen Anschiss einstecken musste. »Sie wollten mich sprechen?«
    Gadlem schaute mich über den Rand seiner Tasse hinweg an und bedeutete mir einzutreten, Platz zu nehmen. »Mir ist das mit den Gearys zu Ohren gekommen«, begann er. »Was ist passiert?«
    »Mit Verlaub, Sir, das war ein ziemlicher Schlamassel.« Ich hatte nicht versucht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Ich wusste nicht, ob Mrs. Geary ahnte, wohin ihr Zettel verschwunden war. »Die Leute waren in Trauer, erschüttert und haben sich zu einer Dummheit hinreißen lassen ...«
    »Zu einer Dummheit, der einiges an sorgfältiger Planung vorangegangen ist. So ziemlich die durchdachteste Dummheit, die mir je untergekommen ist. Werden sie sich beschweren? Muss ich damit rechnen, mit einer Protestnote aus Richtung der US-Botschaft beehrt zu werden?«
    »Kann ich nicht sagen, aber es wäre ziemlich gewagt, wenn sie es täten. Wie sollten sie ihr eigenes Verhalten erklären?« Sie hatten Grenzbruch begangen. So traurig war es und so einfach. Gadlem nickte, seufzte und streckte mir die beiden geschlossenen Fäuste hin.
    »Gute Neuigkeit oder schlechte Neuigkeit?«
    »Hm ... Die schlechte.«
    »Nein, zuerst bekommen Sie die gute.« Er schüttelte die linke Faust und öffnete sie dramatisch, redete schnell, als hätte er die Worte soeben in die Freiheit entlassen. »Die gute Neuigkeit ist, dass ich einen ungemein interessanten Fall für Sie habe.« Ich wartete. »Die schlechte Nachricht.« Er öffnete die rechte Hand und schlug sie mit ehrlichem Zorn auf die Schreibtischplatte. »Die schlechte Nachricht, Inspektor Borlú, ist die, dass es sich um denselben Fall handelt, an dem Sie bereits arbeiten.«
    »... Sir? Ich verstehe nicht ...«
    »Natürlich nicht, Inspektor, wer von uns kann schon verstehen? Wem von uns armen Sterblichen ist schon Erleuchtung beschieden? Sie dürfen weiter an dem Fall Geary arbeiten.« Er faltete einen Brief auseinander und schwenkte ihn vor meiner Nase hin und her. Ich sah Stempel und geprägte Symbole über dem Text. »Ein Schreiben des Kontrollausschusses. Der offizielle Bescheid. Sie erinnern sich, die unbedeutende Formalie? Man habe beschlossen, den Fall Mahalia Geary nicht an die bewusste höhere Instanz weiterzugeben. Sie weigern sich, Ahndung zu ersuchen.«
    Ich ließ mich gegen die Rückenlehne des Stuhls fallen. »Was? Wie bitte? Was zum Teufel ...?«
    Seine Stimme war ausdruckslos. »Nyisemu informiert uns als Vorsitzender des Ausschusses, man habe die vorgelegten Beweise geprüft und halte sie nicht für ausreichend. Man ist nicht überzeugt, dass ein Grenzbruch stattgefunden hat.«
    »Blödsinn.« Ich stand auf. »Sie haben mein Dossier gesehen, Sir, Sie wissen, was ich Ihnen vorgelegt habe, Sie wissen, es war unzweifelhaft Grenzbruch. Was schreiben die noch? Welche Gründe führen Sie an? Ist das Abstimmungsergebnis aufgeschlüsselt? Wer hat unterschrieben?«
    »Der Ausschuss ist nicht verpflichtet, seine Entscheidungen zu begründen.« Er betrachtete kopfschüttelnd das Blatt Papier, das er

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