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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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uns. Eine große, glänzende schwarze Limousine hatte sich hinter unseren Wagen gestellt, und der Fahrer kam eilig auf uns zu. In der Hast hatte er vergessen, die Autotür zu schließen. Er war nach meiner Schätzung Anfang fünfzig, stattlich, mit einem scharfgeschnittenen, von Falten gekerbten Gesicht. Er trug einen dezenten dunklen Anzug ohne Krawatte. Was sich an Haar ab Schädelmitte noch behauptete, war grau und kurz. »Inspektor«, sagte er. »Zeit für Sie, die Szene zu verlassen.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Natürlich, natürlich. Aber wenn Sie entschuldigen wollen - wer in drei Teufels Namen sind Sie?«
    »Harkad Gosz. Anwalt der Rechten Bürger von Besźel.« Einige der Schlägertypen schienen ob dieser Aussage bass erstaunt zu sein.
    »O Mann, der hat uns noch gefehlt«, brummte Corwi. Ich musterte Gosz unverhohlen: Er gehörte eindeutig ins gehobene Preissegment, was Anwälte anging.
    »Kommen Sie mal eben auf einen Sprung vorbei?«, fragte ich. »Oder hat man Sie angerufen?« Ich zwinkerte dem Handyman zu, der die Schultern zuckte. Nicht unfreundlich. »Ich nehme an, Sie haben keine Direktverbindung zu diesen Schnarchnasen, über wen hat man Sie also erreicht? Syedr? Hat er Sie in Trab gesetzt?«
    Er deutete ein vornehmes Kopfschütteln an. »Lassen Sie mich raten, weshalb Sie uns mit Ihrer Gegenwart beehren, Inspektor.«
    »Moment mal ... Woher wissen Sie, wer ich bin?«
    »Nebensache. Sie stellen Fragen über Mahalia Geary?«
    »Stimmt haargenau. Keiner Ihrer Klienten scheint über deren Tod sonderlich betrübt zu sein, dafür sind sie beklagenswert schlecht informiert, was die Arbeit der jungen Frau angeht. Sie halten sie für ein Mitglied der Unifikationisten, für selbige ein Grund, sich totzulachen, wenn sie es wüssten. Nie von Orciny gehört? Und lassen Sie mich meine Frage wiederholen: Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Inspektor, wollen Sie wirklich unser aller Zeit verschwenden? Orciny? Ganz gleich, womit Geary ihre wahren Absichten bemäntelt hat, wie naiv sie sich stellte, welche dummen Fußnoten sie ihren Aufsätzen anfügen wollte: Alles lief einzig darauf hinaus, Besźels Stellung zu unterminieren. Diese Nation ist kein Spielzeug, Inspektor. Begreifen Sie. Entweder war Geary dumm und glaubte an Ammenmärchen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie nicht nur bedeutungslos, sondern auch noch beleidigend sind. Oder sie war nicht dumm, und diese ganzen Nachforschungen über die verborgene Machtlosigkeit Besźels sollte etwas ganz anderes beweisen. Ul Qoma scheint ihr besser gefallen zu haben, nicht wahr?«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Was deuten Sie an? Dass Mahalia Geary ihr Interesse an Orciny nur geheuchelt hat? Sie war eine Feindin Besźels? Eine Agentin von Ul Qoma ...?«
    Gosz trat dicht an mich heran. Er gab den RBs ein Zeichen, woraufhin die sich in ihre Festung zurückzogen, um hinter der halb geschlossenen Tür zu lauern und zu lauschen.
    »Inspektor, Sie haben keinen Durchsuchungsbeschluss. Gehen Sie. Falls Sie der Aufforderung im Guten nicht Folge leisten möchten, lassen Sie mich pflichtschuldig folgende Warnung aussprechen: Fahren Sie in der bisherigen Weise fort, und ich beschwere mich bei Ihrem Vorgesetzten wegen Belästigung der, lassen Sie es mich betonen, vollkommen legalen RBs von B.«
    Ich wartete einen Moment. Er hatte noch mehr auf dem Herzen: »Und vielleicht denken Sie einmal darüber nach, was man von einer Person halten soll, die hierherkommt, nach Besźel, Nachforschungen über einen seit langem und aus gutem Grund von der Fachwelt ignorierten Gegenstand anstellt, der die Minderwertigkeit Besźels propagiert, sich naturgemäß überall Feinde macht, dann das Land verlässt und sich ohne Umweg nach Ul Qoma begibt. Um sodann, was Ihnen entgangen zu sein scheint, ihr ohnehin unglaubwürdiges Forschungsobjekt fallen zu lassen. Sie hat seit Jahren nicht mehr das geringste Interesse an Orciny gezeigt - genauso gut hätte sie öffentlich gestehen können, dass es ein Vorwand war. Sie hat seit Jahren an der umstrittensten Grabung zum Ruhme Ul Qomas mitgearbeitet. Sind das in Ihren Augen Gründe, dieser Person zu misstrauen, Inspektor? In meinen durchaus.«
    Corwi schaute ihn buchstäblich mit offenem Mund an. »Verdammt, Chef, Sie haben recht gehabt«, sagte sie laut. »Das sind Volltrottel.« Gosz musterte sie kalt.
    »Woher wissen Sie das alles?«, fragte ich. »Über ihre Arbeit?«
    »Über Gearys Forschung? Ich bitte Sie. Sogar ohne dass Reporter

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