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Die Stadt und die Stadt

Die Stadt und die Stadt

Titel: Die Stadt und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Studenten, nicht gut. Zurzeit betreue ich drei Doktoranden. Einer ist in Kanada, die beiden anderen, denke ich, sind da drüben.« Er zeigte in die Richtung der Hauptgrabung. »Die kenne ich.«
    »Was ist mit Rodriguez?« Er schaute mich an, seine Miene drückte Verwirrung aus. »Yolanda? Eine Ihrer Studenten? Haben Sie sie gesehen?«
    »Sie gehört nicht zu meinen dreien, Inspektor. Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht viel sagen. Haben wir ... Wird sie vermisst?«
    »Allerdings. Was wissen Sie über sie?«
    »O mein Gott. Sie ist verschwunden? Ich weiß gar nichts über sie. Mahalia Geary war mir bekannt, ich wiederhole, vom Hörensagen, aber wir haben buchstäblich nie ein Wort miteinander gewechselt, außer auf einer Willkommensfeier für neue Studenten vor ein paar Monaten.«
    »Das ist eine ganze Weile länger her«, sagte Dhatt. Rochambeaux starrte ihn an.
    »Liebe Güte, die Zeit läuft einem davon. Ist es wirklich länger her? Ich kann Ihnen nur das erzählen, was Sie bereits wissen. Ihre Doktormutter ist diejenige, die Ihnen weiterhelfen kann. Haben Sie mit Isabelle gesprochen?«
    Er beauftragte seine Sekretärin, eine Liste des Kollegiums und der Studenten auszudrucken. Ich sagte ihm nicht, dass wir bereits eine hatten. Als Dhatt sie nicht an mich weiterreichte, nahm ich sie mir einfach. Nach den Namen zu urteilen und in Übereinstimmung mit den Vorschriften, waren zwei der aufgeführten Archäologen Qomani.
    »Er hat ein Alibi für Geary«, meinte Dhatt, als wir gingen. »Er und nur sehr wenige außer ihm. Die meisten, nun ja, es war mitten in der Nacht. Keiner kann sagen, wo der andere war, folglich sind sie, was Alibis angeht, in Lieferschwierigkeiten. Der Herr Professor befand sich in einer Konferenzschaltung mit einem Kollegen in einer ungünstigen Zeitzone, um den Dreh herum, als der Mord geschah. Wir haben das überprüft.«
    Wir waren auf der Suche nach Isabelle Nancys Büro, als ich meinen Namen rufen hörte. Ein gut aussehender Herr Anfang sechzig, grauer Bart, Brille, eilte zwischen den Fertighauswürfeln auf uns zu. »Inspektor Borlú?«
    Er schaute Dhatt an, doch als er das qomanische Rangabzeichen sah, flog sein Blick zu mir. »Ich hörte, dass Sie möglicherweise kommen würden. Ich freue mich, Sie zu treffen. Ich bin David Bowden.«
    »Professor Bowden.« Ich schüttelte die dargebotene Hand. »Ihr Buch gefällt mir.«
    Er war sichtlich verblüfft, runzelte die Stirn. »Ich nehme an, Sie meinen das erste. Keiner erwähnt je das zweite.« Er ließ meine Hand los. »Dafür wird man Sie ins Gefängnis stecken, Inspektor.« Dhatt musterte mich verwundert.
    »Wo ist Ihr Büro, Professor? Ich bin Senior Detective Dhatt. Wir würden uns gern mit Ihnen unterhalten.«
    »Ich habe kein Büro, SD Dhatt. Ich bin nur an einem Tag der Woche hier. Und ich bin kein Professor. Einfach nur Doktor. David ist mir auch recht.«
    »Wie lange werden Sie heute noch hier sein, Doktor Bowden?«, fragte ich. »Können wir später kurz miteinander reden?«
    »Ich ... selbstverständlich, wenn Sie Wert darauf legen, Inspektor. Doch wie gesagt, ich habe kein Büro. Normalerweise kommen die Studenten zu mir in meine Wohnung.« Er gab mir seine Karte, und als Dhatt eine Augenbraue hochzog, bekam er ebenfalls eine. »Da steht meine Nummer drauf. Ich warte, wenn Sie das wollen. Wir finden bestimmt ein Eckchen, wo wir ungestört reden können.«
    »Dann sind Sie nicht gekommen, weil Sie mit mir sprechen wollten?«, fragte ich.
    »Nein, wir begegnen uns rein zufällig. Ich wäre unter normalen Umständen heute gar nicht hier, aber meine Doktorandin ist gestern nicht erschienen, und ich dachte, ich finde sie vielleicht bei der Arbeit.«
    »Ihre Doktorandin?«, fragte Dhatt.
    »Ja, man traut mir nur die eine zu.« Er lächelte. »Deshalb kein Büro.«
    »Wer ist sie denn?«
    »Ihr Name ist Yolanda. Yolanda Rodriguez.«
    Er war zutiefst bestürzt, als wir ihm sagten, sie sei nicht auffindbar. Er rang nach Worten.
    »Sie ist verschwunden? Nach Mahalia jetzt Yolanda? Lieber Gott, glauben Sie ...«
    »Wie gehen der Sache nach«, sagte Dhatt. »Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse.«
    Bowden war erschüttert. Wir erlebten ähnliche Reaktionen bei seinen Kollegen. Einen nach dem anderen befragten wir die vier Akademiker, die wir bei der Ausgrabung antrafen, eingeschlossen Thau'ti, den älteren der beiden Quoten-Qomani, einen jungen, ernsthaften Mann. Nur Isabelle Nancy, die zwei Brillen verschiedener Stärke an Ketten um den Hals

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