Die Stahlkönige
Bauwerks. Da es jedoch sehr gehorsam war, folgte es ihm kurze Zeit später.
Vom Steg aus sprang es ohne zu zögern auf das Floß, das es für festen Boden zu halten schien. Kairn führte es in den Pferch und schloss das Tor. Das Cabo schnaubte, als sei es verärgert, einen Pferch gegen einen anderen tauschen zu müssen. Aber wenigstens hatte es diesen für sich allein und machte sich schon bald zufrieden über das dargebotene Futter her.
Die Seeleute beobachteten misstrauisch, wie Kairn seine Habe an Bord brachte. Der Sattel und die Taschen waren nicht ungewöhnlich, aber das Langschwert und der Speer mit der Stahlspitze fielen sofort auf. Am eigenartigsten fanden sie den seltsam geformten Bogen, der aus Holz und Horn bestand. Er steckte in einem kunstvoll verzierten Behälter, aus dem auch die mit bunten Federn versehenen Pfeilschäfte herausragten.
Ein paar der Männer besaßen ebenfalls Bögen: einfache Waffen, die aus einem einzigen Stück Hartholz bestanden. Mit einem Blick stellte Kairn fest, dass die Reichweite seines Bogens mindestens dreimal so groß war. Die anderen Waffen der Besatzung entpuppten sich als Messer und verschiedene Arten von Äxten, Streitkolben mit Steinköpfen und kurze Speere mit Bronzespitzen. Im Gemeinschaftszelt lagen ein paar Schilde aus Leder und Weidengeflecht. Eine armselige Sammlung, aber Kairn vermutete, dass die Piraten auch nicht besser ausgerüstet waren.
Als alles verstaut war, legten sie ab. Sobald die Haltetaue gelöst waren und an Bord gezogen wurden, erwartete Kairn heftiges Schlingern, aber nichts geschah. Neugierig beobachtete er, wie die Männer lange Stangen ergriffen und auf den Grund stellten. Sie lehnten sich mit den Schultern daran und stemmten die Füße auf die Stämme. So langsam, dass er sich anfangs nicht sicher war, ob sie wirklich ablegten, bewegten sie sich Zoll für Zoll vom Ufer fort. Jetzt lehnten sich die Männer gegen die Stangen und schritten die Länge des Floßes ab. Der Anblick überraschte Kairn, denn sie standen an einem Fleck und bewegten das Floß mit den Füßen voran. Wenn sie das Ende der langen Seite erreichten, zogen sie die Stangen aus dem Wasser, liefen zurück und begannen erneut.
Wenig später verließen sie den schützenden Zwischenraum zwischen Insel und Ufer und gerieten in die langsame Strömung. Kurz darauf berührten die Stangen den Grund nicht mehr, und die Seeleute stapelten sie unweit des Zeltes auf. Anschließend ergriffen sie die langen Ruder und legten sie in einfache Dollen aus Astgabeln. Als Ruder dienten fünfzehn Fuß lange Stangen, an deren Enden breite Bretter genagelt waren. Zwei oder drei Männer standen daran und beförderten das Floß in die etwa hundert Schritte vom Ufer entfernte schnellere Strömung. Ein kürzeres, breiteres Ruder wurde in eine Astgabel am Heck gelegt und diente als Steuer. Sobald das Floß rascher dahintrieb, legten die Männer sämtliche Ruder beiseite und ruhten sich aus. Nur das Steuerruder blieb an seinem Platz.
Kairn begriff, dass die Schlichtheit aller Gegenstände einen Grund hatte. Das Floß befand sich auf einer Reise ohne Wiederkehr, und alles war so beschaffen, dass es mühelos auseinander genommen und verwertet werden konnte. Hier war nichts von dem handwerklichen Geschick und der Kunstfertigkeit zu sehen, die er bei den kleinen und großen Booten bemerkt hatte. Nach einer Weile warfen die Männer Angelleinen aus und entzündeten ein Feuer in einer mit Erde und Steinen gefüllten Kiste.
Kairn schritt zum Pferch hinüber, um nach dem Cabo zu sehen. Es schnaubte und ging auf ihn zu. Sanft strich er ihm über den Kopf. Offenbar merkte das Tier nicht, dass es auf einem riesigen Fluss dahintrieb. Kairn war erleichtert, gleichzeitig aber ein wenig enttäuscht. Er hatte Cabos immer für ausgesprochen klug gehalten.
Eine Weile schritt er auf dem Floß umher, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Das dauerte nicht sehr lange. Zum Glück faszinierte ihn der Fluss noch immer. Im Laufe des Vormittags tauchte ein schwarzes schlankes Tier auf und schwamm geraume Zeit neben ihnen her. Es sah beinahe wie ein Landtier aus, hatte aber anstelle der Beine Schwimmflossen. Es war größer als das Cabo, besaß aber keine sichtbaren Zähne oder Hörner. Aus wenigen Schritten Entfernung betrachtete es Kairn aus sanften braunen Augen, während er es ebenfalls eingehend beobachtete.
»Was ist das?«, fragte er den Steuermann, der vorstehende Zähne und kurze, blau gefärbte Haare hatte.
»Ein
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