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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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hob er einen Schild auf und sprang ans Ufer.
    Gründlich und schnell durchsuchten sie die Insel. Sie begannen am stromaufwärts gelegenen Ende, wo auch das Floß lag. Hier bildete das Land einen spitzen Keil, und die Männer standen Schulter an Schulter. Je weiter sie voranschritten, umso größer wurde der Abstand zwischen ihnen. Sie entfernten sich jedoch nie außer Sichtweite voneinander. Bäume und Gestrüpp bedeckten die Insel, und die oberen Äste waren stellenweise mit Treibholz übersät. Sanft stieg das Land an, denn in der Mitte der Insel erhob sich eine kleine Anhöhe.
    Während sie die Insel durchstreiften, flohen kleine Tiere vor ihnen. Kairn fragte sich, wie sie überlebten, wenn das Wasser stieg. Entweder konnten sie schwimmen, oder aber sie kletterten in die Wipfel der höchsten Bäume.
    Sie entdeckten keine Menschenseele und kehrten zum Floß zurück, um das Abendessen vorzubereiten. Solange es noch hell war, holte Kairn das Cabo aus dem Pferch und führte es über die Insel. Das Tier schien sich über die Abwechslung zu freuen.
    Als sie zurückkehrten, brachte er es wieder an Bord, und es folgte ihm willig. Er schloss den Pferch und gesellte sich zu den Flößern, die am Feuer saßen und ihm seinen Anteil der Mahlzeit reichten. Es gab ausgesprochen einfaches Essen, aber Kairn war an Schlimmeres gewöhnt.
    »Verbringt ihr die Nächte immer auf Inseln?«, fragte er kauend.
    Fleder nickte. »Wenn wir uns nicht in einer Stadt aufhalten. Auf einer Insel ist es leichter, die Umgebung zu erforschen. Lagert man an einer einsamen Stelle am Ufer, weiß man nie, was sich alles in der Nähe herumtreibt – besonders, wenn sich Höhlen in den Klippen über dem Fluss befinden.« Er wies auf die Wurzelhaufen, die an Deck lagen. »Aber unsere Ladung ist nicht besonders reizvoll. Nicht wie Sklaven, Wein oder andere Güter. Aber dergleichen kommt meistens stromaufwärts. Dennoch ist es wichtig, immer wachsam zu sein. Es gibt genug verzweifelte Kerle, die einen Kampf gegen Soldaten oder Rivalen verloren haben. Diese Burschen greifen eine Besatzung an und schneiden allen die Kehle durch, nur um ein paar Vorräte zu erbeuten.«
    »Wir sind heute an einigen Dörfern vorbeigekommen«, bemerkte Kairn. »Warum schließen sich die Leute nicht zusammen, um Banditen das Handwerk zu legen?«
    »Das sollten sie«, gab Fleder zu. »Aber die Regierung sieht es ungern, wenn die Menschen das Gesetz in die eigenen Hände nehmen, auch wenn sie in abgelegenen Gebieten wohnen.«
    »Niemals würde ich einer Regierung gehorchen, die ihre Pflicht so vernachlässigt«, erklärte Kairn. »Ich finde das Verhalten der Bevölkerung recht feige.«
    »Stimmt«, meinte der Flößer. »Deshalb findest du die Mutigen auch nur auf dem Fluss.«
    Der nächste Tag verging ohne Zwischenfälle. Wenn andere Flöße oder Boote in der Nähe trieben, tauschte man Neuigkeiten aus, ohne jedoch anzuhalten. Das gemächliche Treiben gestattete recht ausgiebige Unterhaltungen. Nur die großen Boote schienen sich nicht daran zu beteiligen, und Kairn erkundigte sich nach dem Grund.
    »Zu vornehm«, grunzte Fleder. »Die gehören großen Gesellschaften. Die Mannschaften halten sich für etwas Besseres und reden nicht mit gewöhnlichen Flößern.«
    »Also gibt es auch auf dem Wasser Herren und Untertanen?«
    »Das denken die Kerle bloß!«, schnaubte Fleder verächtlich.
     
    Drei weitere Tage vergingen ereignislos. Am Abend des vierten Tages legten sie an einer sandigen Stelle am Ufer an. Hier gab es meilenweit keine Inseln, und Fleder wählte das Ostufer des Flusses als geeigneten Platz aus.
    »Keine große Auswahl«, bemerkte er, als sie an Land gingen. »Am anderen Ufer ist es zu sumpfig, um ein Lager aufzuschlagen. Es gibt dort auch kein trockenes Holz, und die Insekten fressen dich auf.«
    Kairn blickte zu den Hügeln hinüber, die in einiger Entfernung landeinwärts aufragten. Weder erblickte er Feuer, noch sah er Rauch, aber natürlich war mit Raubtieren zu rechnen, die ihre Anwesenheit nicht verrieten.
    »Ich glaube, ich lasse mein Cabo heute Nacht an Bord«, erklärte er. »Eine Nacht im Pferch wird ihm nicht schaden.«
    Fleder nickte. »Klug von dir. Halte deine Waffen bereit.«
    »Das tue ich immer.«
    Das Mahl verlief in gedämpfter Stimmung, und sie achteten viel aufmerksamer auf die unmittelbare Umgebung, als es sonst der Fall war. Gleich nach dem Essen wickelten sie sich in die Decken, die Hände auf die Waffen gelegt, und fielen in unruhigen

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