Die standhafte Witwe
Mitgift.«
»Clare MacKay, du hättest ebensogut einen Dolch in deines Vaters Herzen stoßen können«, jammerte MacKay.
»Aber, Vater …«
»Schweig!«
Als Nicholas seinen Befehl fauchte, ließ er nicht einmal die Augen von Clares Vater. Er wartete ab, ob der alte Mann sich auf ihn stürzen oder aber seine Selbstbeherrschung wiedererlangen würde.
Johanna versuchte, Clare zu beruhigen, aber es war nicht leicht, sich darauf zu konzentrieren und sich gleichzeitig zu bemühen, den Clansherrn zu beobachten. Natürlich weinten Clansherrn eigentlich nicht, aber dieser dort sah aus, als wollte er jeden Moment in die Knie gehen und in Tränen ausbrechen. Er hatte sichtlich Schwierigkeiten, Nicholas Ankündigung zu verdauen.
»Ein englischer Baron, der meine Tochter heiratet? Lieber sterbe ich!«
Johanna hörte auf, Clares Schulter abwesend zu reiben und tat einen Schritt auf ihn zu. »Ein sehr reicher Baron«, sagte sie.
Der Clansherr blickte sie finster an. »Reichtum ist hier kein Thema«, knurrte er. »Wie reich?«
Eine Stunde später waren sie verheiratet.
Für eine Feier war keine Zeit. Vater MacKechnie hatte gerade die Verbindung gesegnet, als Michael in die Halle gestürmt kam und sich suchend nach Keith oder Nicholas umblickte.
Den Baron sah er zuerst. »Einer unserer Soldaten, die an der Grenze postiert sind, hat es gerade gemeldet«, sagte er. »Englische Soldaten sind in unser Land eingedrungen. Es handelt sich um eine Armee, Baron, und sie ist nur noch eine Stunde von der Burg entfernt.«
»Wie viele sind gesichtet worden?« fragte Keith.
»Zu viele, um sie zu zählen«, antwortete Michael.
Nicholas stieß ein Knurren aus, das man wahrscheinlich bis ins Tiefland hören konnte.
Der König hatte ihn verraten! Das Bündnis zwischen Herr und Vasall war zerstört. John hatte seinen Baron angelogen. Er hatte keinen Boten mit Eskorte geschickt, er hatte gleich eine ganze Armee gesandt.
In weniger als einer Stunde würde die Burg unter Belagerung stehen. Keith machte sich sofort daran, alles für einen Angriff vorzubereiten, indem er Wachen an der Mauer entlang postierte, und Nicholas übernahm die Verantwortung, die Gruppe Soldaten anzuführen, die die Engländer von der Seite angreifen sollte.
Man befahl Clansherrn MacKay, nach Hause zurückzukehren, bevor der Kampf begann, aber er weigerte sich natürlich und stieg auf sein Pferd, um an der Seite seines neuen Schwiegersohns in die Schlacht zu ziehen. Er befahl einem seiner Männer, wie der Blitz nach Hause zu reiten und die beträchtlichen Truppen der MacKays zusammenzuziehen. Nicholas war für die Hilfe des alten Mannes verdammt dankbar. Er wußte, sie würden jeden verfügbaren Soldaten brauchen.
Clare konnte sich nicht entscheiden, ob sie hysterisch werden sollte, weil sie plötzlich mit einem Engländer verheiratet war, oder ob sie lieber helfen sollte, gegen die Eindringlinge zu kämpfen. Als Nicholas sich dann zum Gehen wandte, raffte Clare ihre Röcke und rannte hinter ihm her.
»Wag es ja nicht, mich zur Witwe zu machen, Baron«, fauchte sie. »Ich möchte eine Annullierung, kein Begräbnis!«
Nicholas griff nach den Zügeln seines Pferdes und wandte sich dann an seine Frau. »Du bekommst weder das eine noch das andere«, verkündete er.
Clare fiel nichts ein, was sie darauf hätte sagen sollen. Nicholas starrte sie lange an, entschied dann, schon genug Zeit verschwendet zu haben, und wandte sich ab.
»Warte.«
»Ja?«
Immer noch fehlten ihr die richtigen Worte, und so warf sie sich einfach in seine Arme. Nicholas wußte, was er tun mußte. Er ließ die Zügel los, schlang die Arme um seine bebende Braut und gab ihr einen Kuß, der Versprechen, Zuversicht und eine ordentliche Portion Lust ausdrückte.
»Du siehst aus wie ein Junge mit deinem kurzen Haar, Clare MacKay, aber du küßt verdammt wie eine Frau.«
Sie vergaß zu atmen, und irgendwie gelang es ihr nicht, eine schnippische Antwort zu finden, bis ihr Mann bereits davonritt.
»Paß auf ihn auf, Papa!« rief sie hinterher.
»Mach ich, Kind. Sieh zu, daß du reinkommst, und bleib da!« Clare wollte genau das tun, als sie Johanna über den Platz rennen sah. »Johanna, wo willst du denn hin? Es ist gefährlich, hier draußen zu bleiben.«
Johanna hörte nicht auf sie. Sie stürmte zu Auggies Hütte, und als sie dort ankam, rannen ihr die Tränen über die Wangen.
Alex sah seine Mutter und begann zu wimmern. Sie riß ihn in die Arme und drückte ihn fest an sich.
»Auggie,
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