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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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sein ernster Gesichtsausdruck für das Publikum gedacht war: Jeder einzelne Soldat sah zu ihnen herüber.
    »Gabriel?«
    »Ja?« Er klang ungeduldig.
    »Darf ich einmal meine Meinung loswerden?«
    »Um was geht es?«
    »Es ist dumm, den Hof für die Kriegsübungen zu benutzen, und gefährlich ist es außerdem!«
    Er schüttelte den Kopf. »Bis heute morgen war es überhaupt nicht gefährlich. Ich will, daß du mir etwas versprichst!«
    »Ja?«
    »Droh niemals damit, mich zu verlassen!«
    Die Intensität seiner Bitte überraschte sie. »Das verspreche ich«, sagte sie.
    Gabriel nickte, dann wandte er sich zum Gehen. »Ich würde dich niemals gehen lassen. Du verstehst, was ich meine, nicht wahr?«
    Er erwartete keine Antwort. Johanna stand da und sah ihrem Mann nach, der sich nun wieder zu seinen Soldaten gesellte. Gabriel erwies sich wirklich langsam als komplizierter Charakter. Nicholas hatte ihr erzählt, er wollte sie heiraten, um das Land zu bekommen. Doch er benahm sich, als würde auch sie ihm etwas bedeuten.
    Plötzlich stellte sie fest, daß sie hoffte, es wäre wahr. Sie würden viel besser miteinander auskommen, wenn er sie mochte.
    Nun sah sie, wie Gabriel mit Calum sprach. Der Soldat warf einen Blick zu ihr herüber, nickte und setzte sich dann in ihre Richtung in Bewegung. Johanna dachte nicht daran zu warten, bis Calum ihr erklärte, welchen Befehl ihr Mann ihm gegeben hatte. Sie machte kehrt und rannte den Hügel zur Wiese hinunter. Dieser alte MacBain-Krieger Auggie ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie wollte herausfinden, welches Spiel es erforderte, Löcher in den Boden zu graben.
    Der ältere Mann mit seinem wirren, weißen Haar stand auf, als sie ihn anrief. Die tiefen Linien um seinen Mund und seine Augen herum ließen vermuten, daß er mindestens fünfzig Jahre sein mußte, vielleicht sogar noch älter. Er hatte herrliche weiße Zähne, hübsche braune Augen und ein warmes, freundliches Lächeln.
    Bis sie ihn ansprach. Johanna machte einen kleinen Knicks und stellte sich dann auf Gälisch vor.
    Er kniff die Augen zusammen und zog eine Grimasse, als hätte er starke Schmerzen. »Ihr vergewaltigt unsere schöne Sprache, Mädchen«, sagte er.
    Er sprach so schnell, so nuschelnd und sein Akzent war so dick wie der Eintopf ihrer Mutter, daß Johanna kein einziges Wort verstand. Er mußte seine Beleidigung gleich dreimal wiederholen, bis sie die Bedeutung begriffen hatte.
    »Bitte sagt mir, Sir, welche Worte ich falsch ausspreche.«
    »Ihr gebt Euch redliche Mühe, alle zu zerhacken.«
    »Ich möchte diese Sprache gerne richtig lernen«, sagte sie, ohne sich von seinem komisch gequälten Gesichtsausdruck beirren zu lassen.
    »Es bedarf starker Disziplin, um flüssig zu sprechen«, bemerkte er. »Ihr würdet Euch konzentrieren müssen. Ich glaube nicht, daß Engländer diese Fähigkeit besitzen.«
    Wieder hatte Johanna nicht allzu viel von dem verstanden, was er gesagt hatte. Auggie patschte sich dramatisch auf die Stirn. »Bei allem, was mir heilig ist, Ihr verderbt mir den ganzen Spaß, Mädchen. Ihr begreift ja nicht ein Wort von dem, was ich sage.«
    Er räusperte sich und wiederholte seine Worte, diesmal in Französisch. Seine Kenntnisse dieser Sprache waren enorm, seine Aussprache fast perfekt. Johanna war beeindruckt. Auggie war ein höchst gebildeter Mann.
    »Ich sehe schon, daß ich Euch überrascht habe. Ihr dachtet, ich wäre geistig zurückgeblieben, nicht wahr?«
    Sie wollte den Kopf schütteln, besann sich dann aber anders. »Ihr seid auf dem Boden herumgekrochen und habt Löcher gegraben. Da bin ich zu dem Schluß gekommen, Ihr wäret ein wenig …«
    »Verrückt?«
    Sie nickte. »Bitte verzeiht mir, Sir. Wann habt Ihr gelernt, so gut …«
    Er unterbrach sie. »Das ist viele, viele Jahre her«, erklärte er. »Also, was wolltet Ihr denn so dringend, daß Ihr mich mitten in meinem Spiel unterbrochen habt?«
    »Ich wollte wissen, was das für ein Spiel ist«, antwortete sie. »Warum grabt Ihr Löcher?«
    »Weil sie sonst keiner für mich buddelt.«
    Er lachte schnaubend über seinen eigenen Witz.
    »Aber wozu?« wiederholte sie beharrlich.
    »Das Spiel benötigt Löcher, die die Steine auffangen, wenn ich genau ziele. Ich benutze meinen Stecken als Schläger und runde Kiesel, die ich vorwärtsstoße. Möchtet Ihr es vielleicht versuchen, Kind? Ich liebe dieses Spiel. Vielleicht geht das Fieber auch auf Euch über!«
    Auggie nahm ihren Arm und zog sie zu der Stelle, wo er seinen Stab

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