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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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meinen Männern ist ein Feigling. Du hast nichts zu befürchten, weder von mir noch von sonst einem Mann hier. Ich verzeihe dir deine Beleidigung, denn du hast es nicht gewußt. In Zukunft bin ich nicht mehr so tolerant, und es wäre gut, wenn du das in Erinnerung behalten würdest!«
    Sie starrte in seine Augen. »Aber wenn ich dich noch mal beleidige? Was wirst du dann tun?«
    Er hatte nicht die geringste Ahnung, aber er würde den Teufel tun, ihr das einzugestehen. »Es wird nicht wieder geschehen.«
    Johanna nickte. Sie drehte sich um und wollte zurückgehen, dann besann sie sich jedoch.
    Ihr Mann verdiente eine Entschuldigung. »Manchmal reagiere ich, ohne daß ich Zeit habe, darüber nachzudenken. Verstehst du? Es scheint instinktiv zu geschehen. Ich will ganz bestimmt versuchen, dir zu vertrauen, und ich danke dir für deine Geduld.«
    Aus ihrem Händeringen und dem gesenkten Kopf konnte er ersehen, wie schwer es ihr fiel, ihm das zu gestehen. Ihre Stimme klang schrecklich verlegen, als sie fortfuhr: »Ich begreife selbst nicht, warum ich das Schlimmste erwarte. Ich hätte dich nie geheiratet, wenn ich geglaubt hätte, du könntest mich mißhandeln, aber ein kleiner Teil von mir hat irgendwie Schwierigkeiten, das zu glauben.«
    »Es freut mich, was du da sagst, Johanna.«
    »Wirklich?«
    Er lächelte über das Erstaunen in ihrer Stimme. »Ja, wirklich«, wiederholte er. »Ich weiß, wie schwer dieses Geständnis für dich war. Wo wolltest du übrigens hin, als du versucht hast, durch eine Lanze zu laufen?« Er fügte die Frage in dem Versuch an, das Thema zu wechseln. Seine Frau sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen, und er wollte ihr helfen, sich ein wenig zu beruhigen.
    »Ich habe Alex gesucht. Ich dachte, wir könnten ein bißchen über das Land spazieren.«
    »Ich habe dir befohlen, dich auszuruhen.«
    »Ich wollte doch nur einen geruhsamen Spaziergang machen. Gabriel, hinter dir kriecht ein Mann auf allen vieren heran.«
    Die letzten Worte waren geflüstert, und Johanna rückte näher zu ihrem Mann.
    MacBain brauchte sich nicht umzudrehen. »Das ist Auggie«, erklärte er.
    Johanna stellte sich neben ihren Mann, damit sie die Gestalt näher betrachten konnte. »Was tut er denn da?«
    »Er gräbt Löcher.«
    »Und warum?«
    »Er benutzt seinen Stecken, um Steine in den Löchern zu verstecken. Er mag das Spiel.«
    »Ist er verrückt?« flüsterte sie, damit der alte Mann sie nicht hörte.
    »Er tut dir nichts. Laß ihn in Ruhe. Er hat sich seinen Frieden verdient.«
    Ihr Mann ergriff sie bei der Hand und zog sie den Hügel hinauf. Johanna drehte sich aber dauernd um und beobachtete den Mann, der über die Wiese kroch. »Er ist ein MacBain«, platzte sie heraus. »Er trägt dein Plaid!«
    »Unser Plaid«, korrigierte er. »Auggie ist einer von uns«, fügte er hinzu. »Johanna, Alex ist nicht hier. Er wurde heute früh zur Familie seines Onkels gebracht.«
    »Wie lange bleibt er fort?«
    »Bis die Mauer fertig ist. Wenn die Burg sicher ist, wird Alex nach Hause kommen.«
    »Und wie lange wird das dauern?« fragte sie. »Ein Kind braucht seinen Vater.«
    »Ich kenne meine Pflichten, Frau. Du brauchst mich nicht zu belehren.«
    »Aber ich kann ja wohl meine Meinung sagen«, erwiderte sie.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Habt ihr mit dem Bau der Mauer schon angefangen?«
    »Sie ist halb fertig.«
    »Und wie lange vorher …«
    »Noch ein paar Monate«, antwortete er. »Ich möchte nicht, daß du ohne eine anständige Eskorte in den Hügeln herumspazierst«, fügte er stirnrunzelnd hinzu. »Das ist zu gefährlich.«
    »Für Frauen oder nur für mich?«
    Er schwieg. Das war Antwort genug. Sie versuchte, sich zu beherrschen. »Erklär mir, was so gefährlich ist.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich hab’ keine Zeit dazu. Gehorch einfach meinen Befehlen, und wir kommen ganz gut miteinander aus.«
    »Natürlich werden wir das, wenn ich jeden deiner Befehle befolge«, murmelte sie. »Ehrlich, Gabriel, ich glaube nicht …«
    »Die Pferde sind gesund.«
    Seine Bemerkung verwirrte sie einen Moment. »Was hast du gesagt?«
    »Die sechs Pferde, die du mitgebracht hast, sind gesund.«
    Sie seufzte. »Die Diskussion über Gehorsam ist beendet, richtig?«
    »Richtig.«
    Sie lachte.
    MacBain grinste. »Das sollten wir öfter tun.«
    »Was?«
    »Lachen.«
    Sie hatten den Rand des Vorplatzes erreicht, und Gabriels Benehmen veränderte sich radikal. Seine Miene wurde härter. Johanna entschied, daß

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