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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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liegengelassen hatte. Er zeigte ihr, wie sie den Schläger greifen sollte, und als sie ihre Schultern und ihre Beine so ausgerichtet hatte, wie er sie angewiesen hatte, trat er zurück, um ihr weitere Instruktionen zu geben.
    »Nun gebt ihm einen kräftigen Schlag. Zielt auf das Loch geradeaus vor Euch.«
    Sie kam sich ziemlich albern vor. Auggie war wirklich etwas seltsam. Aber er schien auch sehr empfindlich zu sein, und ihr Interesse an diesem »Spiel« machte ihm offenbar Spaß. Sie wollte seine Gefühle bestimmt nicht verletzen.
    Also schlug sie gegen den runden Kiesel. Er rollte zum Rand des Loches, wackelte dort ein bißchen und plumpste schließlich hinein.
    Sofort wollte sie es noch einmal probieren. Auggie strahlte vor Vergnügen. »Ihr habt Euch angesteckt«, verkündete er mit einem Nicken.
    »Wie nennt man dieses Spiel?« fragte sie, als sie sich niederkniete, um ihren Kiesel wieder zu holen. Dann ging sie zu ihrer Ursprungsposition zurück, versuchte sich an die richtige Haltung zu erinnern und wartete dann auf Auggies Antwort.
    »Das Spiel hat keinen Namen, aber man kann es weit zurückverfolgen. Wenn Ihr erst mal die kurzen Strecken meistern könnt, Kind, dann nehme ich Euch mit zu den Hügeln, und Ihr könnt die großen Entfernungen ausprobieren. Allerdings solltet Ihr Euch Eure eigenen Steine suchen. Je runder, desto besser natürlich.«
    Johanna verfehlte den zweiten Schlag. Auggie tadelte sie, sie würde nicht richtig aufpassen. Sie mußte es natürlich noch einmal versuchen. Sie war so darauf konzentriert, es ihm recht zu machen und das Loch zu treffen, daß sie gar nicht bemerkte, daß sie sich auf Gälisch unterhielten.
    Johanna verbrachte einen großen Teil des Nachmittags mit Auggie. Calum hatte offenbar den Befehl erhalten, auf sie aufzupassen, denn er erschien gelegentlich auf dem Hügel, um nachzusehen, ob sie noch da war. Nach ein paar Stunden erklärte Auggie das Spiel für beendet und winkte sie über die Wiese an den Platz, wo er seine Verpflegung liegen gelassen hatte. Er hielt sich an ihrem Arm fest und ließ sich grunzend auf den Boden nieder. Dann wies er sie an, sich neben ihn zu setzen, und reichte ihr eine lederne Tasche.
    »Jetzt kommt ein besonderer Genuß, Mädchen«, kündigte er an. »Es ist uisgebreatha. «
    »Atem des Lebens«, übersetzte sie.
    »Nay, Wasser des Lebens, Kind. Ich habe einen eigenen Braukessel, den ich nach dem einen gefertigt habe, den ich in der MacKay-Burg gesehen habe. Unser Clansherr erlaubte mir, ihn mitzubringen, als wir zu den Maclaurins kamen. Wir sind alle Ausgestoßene, müßt Ihr wissen, jeder einzelne. Ich war ein Maclead, bevor ich mich MacBain unterordnete.«
    Johanna war entsetzt. »Ausgestoßene? Ich verstehe nicht, was Ihr meint, Sir.«
    »Jeder von uns wurde von seinem Clan aus dem einen oder anderen Grund verstoßen. Das Schicksal Eures Gatten ist seit dem Tag, an dem er als Bastard geboren wurde, entschieden gewesen. Als er zum Mann herangewachsen war, sammelte er uns um sich und zog die Jüngeren zu guten, tapferen Kriegern heran. Natürlich hat jeder von uns besondere Talente. Ihr könnt meines probieren, wenn Ihr aufhört, so mißtrauisch zu sein. Ich werde selbst einen ordentlichen Schluck nehmen.«
    Es wäre sehr unhöflich gewesen, diese Einladung zurückzuweisen. Johanna nahm den Schlauch, zog den Korken ab und nippte an der Flüssigkeit.
    Es war wie flüssiges Feuer. Johanna keuchte auf, dann begann sie zu husten. Auggie freute sich offenbar darüber. Erst schlug er sich auf die Schenkel, dann ihr auf den Rücken, damit sie wieder vernünftig atmen konnte.
    »Es hat ordentlich Biß, nicht wahr?«
    Johanna konnte nur zustimmend nicken. »Ihr solltet jetzt nach Hause gehen, Mädchen«, befahl er. »Clansherr MacBain wird sich sicher schon Sorgen machen, wo Ihr bleibt.«
    Johanna stand auf und reichte dem Alten die Hand, um ihm aufzuhelfen. »Vielen Dank für diesen netten Nachmittag, Auggie.«
    Der alte Mann lächelte. »Ihr habt meine Aussprache übernommen, Kind, das gefällt mir. Ihr seid keine Dumme, wißt Ihr das? Ihr müßt einen Tropfen Hochlandblut in Euren Adern haben.«
    Sie wußte, daß er sie necken wollte. Sie verbeugte sich und wandte sich zum Gehen. »Geht Ihr vielleicht morgen zu den Hügeln, Auggie?« rief sie über die Schulter zurück.
    »Kann schon sein«, erwiderte er.
    »Nehmt Ihr mich dann mit?«
    Johanna konnte das Lächeln nicht unterdrücken. Der Tag war wundervoll gewesen. Nun ja, anfangs hatte sie

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