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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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ihren Mann ein wenig in Rage gebracht, aber diese kleine Begebenheit war nicht weiter schlimm geworden. Und der Rest des Nachmittags hatte ihr viel Spaß gemacht. Zudem hatte sie etwas sehr Wichtiges über ihren Mann erfahren. Er konnte sich beherrschen. Zorn hatte keine Macht über ihn.
    Und das war eine wichtige Erkenntnis. Johanna dachte darüber nach, während sie den Hügel hinaufging. Calum wartete auf sie. Er neigte den Kopf zum Gruß, und sie gingen Seite an Seite zurück zum Haus.
    »Ich habe gesehen, daß Ihr Auggies Spiel gespielt habt«, bemerkte der Soldat.
    »Es war wirklich lustig«, erwiderte Johanna. »Wißt Ihr was, Calum? Ich finde, Auggie ist einer der bemerkenswertesten Männer, die ich je in meinem Leben kennengelernt habe. Mit Ausnahme meines Vaters, versteht sich.«
    Calum grinste über ihre Begeisterung. »Auch mich erinnert Auggie an meinen Vater. Er erzählt deftige Geschichten über die Vergangenheit und spickt die Wahrheit mit Legenden, wie mein Vater es immer getan hat.« Um ihr ein Kompliment zu machen, setzte Calum hinzu: »Auggie wäre sicher sehr geschmeichelt, mit Eurem Vater verglichen zu werden.«
    Sie lachte. »Er wäre beleidigt«, erwiderte sie. »Mein Vater war Engländer, Calum. Das könnte Auggie nicht verkraften.« Dann wandte sie sich einem anderen Thema zu. »Ich denke, Ihr habt wichtigere Aufgaben, als mich im Auge zu behalten. Erwartet mein Mann, daß Ihr jeden Tag in meiner Nähe bleibt?«
    »Es gibt keine wichtigere Aufgabe, als eine Herrin zu beschützen, M’lady«, antwortete der Krieger. »Wie auch immer – morgen wird Keith damit betraut sein, auf Euch aufzupassen.«
    »Keith ist der erste Befehlshaber der Maclaurin-Soldaten, richtig?«
    »Richtig. Er ist nur unserem Clansherrn verpflichtet.«
    »Und Ihr seid der oberste Befehlshaber der MacBain-Krieger?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Warum, was, M’lady?«
    »Warum gibt es nicht nur einen obersten Befehlshaber für sowohl MacBains als auch Maclaurins?«
    »Vielleicht solltet Ihr lieber Euren Mann danach fragen«, schlug Calum vor. »Er hat gute Gründe, den Maclaurins ihren eigenen Führer zuzugestehen.«
    »Ja, ich werde ihn bestimmt fragen«, sagte sie. »Ich möchte möglichst alles über dieses Land und die Leute lernen. Wo ist mein Mann denn?«
    »Auf der Jagd«, antwortete Calum. »Er müßte jeden Moment zurückkommen. Habt Ihr bemerkt, M’lady, daß wir die ganze Zeit Gälisch sprechen? Wirklich, Ihr begreift sehr schnell, wenn man bedenkt, daß Ihr vorher bloß wenige Wochen zum Lernen gehabt habt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nay, Calum, es waren fast vier Monate, die ich unter Vater MacKechnies Anleitung intensiv studiert habe. Ich war ein wenig nervös, als ich zum ersten Mal Euren Clansherrn treffen sollte, obwohl Ihr es wahrscheinlich nicht bemerkt habt, denn ich kann meine Gefühlsregungen sehr gut verstecken. Als er mich also gefragt hat, wie lange ich Gälisch gelernt hatte, habe ich aus Unsicherheit falsch geantwortet. Aus dem gelegentlichen Zucken in Eurer Miene entnehme ich, daß ich die Aussprache immer noch nicht hinbekomme.«
    Seltsam genug, aber sobald Calum erwähnte, daß sie Gälisch sprachen, begann sie wieder, über die Worte zu stolpern und die Aussprache zu verdrehen.
    Sie hatten schon den Vorplatz erreicht, als Calum den Clansherr ausmachte.
    »Da kommt Ihr Gatte, M’lady.«
    Johanna wandte sich um, um ihrem Mann entgegenzutreten. Sie straffte ihre Haltung, strich sich ihr Haar aus dem Gesicht, kniff sich in die Wangen, um Farbe hineinzubekommen und richtete die Falten ihres Plaids. In diesem Augenblick sah sie ihre Hände. Sie waren vom Löcherbuddeln voller Erde. Nun, sie hatte keine Zeit mehr, sich zu waschen, also versteckte sie ihre Hände hinter dem Rücken.
    Der Boden erzitterte, als die Gruppe Reiter die letzte Biegung heraufkam. Gabriel führte die Männer an. Er ritt eines der Pferde, die sie ihm als Hochzeitsgabe mitgebracht hatte. Die Stute, die er sich ausgesucht hatte, war das temperamentvollste der Tiere und nach Johannas Meinung auch das schönste. Seine Decke war weiß wie frischer Schnee und ohne den kleinsten Makel. Die Stute war viel größer und kräftiger als die anderen Pferde und trug Gabriels Gewicht bestimmt mit Leichtigkeit.
    »Er reitet mein Lieblingspferd«, sagte Johanna zu Calum.
    »Eine Schönheit.«
    »Das weiß sie aber auch«, bemerkte Johanna. »Rachel ist entsetzlich eitel. Sie steigt gerne. Das ist ihre Art, sich in den Mittelpunkt zu

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