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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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vergessen. Aber ich habe meine Ansicht geändert. Komm, Gabriel, ich will es dir jetzt zeigen. Eine Überraschung. Laß mich runter.«
    »Ich werde das Ereignis von heute niemals vergessen«, murmelte er. Mit immer noch gerunzelter Stirn half er ihr beim Absteigen und packte dann ihre Hand, als sie versuchte, wegzugehen.
    Er nahm ihren Bogen mit, der am Sattel hing, und ließ sich dann von ihr in die Höhle führen. Es war nicht leicht für ihn, durch den Eingang zu kommen: Er mußte sich durch die Öffnung quetschen und den Kopf einziehen. Aber als er erst einmal in der Höhle stand und die Fässer sah, verstummten seine gemurmelten Flüche schnell.
    Ihre Begeisterung über ihren Fund gefiel ihm noch besser als der Schatz selbst.
    »Nun hast du etwas Wertvolles, mit dem du handeln kannst«, verkündete sie. »Du wirst nicht mehr stehlen müssen. Was sagst du dazu, M’lord?«
    »Ach, Johanna, du nimmst mir ja das Vergnügen an meiner Jagd«, antwortete er.
    Dieser Ausspruch gefiel ihr überhaupt nicht. »Es ist meine Pflicht, deine Seele zu retten, und das werde ich tun, ob du dich dazu bereit erklärst oder nicht.«
    Er lachte auf. Das Geräusch drang durch die Höhle und hallte von den Felsen wider.
    Gabriel schaffte es, seine gute Laune zu behalten, bis ihm dämmerte, daß sie ganz allein hier hineingegangen war.
    »Du hättest mitten in den Wolfsbau marschieren können«, bellte er sie an.
    Johanna hatte nicht mit einem so raschen Stimmungswechsel gerechnet. Überrascht wich sie instinktiv einen Schritt zurück. Sofort wurde seine Stimme freundlicher. »Was hättest du denn getan, wenn die Wölfe dir hier hinein gefolgt wären?«
    Es war nicht zu übersehen, daß er um seine Beherrschung kämpfte. Ja, Gabriel war wirklich ein gutherziger Mensch. Er wußte, daß sie sein Gebrüll nicht mochte und versuchte daher, sich zusammenzunehmen.
    Sie traute sich nicht, zu lächeln, sonst würde er noch denken, sie nähme das Thema nicht ernst.
    »Daran habe ich ehrlich gesagt nicht gedacht, M’lord. Ich war so aufgeregt, als ich die Höhle entdeckte, daß ich alle Vorsicht vergessen habe. Aber«, setzte sie hastig hinzu, als er Anstalten machte, sie zu unterbrechen, »ich bin sicher, mir wäre nichts passiert.« Sie nickte und fuhr dann fort: »Ja, ich wäre wahrscheinlich auf die Fässer geflogen. Tatsächlich bin ich nämlich auch den Baum hinaufgeflogen, als ich vor den Wölfen fliehen wollte. Dabei hätte ich es fast nicht geschafft. Einer verbiß sich in den Saum des Plaids …«
    Sie wußte augenblicklich, daß sie sich nicht in Einzelheiten hätte verlieren dürfen. Nun regte Gabriel sich wieder schrecklich auf.
    Sie wußte sehr wohl, daß er begann, mehr für sie zu empfinden, ob er es nun zugeben wollte oder nicht. Ansonsten würde er sich doch nicht so aufregen, oder?
    Johanna freute sich über diesen Beweis seiner Zuneigung, bis sie plötzlich feststellte, wieviel es ihr bedeutete. Was kümmerte es sie, was er für sie empfand? Empfand sie etwa auch mehr für ihn? Gütiger Gott, begann sie etwa, sich in diesen Barbaren zu verlieben?
    Die Möglichkeit entsetzte sie. Sie schüttelte den Kopf. Sie durfte sich keinesfalls gestatten, so verletzlich zu werden.
    Erleichtert bemerkte Gabriel ihre finstere Miene, und er nickte zufrieden. Offenbar hatte die Frau endlich begriffen, was ihr hätte zustoßen können.
    »Ich habe langsam schon bezweifelt, daß du einen gesunden Menschenverstand besitzt«, murmelte er.
    »Davon habe ich jede Menge«, gab sie zurück.
    Er hatte keine Lust, mit ihr zu streiten. Statt dessen zog er sie mit sich nach draußen. Sie wartete, während er die Öffnung mit Steinen versperrte, damit keine Tiere hineinkonnten.
    Sie ritt auf seinem Schoß zurück zur Burg. Als sie den Hügelkamm erreichten, strahlte die Sonne wieder hell vom Himmel.
    Johanna zwang sich, ihre Sorgen beiseite zu schieben. Sie würde ihre eigenen Gefühle ja wohl noch unter Kontrolle halten können. Wenn sie Gabriel nicht lieben wollte, dann würde sie ihn eben nicht lieben.
    »Du bist so angespannt wie deine Bogensehne, Frau. Natürlich kann ich das verstehen. Endlich hast du erkannt, wie nahe du dem Tod gewesen bist. Lehn dich zurück und schließ deine Augen. Du solltest dich ausruhen.«
    Sie tat, wie er vorgeschlagen hatte. Dennoch konnte sie sich das letzte Wort nicht verkneifen. »Ich habe nicht einmal geglaubt, daß ich sterben würde, M’lord. Ich wußte doch, daß schließlich du oder deine Soldaten mich finden

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