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Die standhafte Witwe

Die standhafte Witwe

Titel: Die standhafte Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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werden.
    Inzwischen hatten sie den Vorplatz erreicht. Gabriel stieg zuerst ab und half ihr dann vom Pferd. Dabei hielt er sie länger als nötig fest. Sie lächelte ihn an und wartete darauf, daß er sie losließ.
    »Johanna, du wirst jetzt nichts mehr anstellen. Ich will, daß du reingehst und …«
    »Laß mich raten, M’lord«. unterbrach sie ihn. »Du willst, daß ich mich ausruhe, richtig?«
    Er lächelte. Himmel, war sie niedlich, wenn sie verstimmt war. »Aye, das will ich.«
    Er küßte sie noch einmal, dann machte er kehrt, um sein Pferd zu den Stallungen zu führen.
    Johanna schüttelte den Kopf über seine albernen Anweisungen. Wie sollte sie die Zeit mit Ausruhen vergeuden, wenn sie doch Gäste zum Essen hatten?
    Sie eilte hinein, lehnte Köcher und Bogen gegen die Wand am Fuß der Treppe und lief hinauf in ihre Kammer. Schnell war sie umgezogen. Ihr Haar war noch zu feucht, um es zu flechten, also faßte sie es mit einem Band im Nacken zusammen und eilte dann wieder hinunter.
    Megan stand an der Tür und spähte nach draußen.
    »Was machst du denn da, Megan?«
    »Die MacInnes-Soldaten sind da.«
    »So schnell?« fragte Johanna. Sie ging zu Megan und stellte sich an ihre Seite. »Sollten wir nicht die Tür aufmachen und sie hereinbitten?«
    Megan schüttelte den Kopf. Sie trat zur Seite, damit ihre Herrin einen Blick nach draußen werfen konnte, und flüsterte: »Irgendwas stimmt nicht, M’lady. Seht nur, wie sie dreinblicken. Dabei scheinen sie unserem Clansherrn eine Gabe mitgebracht zu haben. Seht Ihr den Rupfensack über dem Schoß von MacInnes?«
    »Laßt mich mal sehen.« Johanna wirbelte herum und stieß mit dem Priester zusammen. Sie bat ihn um Verzeihung und erklärte ihm dann, warum er sie dabei ertappt hatte, heimlich die Männer draußen zu beobachten.
    »Ihr Benehmen ist höchst widersprüchlich. Sie schauen ziemlich wütend aus, haben aber unserem Clansherr etwas mitgebracht. Vielleicht geben sie sich bloß so grantig.«
    »Nay, das kann nicht sein«, erwiderte Vater MacKechnie. »Die Highlander sind nicht wie die Engländer.«
    »Was soll das heißen, Vater? Männer sind Männer, egal wie sie sich kleiden.«
    Der Priester machte die Tür zu, bevor er antwortete. »Meine Erfahrungen mit Engländern haben mir einen besonderen Charakterzug offenbart, Kind: Sie scheinen immer ein verstecktes Motiv für jede ihrer Taten zu haben.«
    »Und die Highlander?« fragte sie.
    Vater MacKechnie lächelte. »Wir sind ein simpler Menschenschlag. Was man sieht, das hat man, versteht Ihr? Wir haben keine Zeit für Hintergedanken.«
    »Die Maclaurins gucken böse, weil sie wegen irgendwas böse sind«, warf Megan ein. »Sie sind nicht klug genug, um jemanden zu täuschen.«
    Der Priester nickte zustimmend. »Wir haben keine Verwendung für List und Betrug. MacInnes sieht aus wie eine Hornisse, die man gereizt hat. Er macht uns nichts vor.«
    »Dann müssen wir unser Bestes geben, um sie zu besänftigen. Schließlich sind es Gäste«, sagte sie. »Megan, geh bitte und sag der Köchin, wir werden elf Leute mehr zum Essen haben. Biete ihr unsere Hilfe an. Ich komme in einer Minute nach.«
    Megan beeilte sich, der Bitte zu entsprechen. »Der Köchin wird es nichts ausmachen«, rief sie über die Schulter zurück, während sie durch den Flur auf die Hintertür zuging. »Schließlich ist sie eine MacBain. Sie wird sich bestimmt nicht beschweren.«
    Johanna verwirrte die Bemerkung. Was machte es für einen Unterschied, ob die Köchin eine MacBain oder eine Maclaurin war? Aber Megan war schon verschwunden, und Johanna würde bis später warten müssen, um sie danach zu fragen.
    Der Priester lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich, als er die Tür öffnete. Sie stand hinter ihm und flüsterte: »Welcher von ihnen ist der Clansherr?«
    »Der alte Mann mit den hervortretenden Augen auf dem gefleckten Pferd«, antwortete Vater MacKechnie. »Ihr bleibt besser hier, bis Euer Gatte entschieden hat, ob er sie eintreten läßt oder nicht. Ich gehe raus und spreche mit ihnen.«
    Johanna nickte und versteckte sich hinter der Tür, lugte aber hinaus, um dem Priester nachzusehen. Vater MacKechnie trat die Treppe hinunter und rief einen Gruß.
    Die MacInnes-Leute ignorierten den Priester. Ihre Gesichter schienen aus Stein gemeißelt. Johanna fand ihr Benehmen unmöglich. Auch machte keiner von ihnen Anstalten, abzusteigen. Wußten sie nicht, wie unhöflich sie sich verhielten?
    Johanna musterte den Clansherrn. Er hatte wirklich

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