Die Statisten - Roman
brauchst?â
âWeil Dad und Mum die britische Staatsangehörigkeit haben. Und ich als ihre Tochter ebenfalls.â
âHeiÃt das, ich muss zum britischen Hochkommissariat?â
âVermutlich.â
âGibt es keine andere Möglichkeit?â
âSchon, aber die kommt wohl nicht in Frage.â
âSag sie mir trotzdem.â
âWir könnten heiraten.â
Eddie schnitt eine Grimasse.
âIch hab es doch gesagt, das würde dir nicht passen. Aber was spricht denn dagegen, im Hochkommissariat dein Glück zu versuchen?â
âVielleicht mach ichâs.â
Aber es war fraglich, ob Eddie in absehbarer Zeit das Hochkommissariat des Vereinigten Königreichs oder die Auslandsvertretung irgendeines anderen Staates von innen sehen würde. Der Gang zum amerikanischen Konsulat hatte einen grundlegenden Wandel in ihm ausgelöst. Ausländische Institutionen schienen eine pathologische Abneigung â vielleicht war es auch Angst â in ihm auszulösen. Früher war er immer sehr selbstsicher gewesen, vielleicht sogar ein wenig eingebildet. Und er war im höchsten Grade dickköpfig. Belle hatte sich das Recht, ihre eigenen Kostüme für die Bandra-Bombshells-Auftritte zu entwerfen, Millimeter um Millimeter erkämpfen müssen, und sie hatte Jahre gebraucht, um ihn zu überreden, sie bei einem Auftritt einen Hindi-Filmsong singen zu lassen. Aber das war jetzt Schnee von gestern. Er hatte seinen Biss verloren. Ab und an gab er sich bewusst streitbar, aber er war nicht mit dem Herzen dabei. Und wenn Belle irgendeine neue Idee als bereits ausgemachte Sache präsentierte und den Aufstand ignorierte, den er daraufhin veranstaltete, und ihm gestattete, eine Zeit lang Dampf abzulassen, gab er in der Regel nach und fügte sich ihren Plänen.
âDavon geht die Welt nicht unter, Eddieâ, tröstete Belle ihn ein paar Wochen später, als sie im Wohnzimmer der McIntyres saÃen, während sich ihre Eltern am anderen Ende des Zimmers anhörten, wie Caruso âO sole mioâ sang.
âDoch. Meine schon.â
âManchmal gehtâs rauf, manchmal gehtâs runter. So ist das nun mal, ob es uns passt oder nicht.â
âWas weiÃt du schon von solchen Dingen?â
âStimmtâ, sie lächelte selbstironisch, âEhrgeiz kennen nur Männer. Pieta hat es bestimmt nicht ernst gemeint, Ãrztin werden zu wollen.â
âWas hat Pieta damit zu tun, dass ich nicht in die Staaten kann?â
âNichts eigentlich. Nur dass du mir erzählt hast, sie hätte täglich zwölf bis vierzehn Stunden gepaukt und es geschafft, von einer medizinischen Hochschule genommen zu werden. Doch dann hätte deine Mutter gesagt. âNein, das geht nicht. Was ist, wenn Eddie Ingenieurswesen studieren will und das Geld braucht?â Und weder du noch deine Oma habt irgendwas dagegen gesagt. Aber egal, Pieta kann es sowieso nicht ernsthaft gewollt haben, denn andernfalls hätte sie eure Mutter gemeuchelt und dich und deine Oma in die Sklaverei verkauft.â
âWas soll das bedeuten, verdammt noch mal? Was ist los mit dir, Belle?â
âNichts. Ich sehe jetzt, wie unverschämt Pieta war.â
âWas hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Mama hört nie auf mich, und Oma hatte kein eigenes Geld, mit dem sie Pieta das College hätte finanzieren können!â
âIch dachte, sie hätte ein Stipendium bekommen?â
âNur für ein Jahr.â
âJa, aber sie hätte es jedes Jahr wieder bekommen können, bis zum Studienende, solange sie gute Noten bekommen hätte.â
Belle konnte einem schon echt auf die Eier gehen. War ihr nicht klar, was für eine schwierige Zeit er gerade durchmachte? Warum musste sie gerade jetzt mit Pieta anfangen? Das lag ja alles so lange zurück, was spielte das jetzt noch für eine Rolle? AuÃerdem, sich zu entschuldigen war nicht seine Art, und es hätte seine Schwester nur in Verlegenheit gebracht.
Eddie und Belle kannten zwei Arten, ihre Scharmützel und Streitereien beizulegen. Mit Sex. Oder wenn Belle sagte: âGehen wir uns einen Hindi-Film anschauen.â
Zum Geburtstag machte Belle Eddie ein ungewöhnliches Geschenk: die Studiengebühren für ein Jahr in der Schauspielschule von Krishna Kumar.
âWas soll der ScheiÃ? Erwartest du ernsthaft von mir, dass ich Schauspielunterricht
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