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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Statisten sämtliche Möglichkeiten offen. Ihr Schicksal mochte genau dasselbe sein, sie mochten denselben Hungerlohn verdienen wie zu der Zeit, als sie nur Statisten gewesen waren, sie mochten ebenso schlecht behandelt werden, sie mochten nach wie vor bedeutungslose Nullen sein wie schon immer, aber worüber beklagten sie sich? Sie waren „artistes“, was konnten sie mehr verlangen?
    Statist zu sein war kein schwieriger Balanceakt, es war ein unmöglicher. Aber kein Statist hätte jemals zugegeben, dass er enttäuscht oder frustriert war. Jedem Statisten war peinlich bewusst, dass er niemals Statist gewesen wäre, wenn er es zum Schauspieler gebracht hätte. Denn jeder Statist wusste, dass es letztlich eine Frage von Tagen war, bis er es zum Schauspieler bringen würde. Statist zu sein bedeutete, sich fortwährend in einem vorläufigen Zustand zu befinden. Schließlich musste man nur etwas Geduld haben, ein bisschen länger durchhalten, und dann konnte sich alles, sein Los und sein ganzes Leben, von Grund auf ändern.
    Wenn es so etwas wie die Erbsünde gibt, dann ist es die Hoffnung. Die Schutzheilige der Hoffnung aller Statisten beiderlei Geschlechts ist Mumtaz. Mumu, wie die Millionen Fans sie liebevoll nannten, begann ihre Filmkarriere, zusammen mit ihrer älteren Schwester Mallika, im Alter von zwölf. Der Kinderstar, der in den Sechzigerjahren die Leinwand beherrschte, war Daisy Irani. Frühreif und leicht unausstehlich, war sie vielleicht der erste Kinderstar überhaupt, gleich welchen Geschlechts. Es war fast unvorstellbar, einen Film ohne Daisy zu drehen, und erwachsene Schauspielerinnen fürchteten sie, weil sie ihnen eine Rolle nach der anderen vor der Nase wegschnappte.
    Anders als Daisy Irani hatte Mumu keinen leichten Anfang. Sie war zunächst ein Statistenkind (oder vielleicht besser gesagt, eine Kind-Statistin), das mit fünf in „Sanskar“ debütierte, dem eine Unzahl weiterer vergessbarer Filme folgte. Ihr erster Film als Erwachsene, „Gehra Daag“, in dem sie eine Minirolle als Schwester des Helden Rajendra Kumar hatte, kam 1963 in die Kinos. Ihr nächster Film bedeutete für sie den Durchbruch. Sie bekam die weibliche Hauptrolle neben dem Muskelmann Dara Singh in „Daulad“.
    Singh war schon für sich genommen ein Phänomen. Als regelmäßiger Teilnehmer an Wrestling-Turnieren während der Sechziger- und Siebzigerjahre hatte er mehrmals die Weltmeisterschaft gewonnen. Dass er zum Film ging, erschien bizarr, doch bei Licht betrachtet, war das die natürlichste Sache der Welt. Konnte es für einen Schauspieler eine bessere Ausbildung geben als das Schmierentheater des Wrestlings, wo alles von vornherein festgelegt war und den Akteuren dennoch so viel Können abverlangt wurde, dass Hunderttausende Fans auf den Quatsch hereinfallen würden? Welcher Method-Schauspieler oder Actors’-Studio-Eleve hätte schon vor dem kritischen Blick bestehen können, dem Dara Singh, King Kong, das Phantom, Spiderman und andere Superhelden unterworfen wurden?
    Als es darum ging, die Geliebte eines Helden zu spielen, der außer einem tollen Körperbau und zentnerweise Muskeln kaum etwas zu bieten hatte, achtete Mumu darauf, den Regler ihrer Intelligenz möglichst weit herunterzudrehen. Sie wurden das Traumpaar des Jahrtausends. Mumtaz war in sechzehn Filmen Daras „Angebetete“ – um eine bei indischen Filmkritikern beliebte Wendung zu gebrauchen. Es war ein heroisches Unternehmen und zudem eines, dem legendäre Liebespaare wie Raj Kapoor/Nargis und Spencer Tracy/Katherine Hepburn nicht das Wasser reichen konnten. Die Filme waren für die tiefste Provinz gedreht worden, für das mythische Hinterland des Subkontinents, in dem das Publikum Geldstücke an die Leinwand warf, wenn sich ein spärlich bekleidetes Tanzmädchen, egal wie mies, gesanglich und anderweitig produzierte und ihre eingezwängten Titten ungeduldig einem Versagen der Korsage entgegenlechzten.
    Sechzehn Rollen als geistige Blondine in hirnlosen Bumm-und-Ballerfilmen müssen ihren Tribut gefordert haben, doch Mumtaz schaffte es, sich den göttlichen Funken zu bewahren. Sie sprühte vor Temperament, sie war eine Mischung aus leicht entflammbarem Pepp, Intelligenz und spitzbübischem Humor. Was Mumtaz ins Rampenlicht katapultierte, war eine kleinere Rolle als Vamp in „Mere Sanam“, in dem sie zu

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