Die Statisten - Roman
brechen, ohne sich um die Proteste des Flughafenpersonals zu kümmern, und im Zickzack über das Vorfeld flitzen, um den Beamten der Passkontrolle zu entkommen, und sich die Liebe ihres Lebens schnappen, just als sie â beziehungsweise er â die Gangway hinaufstieg, um die Maschine zu besteigen, wandte sich Belle zu Eddie, zog ihn an sich und küsste ihn, bis ihm fast die Luft ausging. Aber das störte ihn nicht weiter, und er erwiderte ihren Kuss.
âKannst du dir vorstellen, wie geplättet ich war, als ich dich da auf der Leinwand gesehen habe, wie du, mit Verlaub, eine ganze Nummer mit keiner Geringeren als der groÃen Helen hingelegt hast?â, sagte sie später zu ihm. âIch hab meinen Augen nicht getraut! Du hast nichts davon gesagt, du Gauner! Ich frag mich, was du mir sonst noch alles verheimlichst. Ich hab gespürt, wie du im Laufe des Films immer ungeduldiger wurdest. Wusstest du nicht, wann âBlack and Whiteâ kommen würde?â
âIch hatte nicht die leiseste Ahnung. Und als die Nummer einfach nicht kommen wollte, dachte ich, das wär mal wieder mein typisches Pech und die hätten sie einfach rausgeschnitten. Wer spart sich in einem Hindi-Film eine Gesangs-und-Tanz-Sequenz schon für die letzten zehn Minuten auf?â
âDu warst irre, und du hast absolut umwerfend ausgesehen. Ich sag das nicht etwa, weil mich die fragliche Person in irgendeiner Weise interessieren würde, woher denn auch?â Sie lächelte und hob neckisch ihre Augenbrauen. âAber es war eine klasse Vorstellung.â
Eddie verzog das Gesicht. âHey, kann es wirklich sein, dass du meine Wenigkeit lobst?â
Sie gab ihm einen langen, glücklichen Kuss.
âUnd dieser Typ aus deinem Haus, ja, jetzt fällt mir wieder ein, wie er heiÃt, wie könnte ich den Namen vergessen, Ravan, wie kommtâs, dass er auch in der Szene mit dir und Helen war?â
âFrag mich was Leichteres. Er war eben zufällig grad da.â
âIch sag dir was, er ist gut. Er hat Stil, und mir gefällt sein Sinn für Humor. Er überzieht überall nur ein kleines bisschen, er übertreibt es nicht, er parodiert nur ganz leicht. Und ihr beide seht sehr gut zusammen aus. Man könnte meinen, ihr wärt schon euer Leben lang zusammen. Ihr scheint die Bewegungen des anderen immer vorauszusehen und geht dagegen an. Man spürt eine gewisse Rivalität und Härte und gleichzeitig gegenseitigen Respekt, und ihr überschreitet nie die Grenze.â
âWow, du scheinst dich ja in den Typen verknallt zu haben.â
âAber total. Ich hab vor, ihn zu vernaschen. Ich wusste gar nicht, dass du einen weiÃen Dreiteiler hast. Wo hast du ihn machen lassen?â
âDer gehört nicht mir.â
âWo hast du ihn dann her?â
âHey, was glaubst du wohl, wozu Filmstudios eine Kostümabteilung haben?â
Sie gingen zu ihr. Mr McIntyre nuschelte Eddie irgendwas zu, doch Belles Mutter weigerte sich, ihn zu begrüÃen. Sie hatte ihn schon so lange nicht mehr gesehen, dass sie gehofft hatte, ihre Tochter hätte endlich Vernunft angenommen.
âIch dachte, du und Dad wärt heute Abend zum Essen bei den OâHaras.â
Daphne McIntyre bedachte Belle mit einem finsteren, missbilligenden Blick. âIch hatte keine Ahnung, dass du Gesellschaft haben würdest.â
Belle lächelte neckisch. âNa, jetzt weiÃt duâs.â
Und diesmal schlief Belle mit Eddie, und sie machten es richtig, mit allem Drum und Dran, und es ergab sich ganz von selbst, und es war ihr Geschenk für ihn.
Ein Statist, der Superstar wurde, und zwei Busschaffner
Eine kurze Geschichte der Statisten, die es auf die andere Seite schafften.
Vergegenwärtigen Sie sich nur das Genie des namenlosen Inders, der mit einem einzigen Bravourstreich das Los der Statisten änderte, indem er sie in âJunior Artistsâ umbenannte. Seitdem ist es jedoch auf dem Subkontinent nicht mehr möglich, das Wort âartistâ ohne Anfügung des Buchstabens âeâ zu verwenden. Ein âartisteâ mit einem âeâ am Hintern ist ja viel eleganter, französischer, eindrucksvoller und bedeutender, auch wenn selbst ein weiteres Dutzend âeâsâ nichts daran ändern kann, dass sein Los absolut das gleiche geblieben ist â und alle ihn sowieso nach wie vor einen âStatistenâ nennen.
Jetzt standen
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