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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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höchster Seligkeit und Weltvergessenheit geraten ist, ohne dass Johnny dazu „Sar jo tera chakaraye“ singt.
    Doch für alle Statisten, die gern Schauspieler werden möchten, gibt es sogar eine noch inspirierendere Geschichte: die epische Mär von Shivaji Rao Gaikwad. Der Name ist Maratha pur, und dasselbe gilt für seine Abstammung. Seine Mutter hieß passenderweise Jijabai, ebenso wie die Mutter des sagenumwobenen Herrschers von Maharashtra, seines Namensvetters Shivaji. Sein Vater war Ramoji Rao Gaikwad, wieder ein typischer Marathen-Name. Damit enden jedoch seine Beziehungen zu Maharashtra, denn Shivaji wurde in Bangalore geboren – und damit in einem anderen Staat. Seine Mutter starb, als er fünf war, und wie Badruddin hatte er keine andere Wahl, als jede Arbeit anzunehmen, die er bekam, einschließlich die eines Kulis. In einer Hinsicht hatte er allerdings Glück. Nach der Grundschule kam er auf die Ramakrishna Mission School, wo er eine höhere Ausbildung abschloss. Eine Zeit lang pendelte er auf der Suche nach Arbeit zwischen Bangalore und Madras. Zuletzt jobbte er als Busschaffner bei den Städtischen Verkehrsbetrieben von Bangalore. Nächste Haltestelle war die Madras Film School, mit freundlicher Unterstützung eines seiner Freunde. 1975 bekam Shivaji Rao Gaikwad seine erste Chance mit einer kleinen, aber wichtigen Rolle als Krebspatient in K. Balachanders „Apoorva Raagangal“. Wie im Falle Badruddins war es der Regisseur, der dem Debütanten den Künstlernamen aussuchte: Rajinikanth.
    In den nächsten paar Jahren spielte Rajini immer den Mann im Schatten, den Schurken, den Typen, dem man bei Tageslicht nicht begegnen möchte, und erst recht nicht bei Nacht. Es war der Regisseur S.P. Muthuraman, der ihm ein neues Image verpasste und ihm den Weg zum Publikumsidol ebnete. Seine erste Heldenrolle hatte Rajinikanth in „Bhairavi“. Allein mit Muthuraman würde er noch fünfundzwanzig Filme drehen. Keine Achterbahn könnte die Aufs und Abs von Rajinikanths Filmschicksalen nachvollziehen, seine meteorhaften Aufstiege und seine abgrundtiefen Abstürze. Auf der Leinwand ist er ein Liebhaber gewesen, ein Superhirn, ein Weltverbesserer, ein Gangster, ein sich selbst aufopfernder Märtyrer, ein Mafiaboss, ein Heiliger, und Gott allein weiß, wie viele weitere charismatische Persönlichkeiten. Doch keine Fiktion kann mit der Realität mithalten, wenn die Hauptperson Rajinikanth ist. Im wirklichen Leben ist er Schauspieler, Produzent, Drehbuchautor, Sänger, Philosoph, Spiritualist und Philanthrop. Er hat in tamil-, telugu-, kannada-, hindi-, malayalam-, bengali- und englischsprachigen Filmen mitgespielt (interessanterweise allerdings in keinem auf Marathi, seiner theoretischen Muttersprache). Seine Filme sind ins Japanische und Deutsche synchronisiert worden. Bei der letzten Zählung war er in über hundertfünfundsiebzig Filmen zu sehen. Er war zweifellos der höchstbezahlte Schauspieler der indischen Filmindustrie, als er im Jahr 2009 für „Sivaji, the Boss“, 260 Millionen Rupien bekam, brach dann jedoch seinen eigenen Rekord, indem er 2010 für „Enthiran“ eine Gage von 450 Millionen einsackte.
    Wie kann man auch nur anfangen, über Rajinikanth zu sprechen, oder die Gewaltigkeit der Rolle erfassen, die er in der Vorstellungskraft der Tamilen spielt? Man hat keine andere Wahl, als sämtliche Hemmungen über Bord zu werfen, alle Gelübde, die man vor sich selbst abgelegt hat, die Worte, Phrasen und Klischees, die Werbefuzzis und Plakatdichter Tag für Tag missbrauchen, nie selbst in den Mund zu nehmen, denn nichts weniger als das kann diesem Phantasiegeschöpf, das jedes Vorstellungsvermögen sprengt, jemals gerecht werden. Er ist schon über sechzig, aber er ist noch immer leichtfüßiger und schneller als jeder, der auch nur ein Drittel seines Alters zählt.
    Er ist ein Phänomen. Er steht am jenseitigen Ende der Hyperbel; er ist übergeschnapptes und durchgeknalltes südindisches Kino in seiner bizarrsten Ausprägung. Aber dass Sie sich nicht täuschen: Er ist kein Superstar, ja, nicht einmal ein Megastar – er ist eine Galaxie für sich. Er ist seit fast vierzig Jahren im Filmgeschäft, und man hat den Eindruck, als würde er sich erst warmlaufen. Er ist eine Ein-Mann-Armee; er ist ein Naturereignis, eine höhere Gewalt. Nichts kann ihn aufhalten. Es hat nie

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