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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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Belle. „Sie erwartet mich.“
    â€žNein, tut sie nicht. Ich hab ihr gesagt, es wär dir was dazwischengekommen und du könntest die Verabredung leider nicht einhalten.“
    Das war Eddie, wie er leibte und lebte. „Du bist ganz schön überzeugt von dir, was?“
    â€žSeit wann seid ihr so unzertrennlich, du und Pieta?“
    â€žSie ist auf jeden Fall zuverlässiger als ihr Bruder, der sich einbildet, ich müsste immer auf Abruf bereitstehen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass er sich daran erinnert, dass er eine Freundin hat.“
    â€žOkay, Belle. Du hast gesagt, was du zu sagen hattest.“
    â€žUnd was war das?“
    â€žWillst du mir jetzt Stress machen? Ich weiß, ich habe es herausgefordert, aber der Film fängt um zwanzig nach sechs an, und da es ein Hindi-Film ist, ist es eigentlich vollkommen egal, ob du ihn dir von der Mitte ab ansiehst oder bloß die letzten zehn Minuten, oder ob du ihn dir mit verbundenen Augen und zugestöpselten Ohren antust. Aber so wie ich dich kenne, würdest du es mir nie verzeihen, wenn du auch nur die ersten drei Sekunden verpassen würdest.“
    â€žWillst du mir den Mund verbieten, Eddie? Denn das lasse ich mir nicht gefallen!“
    â€žIch mag ein Vollidiot sein, Belle, aber so dumm nun auch wieder nicht.“
    â€žGlaub nur nicht, du könntest mit deinen klugscheißerischen Sprüchen davonkommen! Ich werde sagen, was ich zu sagen habe, und du wirst mir zuhören!“
    â€žAber sicher. Ich meine nur: Was du zu sagen hast, kannst du auch sagen, während der Film läuft.“
    Belle sah Eddie aus dem Augenwinkel an und versuchte abzuschätzen, ob er sich über sie lustig machte. Klar tat er das, und wie immer, ohne dabei eine Miene zu verziehen.
    â€žDu hast noch nicht gesagt, welchen Film wir uns ansehen.“
    â€žOch, der heißt ,Apne Dil ki Suno‘.“

    Eddie hatte keine Ahnung, wann die Gesangsszene kommen würde. Die Pause war schon vorbei, ebenso der erste Teil der zweiten Hälfte des Films, und dann blieben vom Film nur noch acht, neun Minuten, und vom Song war immer noch nichts zu hören gewesen. Das hätte er wissen müssen, verdammter Idiot, der er war, dass der Regisseur und der Cutter die ganze „Black and White“-Tanzszene kippen würden – und wenn schon aus keinem anderen Grund als um Eddie eins auszuwischen. Wenn es bei den Statisten eine eiserne Regel gab, dann die: Zähl keine ungelegten Eier. Korrigiere – zähl sie nicht, bevor der Film endgültig geschnitten durch die Zensur und in den Kinos ist. Selbst dann könnte es übereilt sein, da irgendein durchgeknalltes Mitglied der Öffentlichkeit oder eine übereifrige Organisation sich in den Kopf setzen konnte, eine gerichtliche Verfügung gegen den Film zu erwirken. Eddie hatte keine Ahnung, warum der Regisseur den Song und natürlich auch die dazugehörige Tanzszene herausgeschnitten hatte. Sein einziger Trost war, dass er weder Belle – noch sonst jemandem – von „Black and White“ erzählt hatte. Sein Problem war von jeher gewesen, kein Geheimnis für sich behalten zu können; er musste es einfach ausplaudern und sich lächerlich machen. Er hatte es getan, als er vorgehabt hatte, nach Amerika zu fahren. Zum Glück konnte er jetzt so tun, als habe er nur vorgehabt, nach dieser langen Pause wieder mit Belle auszugehen, und sich als die naheliegendste Möglichkeit, sie zu beschwichtigen, einen beliebigen Hindi-Film ausgesucht hatte.
    Und dann kam es: „Black and White“ in Farbe. Helen, Eddie Coutinho und Ravan Pawar, wie sie auf der Leinwand und im Zuschauerraum die Temperatur nach oben trieben. Er konnte hören, wie Belle nach Luft schnappte, als sie erkannte, dass es Eddie war, ihr Eddie, der Eddie, der neben ihr saß, den sie da oben auf der Leinwand sah. Sie schaute zu, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne zu atmen und ohne ein Wort zu sagen oder ihn anzusehen. Und als der Song vorbei war, stand sie auf und klatschte und klatschte und klatschte. Und dann, während die Filmheldin das tat, was sie immer tut, gleich ob es ein Film aus Hollywood ist oder einer vom Bombayer Cousin, nämlich losflitzen und in ein Taxi springen und dem Fahrer sagen, dass sie zum Flughafen will, schnell, schnell, schnell, und dann hinausstürzen und davonrennen, ohne für die Fahrt zu bezahlen, und durch den Flugsteigschalter

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