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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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hoffen, dass es sich als nicht so schlimm wie beim letzten Mal erweisen würde. Er half Eddie hoch und stützte ihn, bis sie das Erdgeschoss erreicht hatten, dann forderte er ihn auf zu warten, während er das Taxi holte.
    Eddie war zu sehr geschwächt, um sich zu erinnern, was seine Großmutter ihm einmal erzählt hatte: dass er im Leichenwagen seines Vaters direkt vor dem J.J. Hospital zur Welt gekommen war, genau da, wo sie sich jetzt befanden. In der Ambulanz legte er sich kraftlos auf die Bank, während Ravan herumrannte und die Anmeldeformulare ausfüllte. Doch das war erst der Beginn einer langen Wartezeit. Eddie hatte gedacht, er würde als Erster drankommen, da er und Ravan schon um sieben da gewesen waren, aber es standen bereits sieben andere an, und bald würden vierzig und mehr Patienten im Warteraum von Facharzt Dr. Bharucha sitzen.
    Jeder wusste, dass es für einen unbezahlt arbeitenden Facharzt sträflich war, nicht wenigstens eine halbe Stunde zu spät zur Sprechstunde in einer Sozialklinik aufzutauchen. Das Mindeste, was man von ihm erwarten konnte, wenn er sich den Respekt von Patienten und Mitmedizinern verdienen wollte, war, sich um zwei Stunden zu verspäten. Viele Ehrenamtliche gingen lieber auf Nummer sicher und ließen sich, um ihren Status zu wahren, überhaupt nur jeden zweiten Tag blicken. Dr. Mehli Bharucha war ein gewissenhafter Arzt. Er verspätete sich lediglich um fünfunddreißig Minuten.
    â€žWann haben die Schmerzen und das Brennen angefangen?“, fragte der Arzt, während er Eddies Puls und Blutdruck prüfte und seine Brust abhorchte.
    â€žVor zwei Tagen. Gegen elf Uhr vormittags. Bis dahin ging es mir hervorragend.“ Eddie wartete darauf, dass die jungen Leute in weißen Kitteln, die hinter Dr. Bharucha herumlungerten, endlich das Weite suchten. Die Sache ging nur ihn und den Arzt etwas an. Er war kein Ausstellungsstück auf einer Monstrositätenschau. Aber die Gruppe machte keine Anstalten zu verschwinden, und Dr. Bharucha schien sich nicht an ihrer Anwesenheit zu stören. Herr im Himmel, das waren zweiundzwanzig Leute! Und zwar ungelogen, er hatte sie gezählt, und einige davon waren Frauen, junge Frauen.
    â€žMachen Sie sich bitte unten frei“, sagte Dr. Bharucha.
    Kannst du dir abschminken, Herr Doktor, nicht ums Verrecken. Eddie würde ganz gewiss nicht seine unschätzbaren Erbstücke vor dieser buntscheckigen Menge zur Schau stellen. Er kam aus einer alten aristokratischen Familie in Goa, die einst die zweitgrößte Reisproduzentin der indischen Westküste gewesen war und hektargroße Mango-, Cashew- und Kokosnussplantagen sowie drei Manganbergwerke besessen hatte. Er konnte, nein, er würde dem Arzt unter keinen Umständen gehorchen. Was würde seine Mutter sagen? Er zog die Hose aus.
    â€žJetzt die Unterwäsche.“
    â€žWas?“ Eddie hatte sich mit Sicherheit verhört. „Ihre Unterhose, bitte.“ Dr. Bharucha wiederholte es noch einmal. Der alte Schmutzfink. Es waren doch Leute da, junge Leute; sie würden schockiert sein. Das hier waren nicht die USA oder Großbritannien, wo die Frauen keinerlei Scham kannten und fingerbreite Minis trugen, die gerade mal ihren Schoß bedeckten, und ohne einen Faden am Leib am Strand lagen, um braun zu werden. Selbstverständlich gab es Millionen von Indern, Katholiken nicht ausgeschlossen, die liebend gern ihre braune, dunkelbraune, hellbraune oder schwarze Haut abgelegt und gegen den hellen Teint der Ausländer eingetauscht hätten; alles, absolut alles, nur um weiß zu sein. Es war zwar kaum zu glauben, aber er hatte gelesen, dass in einem Münchner Park namens „Englischer Garten“ Männer und Frauen und sogar ihre Kinder nackt im Gras lagen, während der Rest der Bevölkerung dieses Sodom und Gomorrha an ihnen vorbeispazierte, als sei das für Deutsche das Normalste auf der Welt. Das hier war jedoch Bombay/Indien, Doc, wo er, Eddie Coutinho, sofort gelyncht werden würde, wenn die Eltern dieser Studentinnen und Studenten erfahren sollten, dass es einen Mann gab, einen rabiaten und rasenden Exhibitionisten, der in der Ambulanz eines staatlichen Krankenhauses, ja, des bereits im neunzehnten Jahrhundert erbauten, altehrwürdigen J.J. Hospitals, nicht nur die Hose, sondern auch den Slip hatte fallen lassen! Ein Glück, dass er seine neue VIP -Unterhose anhatte und nicht seine alte von

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