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Die Statisten - Roman

Die Statisten - Roman

Titel: Die Statisten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A1 Verlag GmbH
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spricht schon seit wer weiß wie lange nicht mehr mit mir, aber wenn ich heute Abend nicht nach Hause komme, rastet sie aus. Dann geht sie zur Polizei, die sie nicht ausstehen kann. Und Belle lässt sich von mir scheiden, sobald sie von der Sache erfährt.“
    Ravan hatte den Eindruck, dass Eddie anfing zu delirieren.
    â€žIch wusste gar nicht, dass ihr verheiratet seid.“
    â€žSind wir auch nicht. Aber jetzt verlässt sie mich bestimmt.“
    Die Schwester kam, um Eddies Temperatur zu messen, und schnauzte Ravan an.
    â€žRunter vom Bett! Und außerdem ist es schon nach sieben. Sie müssen gehen.“
    â€žNur noch fünf Minuten, Schwester“, bettelte Eddie, als Ravan von seinem Bett aufstand. „Bitte.“
    â€žIhre Temperatur steigt, Mr Coutinho. Ich hole jetzt Dr. Bharuchas Assistenten. Wenn Ihr Freund dann immer noch da ist, ruft er den Wachmann und verbietet Ihnen, überhaupt noch Besuche zu empfangen.“
    â€žKeine Sorge, Schwester, wenn der Assistenzarzt kommt, bin ich längst weg.“
    â€žWie soll ich meiner Mutter noch ins Gesicht sehen? O Gott, Pater D’Souza wird mich exkommunizieren! Und was wird nur aus Pieta werden?“
    Ravan tat sich schwer, mit Eddies verschiedenen Gedankensträngen Schritt zu halten. Und er stolperte über das Wort „exkommunizieren“. Was immer es bedeuten mochte – es verhieß nichts Gutes. „Wer soll denen schon erzählen, dass du im Krankenhaus bist?“
    â€žDer Arzt sagt, ich muss wenigstens eine Woche hier bleiben.“
    â€žIch kann deiner Mutter, sobald ich wieder zu Hause bin, ja erzählen, du musstest ganz kurzfristig zu einem siebentägigen Dreh für den ,Letzten Tango in Bombay‘ aus der Stadt.“
    â€žRavan, du bist ein Genie! Das ist eine glänzende Idee! Sie ist keine Frau. Sie ist der leibhaftige Teufel!“
    â€žVon wem redest du? Deiner Mutter?“
    â€žStell dich nicht blöd! Ich meine Sapna-ji.“
    â€žWie kannst du über die Dame nur so reden!“ Ravan schüttelte in gespielter Empörung den Kopf. „Sie ist eine Göttin, unsere Sapna-ji! Ein Traum von einem Mädchen, wie ihr Name bereits verrät. Wenn ich mich recht erinnere, Brando, wollte sie dir eine Rolle in dem Film beschaffen.“
    â€žHalt die Klappe, du Klugscheißer. Du musst mir nicht auch noch Chilis ins Gewissen reiben!“ Eddie schloss die Augen. „Aber du hast recht. Ich verdiene es, alles, was du sagst. Und erzähl es bloß nicht weiter, meine Mutter kann eine ziemliche Pest sein.“
    Die Krankenschwester kam wieder. „Was, Sie sind noch da?“
    â€žNein, bin ich nicht. Das ist nur mein Schatten. Er ist sehr eigensinnig und folgt mir nicht immer. Bis morgen, Eddie.“
    â€žSprich besser nicht mit meiner Mutter. Du weißt es vielleicht nicht, aber sie mag dich nicht besonders.“
    Was du nicht sagst, dachte Ravan, da wäre ich nie drauf gekommen!
    â€žVersuch es mit Pieta oder Oma.“
    Bereits am dritten Tage kreischte Eddie nicht mehr jedes Mal das ganze Krankenhaus zusammen, wenn er pinkeln musste. Er war nach wie vor schwach, aber er spürte, dass er der Star der Station war. Alle schienen ihn zu kennen und verfolgten seine Besserung mit brennendem Interesse. In den Augen seiner Bettnachbarn war er eine exotische Kreatur. Er war keiner von ihnen. Er litt nicht an etwas so Einfallslosem wie Bronchitis, Asthma, Emphysem oder Lungenentzündung; er hatte etwas, auf das die Schwestern nur dunkel anspielten. Es war etwas Unaussprechliches, Namenloses, das sich nur mit zwei Anfangsbuchstaben umschreiben ließ: V.D. – venereal disease, Geschlechtskrankheit. Zu seiner Rechten lag der bebrillte Mr Sathe, der einen blechern kratzenden Husten hatte und sich ständig zu räuspern versuchte, als sei seine Kehle mit einer dünnen Membran von Kaugummi ausgekleidet. Das Bett zur Linken wurde vom zänkischen Mr Peter Alvares eingenommen, der der festen Überzeugung war, das Pflegepersonal sei dafür verantwortlich, dass er im Krankenhaus lag. Jedes Mal, wenn er eine Krankenschwester sah, rief er sie zu sich und beschwerte sich über das abscheuliche Essen, den klappernden Deckenventilator oder die anderen Patienten, deretwegen er vernachlässigt wurde; und überhaupt würden sie alle versuchen, ihn zu vergiften. Er habe Beweise, unwiderlegliche Beweise für die Mordversuche, die täglich

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